Der andere Horizont

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Licht- und Wahrnehmungskünstler James Turrell im MAK.

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Licht- und Wahrnehmungskünstler James Turrell im MAK.

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Neue Horizonte des Sehens erschließt derzeit das Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) mit den Lichtinstallationen des Amerikaners James Turrell. "The Other Horizon" heißt die Ausstellung des 1943 in Los Angeles geborenen Künstlers, Piloten und Vulkanbesitzers, der sich seit nunmehr 30 Jahren mit Licht und Wahrnehmung. Es geht ihm nicht darum, Objekte zur ästhetischen Betrachtung herzustellen, sondern vielmehr um die Bedingungen des Sehens, um das Spiel mit den Grenzen menschlicher Wahrnehmung. Seine "Lichträume" entführen den Betrachter aus der vertrauten Welt des Sehens.

Mit Fluoreszenz-Licht ausgeleuchtete Hohlräume beschwören die Illusion von greifbarem Licht, wohingegen die Dreidimensionalität eines Raumes in Flachheit umgewandelt wird. Der Betrachter erlebt Licht und Raum, wie sonst nur in weißen, leeren Träumen oder bei Schneeblindheit.

Die Installation "Wide Out", ein speziell für das MAK konzipierter, von gleichförmig blauem Licht erfüllter Raum, ermöglicht den Besuchern physisch einzutauchen - gewissermaßen in eine Vision des Himmels auf Erden. Bei ähnlichen Experimenten mit dem Aspekt des Ganzfeldes empfanden - laut Turrell - die Besucher eine Störung des Gleichgewichts, die so stark war, daß sie auf Händen und Knien durch die Ausstellung krochen.

Das Ungewöhnlichste an Turrells Biographie ist jedoch, daß er 1974 das Guggenheim Fellowship darauf verwendete, mit dem Flugzeug sieben Monate lang nach einem geeigneten Ort für die Fortsetzung seiner Atelierarbeit im Außenraum zu suchen. Das Objekt seiner Begierde wurde ein erloschener Vulkan im Norden Arizonas, der "Roden Crater", den er nun sein Eigentum nennt: Er soll schrittweise - mit einem unterirdischen System von Kammern und Gängen - zu einem gigantischen Himmelsobservatorium umgebaut werden: "Der Kraterraum soll das Erlebnis der Himmelswölbung unterstützen und begreifbar machen. Es wird durch die Form des Kraters, die Größe des Raumes und die Höhe des neuen Horizontes über dem normalen Horizont erreicht."

Bis 21. März Stubenring 5, 1010 Wien

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