Das Sterben der Delfine

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Eine ehemaliger Delfin-Trainer der US-Serie Flipper macht sich auf, um die grausame Jagd auf Delfine in einer japanischen Bucht zu dokumentieren.

Der Auslöser war jener Tag, an dem einer der fünf „Flipper“-Delphine aus der legendären TV-Serie der 1960er Jahre in Ric O’Barry’s Armen gestorben ist. Dieser Tag brachte den Delfintrainer zum Umdenken. O’Barry glaubte zu spüren, dass das Delfinweibchen freiwillig ihr Leben beendete, indem es sein Atemloch verschloss und erstickte. Nach dem „Selbstmord“ als Folge der Gefangenschaft war der Trainer davon überzeugt, dass Delfine ebenso wie Menschen über ein Bewusstsein verfügen. O’Barry machte in der Folge einen radikalen Sinneswandel durch und setzt sich seither vehement für den weltweiten Schutz der Delfine ein. Der Aktivist fungiert als Hauptprotagonist der Dokumentation, deren Titel sich auf einen Abschnitt des japanischen Küstenortes Taiji bezieht, an dem Delfine gejagt und brutal geschlachtet werden.

Illegale Mission

Erzählt wird die illegale Mission, die O’Barry organisiert, um an dem für ihn grauenhaften Ort Bild- und Tonaufnahmen zu machen. Keine einfache Aufgabe, denn die Bucht ist mit Stacheldraht und Security gegen Journalisten und Fotografen gesichert. O’Barry stellt also eine Truppe von Spezialisten – Taucher, Surfer und Unterwasserfilmer – zusammen, die Aufnahmen vor Ort machen sollen. Mit diesem Material soll die Öffentlichkeit auf die gängigen Praktiken aufmerksam gemacht werden.

Rund um diese Aktion liefert der Film eine Reihe wichtiger Hintergrundinfos zu Delfin- und Walfang. Erzählt wird vom Geschäft mit den lebenden Delfinen, die für Vergnügungsparks gefangen und trainiert werden und für die bis zu 150.000 Dollar bezahlt werden. Auch warum die Delfine geschlachtet werden, obwohl selbst die Japaner kaum Delfinfleisch essen und ein Großteil des Delfin-Fleisches höchst quecksilberhaltig ist. Gar nicht gut weg kommt die Internationale Walfangbehörde, die in dem Film der absoluten Tatenlosigkeit bezichtigt wird. Das 1986 eingeführte Verbot für kommerziellen Walfang weist etliche Schlupflöcher auf. Obwohl Delfine den Zahnwalen zugehörig sind, hat das Verbot für diese Gruppe keine Gültigkeit. Alleine in Japan werden jährlich Tausende Delfine in Küstenlagunen und Buchten getötet.

„Die Bucht“ zeigt all die Hintergründe dieser Tierschutztragödie auf und tut dies auf dramaturgisch höchst gekonnte Weise. Selten war ein Dokumentarfilm spannender gestaltet – ein wahrer Thriller, der seinen Spielfilmpendants kaum nachsteht. Trotz starker Dramatisierung der Thematik wirkt er aber nicht unseriös. Es ist gut vorstellbar, dass nicht wenige Kinobesucher vom Engagement und der Leidenschaft der Protagonisten mitgerissen werden und selbst zu dem Thema aktiv werden. Was letztlich auch Ziel des Films ist.

Wie sagt O’Barry doch treffend in einer Sequenz des Films: „Wenn es nicht möglich ist, das Problem dieser kleinen japanischen Bucht zu lösen, wie sollte dann je ein wirklich großes Problem in dieser Welt gelöst werden können?“

Die Bucht (The Cove)

USA 2009. Regie: Louie

Psihoyos. Verleih: Polydor. 90 Min.

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