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Zwei Schönherr-Dramen in den Innsbrucker Kammerspielen.

Zweimal Schönherr in den Innsbrucker Kammerspielen, in einer Co-Produktion mit den Theatern in Bruneck und in der Altstadt in Meran: Erst wütet der "Weibsteufel", eines der namhaftesten Schönherr-Dramen, dann provoziert "Es", das eher selten im Theater präsent war. Das erste ein Bauernstück, trutzig, wild und von Klaus Rohrmoser so urwüchsig auf die einem abstrakten Fuchsbau ähnelnde Bühne gestemmt (Klaus Gasperi), dass es einem kalt über den Rücken rieselt. Das zweite ein städtisches Ehedrama von so beeindruckender Modernität, dass man das Entstehungsjahr - 1922 - eher mit Ungläubigkeit registriert (geschickt reduzierter Naturalismus: Isabella Gregor).

Und dennoch geht es bei aller äußeren Gegensätzlichkeit in beiden Fällen um dieselben Thematik: um den Kampf der Geschlechter, den die Frau aufgrund ihrer erdigen Mutter-Vitalität eindeutig gewinnt.

Das Weib (Brigitte Jaufenthaler), "auf'grissen bis auf'n Grund", wird schließlich zur machtbesessenen Weibsteufelin, die sowohl ihrem fuchsschlauen Mandl (groß: Peter Mitterrutzner) als auch dem hitzigen, schianen Kraftlackl Lukas Lobis den hochgeschnürten Sonntagsschuh auf den Stiernacken setzt.

Und weiter: Ulrike Lasta, eine moderne Arztgattin, die zum unfreiwilligen Opfer einer hyperrealistisch dargestellten Abtreibung wird. Ihr Mann, ein radikaler Eugeniker (Nik Neureiter), beseitigt das ungeborene "unwerte Leben" der beiden, da es eine Erbkrankheit weitertragen könnte. Die Frau, die in nahezu artistischen Verführungskünsten das Ziel einer erneuten Schwangerschaft erreicht hat, triumphiert am Ende: "Nur Gesunde? Dann wär's nicht mehr auszuhalten in der Welt!"

Sehr gut gespielte, packende Geschichten, die nicht nur das Theater schreibt. Höchste Zeit, Schönherr wiederzuentdecken.

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