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In "My Summer of Love" brechen zwei Mädchen unterschiedlicher Herkunft aus ihrem Alltag aus.

Tamsin kommt aus gutem Hause, hört Edith Piaf und zitiert Friedrich Nietzsche. Ihre Sommerferien verbringt sie auf dem Landhaus ihrer Eltern im englischen Yorkshire. Mona ist Waise und lebt dort im Dorf gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Phil im Haus einer heruntergekommenen Bar. Trotz oder gerade wegen ihrer unterschiedlichen Herkunft fühlen sich die beiden Mädchen stark zueinander hingezogen. Einen Sommer lang erleben sie eine leidenschaftliche Freundschaft und brechen gemeinsam aus ihrem gewohnten Leben aus.

Die für Jugendliche so wichtige Zeit der Entdeckung, Provokation und Sinnsuche komprimiert Regisseur Pawel Pawlikowski in "My Summer of Love" auf den zeitlichen Rahmen einer Jahreszeit.

Es gelingt ihm, die Zuseher mit auf die Ebene der beiden Mädchen zu heben, ihnen beim Ausleben ihres Sommerhochs zuzusehen oder auch über ihre Eskapaden den Kopf schütteln zu können. Die traumähnliche Welt der zwei stellt er in der Bildsprache mit verschwommenen Farben überdeutlich der Realität im Film gegenüber. Letztlich stößt die schier grenzenlose Harmonie der beiden an die Schranken ihrer sozialen Herkunft. Der Einsatz im Spiel des Lebens ist für jede unterschiedlich hoch. Im Gegensatz zu Tamsin, die ihre Ferien am Land verbringt, haben die Ereignisse für Mona direkte Auswirkungen auf ihr Leben. Ihr Ex-Liebhaber erhält einen ordentlichen Denkzettel, und auch ihr Bruder Phil, der sich als "Wiedergeborener" unerwartet zu einem neuen Leben berufen fühlt, bleibt nicht unverschont. Während etwa Nietzsches "Gott ist tot" für Tamsin nur eine abstrakte Idee bleibt, so hat sie für Mona, die diese Worte - ohne deren Bedeutung zu kennen - ihrem Bruder provokant an den Kopf wirft, sehr reale Konsequenzen.

"My Summer of Love" macht so die Grenzen zwischen Sein und Schein, Spiel und Wirklichkeit deutlich und zeigt, wie Träume oft am harten Boden der Realität zerbrechen.

My Summer of Love

GB 2004. Regie: Pawel Pawlikowski.

Mit Natalie Press, Emily Blunt, Paddy Considin. Verleih: Polyfilm. 86 Min.

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