"Gens da zruck und dann links aufi", sagte neulich ein Wiener Straßenbahnfahrer einer Inderin, als sie ihn nach dem Weg fragte. Stumm blieb ich in der Nähe, um ihr notfalls das ganze ins Hochdeutsche zu übersetzen, doch das war gar nicht nötig: Im Unterschied zum einheimischen Straßenbahnfahrer beherrschte die Frau beide Sprachebenen. Ein Glück für sie, wenn sie im österreichischen Alltag überleben will, wo solche Szenen gang und gäbe sind. Am Fuß der Großglockner Hochalpenstraße wurde ich Zeuge, wie verdutzte Ungarn gefragt wurden: "Oamoi aufi und zruck?" Erstaunt, dass er nicht verstanden wurde, hat es der Maut-Einheber auf Englisch versucht. Ja, ja, gewisse Kreise in FPÖ und ÖVP haben schon recht: Deutschkenntnisse sind nicht genug für die Einbürgerung! Landeskunde, Brauchtum und ein bisschen Dialektverständnis braucht es auch. Und warum soll jemand bloß mit seinem Computer-Spezialwissen zu uns kommen und hier viel Geld verdienen. Vielleicht brauchen wir ja auch schon bald nicht mehr so viele Computerfachleute, wenn sich der Vorschlag der Unterrichtsministerin durchsetzt: eine Deutschstunde weniger in der ersten Klasse Gymnasium, dafür eine Stunde Textverarbeitung. Mehr Deutsch für Ausländer, weniger Deutsch für Österreicher - ein schlüssiges Koalitionsprogramm! So wird Österreich den Rückstand an eigenen Computerfachleuten ausgleichen, und die Ausländer werden endlich ordentlich deutsch lernen; das Gesetz ist ja schon in Kraft. Es könnte natürlich auch sein, dass die "Ausländer" (ja, ja, das bleiben sie auch mit ihrer neuen Staatsbürgerschaft, denn der geschulte Blick der österreichischen Kulturnation sieht ihnen ja an, dass sie keinen Bezug zu Apfelstrudel und Walzer haben) in zehn Jahren bessere Chancen haben, weil sie besser hochdeutsch sprechen. Gar nicht zu sprechen von den Fremdsprachen, die sie angeblich beherrschen. Damit wird es in Österreich auch nicht besser werden, denn die Grammatik der Muttersprache ist bekanntlich das wichtigste Fundament zum Erlernen einer Fremdsprache.
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