Des großen Meisters letzter Film

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Er gilt als bedeutendster Vertreter des Anime, der japanischen Spielart des Animationsfilms. Bei den letztjährigen Filmfestspielen in Venedig kündigte Hayao Miyazaki, 73, an, sich vom Filmemachen zurückzuziehen. Somit ist "Wie der Wind sich hebt", den er in Venedig vorstellte und der nun in die heimischen Kinos kommt, der letzte Film dieses Meisters.

Erstmals nimmt sich Miyazaki eine historische Gestalt für seine Hauptfigur als Vorbild: Jiro Horikoshi (1903-82) war Konstrukteur des "Mitsubishi Zero", des legendären Jagdfliegers im Zweiten Weltkrieg, dem auch die US-Air Force nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte. "Wie der Wind sich hebt" ist also ein zeitgeschichtliches Tableau, das dem fernen Europäer auch ein wenig Nachhilfeunterricht in japanischer Geschichte bietet. Allerdings macht Miyazaki natürlich keine animierte Geschichtsdoku, sondern er erzählt vom unbändigen Verlangen des Buben Jiro, die Lüfte zu erobern. Weil er wegen seiner Kurzsichtigkeit nicht Pilot werden kann, wird er zum Ingenieur, der den japanischen Flugzeugbau revolutioniert.

Kontroverse um den "unpolitischen" Zugang

Das politische Umfeld -auch ein Besuch des jungen Ingenieurs bei den Junckers-Werken in Deutschland -ist aber bloß die Folie einer zauberhaften Erzählung, die auch die Liebesgeschichte zwischen Jiro und der tuberkulosekranken Nahoko, beinhaltet. In Fernost gab es heftige Kontroversen um diesen "unpolitischen" Zugang. Die Rechte in Japan denunzierte den Film als "antijapanisch" - was vielleicht auch der Tatsache geschuldet war, dass Miyazaki zu den Gegnern der revisionistischen Politik von Premier

Abe zählt. In Korea, Opfer der japanischen Aggression, wurde "Wie der Wind sich hebt" als kriegsverherrlichend gebrandmarkt.

Fern von diesen politischen Kontroversen erweist sich Miyazakis letzter Film aber als würdiger und krönender Abschluss seines Schaffens, das man nicht missen sollte. Und vielleicht lässt sich der nunmehrige Altmeister ja doch noch zu einer -allerletzten - Leinwandarbeit erweichen. (Otto Friedrich)

Wie der Wind sich hebt (Kaze tachinu) J 2013. Regie: Hayao Miyazaki. Polyfilm. 126 Min.

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