Begabung, die der Gesellschaft dient

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Thema: Eliten

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Das Schwerpunktthema "Elite“ in FURCHE 9/2011 hat meines Erachtens einen strukturellen Mangel bei der Begabungsförderung im Bereich österreichischer Hochschulen aufgedeckt. Für die exzellenten Maturanten gibt es wohl Bundesstipendien und Beihilfen durch die Bundesländer. Der Aspekt der Bedürftigkeit steht dabei nicht selten im Vordergrund.

Und beim deutschen Nachbarn? Hier sollen zwölf unabhängige Begabtenförderwerke mit Bundesmitteln sicherstellen, dass die drei bis zehn Prozent der Hoffnungsträger eines Jahrgangs in eine Förderung aufgenommen werden. Der soziale Aspekt wird dabei nicht ausgeblendet. Unabhängig davon gibt es ein Büchergeld von bald 300 Euro. Die dritte Säule ist die ideelle Förderung. Sie soll sicherstellen, dass Stipendiaten ihre Verantwortung für die Gesamtgesellschaft erkennen und schulen.

Die jeweiligen Förderwerke nehmen dabei unterschiedliche weltanschauliche Perspektiven ein. Sie sind parteinah, gewerkschaftlich, wirtschaftsorientiert oder konfessionell ausgerichtet. Gerade die drei konfessionell geprägten Einrichtungen Cusanuswerk, Studienwerk Villigst und Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk legen Wert darauf, dass Begabung der Allgemeinheit dienen soll und von religiösen Werten getragen ist. Vielfältige Zusatzangebote und Sommerakademien werden oft ehrenamtlich durch Hochschullehrer verantwortet, die selbst diese Förderung durchlaufen haben.

Dieser pluralistische Ansatz, bei dem der Staat der Zivilgesellschaft den Vortritt lässt, ermöglicht es den Religionsgemeinschaften, Menschen von Charakter und Bildung zu fördern, die in Religion und Gesellschaft verantwortlich handeln gelernt haben. Gleichzeitig nimmt der Staat alle gesellschaftlichen Gruppen in die Verantwortung, dafür Energie und Ressourcen bereitzustellen.

* Der Autor, Rabbiner, leitet das Abraham-Geiger-Kolleg in Berlin

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