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"Die kahle Sängerin" von Ionesco feiert in Linz ein triumphales Comeback.

Im Jahr 1950 in Paris uraufgeführt und seit 1957 im Pariser Théâtre de la Huchette eine Konstante im Spielplan, ist "Die kahle Sängerin" zum Kultstück geworden. Im Linzer Landestheater wurde es erstmals 1975 gegeben. Erst jetzt, 32 Jahre später, wurde es von Gerhard Willert in den Kammerspielen neu inszeniert und wird in Stimmigkeit mit der verrätselten, "automatischen Sprache" (Ionesco) in einem Labyrinth aus echten Buchsbaumhecken gezeigt. In parodistischer Übertreibung und Wiederholung beschränken sich die sechs Figuren auf ihr triviales Leben. Ionesco definierte sein "Anti-Stück" als "die Tragödie der Sprache". Wie aktuell diese ist, zeigen die um sich greifenden Allerweltsfloskeln aus Medien und Werbung und viele weitere Symptome für Sinnentleerung, Beziehungs-, Handlungs- und Identitätsverlust.

Gerhard Willert lässt keinen Wunsch in Personenführung oder Sprachschärfe offen und lässt dabei auch dem Humor seinen Stellenwert. So geschieht es, dass die Schauspieler in ihrem absurden Rollenspiel unendlich komisch, aber nicht lächerlich wirken, obwohl ihr Verhalten und ihr Gerede so lachhaft ist.

Mit ihrem Gelaber und ihrem stereotypen Gelächter ist Silvia Glogner eine herrlich groteske Mrs Smith, der Sebastian Hufschmidt als ihr Ehemann ein ebenbürtiger Partner ist. In einem abstrusen Dialog über die Watsons, die alle Bobby mit Vornamen heißen, geraten sie in ein Namenslabyrinth. Da kündigt die Magd Mary, die sich für Sherlock Holmes hält, (recht unverfroren Wanda Worch), das schüchterne Ehepaar Martin als die längst erwarteten Gäste an. Und "wie sonderbar!": Während sich die Smiths angeblich umziehen, gelingt es Mr und Mrs Martin (Soeren Langfeld und Barbara Novotny) in aller Ruhe, aber von umwerfender Komödiantik herauszufinden, dass sie Mann und Frau sind. Eine Farce liefert Erich Josef Langwiesner mit seinem Auftritt als Feuerwehrhauptmann. Auf der Suche nach einer Feuersbrunst erzählt er pointenlose Anekdoten aus seinem Leben. Seine Frage "Was macht die Kahle Sängerin?" beantwortet Mrs Smith programmatisch absurd: "Sie trägt immer noch die gleiche Frisur!"

In der letzten Szene explodiert ein kakophonischer Streit, in dem die Smiths und Martins einander wutentbrannt blanken Nonsens an den Kopf werfen, bis sie abwechselnd skandieren "Es ist nicht dort! Es ist da!" Abdunkeln. Licht. Jetzt aber befinden sich die Martins an der gleichen Stelle wie zuvor die Smiths, und alles beginnt von vorne.

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