Ich will da rein", so hat Gerhard Schröder vor Jahren gerufen und an den Gittern, die das Gebäude des Bundestages in Bonn umgeben, gerüttelt. Jetzt ist er drinnen. Und nun will er wieder raus. Raus aus einem Krieg, den er als deutscher Kanzler führen muß, weil Pakttreue verpflichtet. Auch Amerikas Clinton, ehemaliger Antikriegsdemonstrant, will wahrscheinlich wieder "raus", aber auch er hat irgendeinmal ein Versprechen abgegeben und - mitgehangen, mitgefangen.
Dabei sage mir keiner, daß man dem Umvolker in Belgrad nicht auch anders beigekommen wäre. Aber nein, es muß gebombt werden und nachher wird mit dem Herrn "Kriegsverbrecher" wieder verhandelt werden wie mit Saddam Hussein in Bagdad. Und eigenartigerweise ist Belgrad mit Bagdad ähnlich geworden. Nur, daß jetzt das vielbelächelte, ins Elend gerüstete Rußland als Vermittler auf den Plan tritt und damit wieder als Weltmacht zu agieren beginnt. Das wird viele Dollars kosten und wer hinter die Kulissen zu schauen gewillt ist, sieht, daß man das alles ohne Bomben, Awax und Tausenden Toten auch hätte erreichen können.
Die einzigen, die bei dem ganzen Tanz schlecht weggekommen wären, wären die Betonschädeln in Belgrad und die Waffenfabrikanten rund um den Erdball gewesen. Aber so - nein -, so wie es jetzt ist, wie es geschehen ist, sollte es nicht sein. Da mögen diese oder jene von Gutmenschen faseln und zynisch lachen, so, Herrschaften, so wollen wir dieses neue vereinte herbeigewünschte Europa nicht haben.
Wir haben für ein sicheres und friedliches Europa gestimmt, für ein Europa, in dem nie, nie wieder Krieg geführt werden darf, und der Balkan gehört zu Europa, daran darf doch nicht gezweifelt werden. Adenauer, De Gaulle, Helmut Schmidt, Mitterrand und Helmut Kohl haben Frankreich und Deutschland endgültig ausgesöhnt (es muß keine Liebe sein, Vertrauen genügt) und sowas muß nun wieder geschehen. Trotz Doppelkreuz und Kopftuch, trotz Wut, Unvernunft und Haß. Schade, daß Vranitzky die Sache nicht in die Hand nehmen wird, er und Dr. Petritsch wären die geeigneten Fachleute gewesen. Aber es muß auch so gehen. Es muß, weil wir alle das wollen und weil Europa das braucht wie ein Mensch die Luft zum Atmen.
