Deutsche Unoper

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Schumanns Oper "Genoveva" scheiterte wieder einmal.

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Schumanns Oper "Genoveva" scheiterte wieder einmal.

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Wissen Sie mein morgen- und abendliches Künstlergebet? Deutsche Oper heißt es!" Dieses sein Credo versuchte Robert Schumann 1850 mit "Genoveva" in die Realität umzusetzen, heuer steht die Oper am Spielplan der Wiener Festwochen. Die Etablierung einer deutschen Operntradition sollte erst Richard Wagner gelingen, "Genoveva" ging als missglückter Versuch in die Geschichte ein. Missglückt deshalb, weil sich Schumann von der italienischen und französischen Oper dadurch abgrenzte, dass er sich in seinem einzigen Musiktheaterwerk rigoros dramatische und musikalische Effekte verbat. Verinnerlichung statt Äußerlichkeiten; romantisch eben, aber untauglich für die Opernbühne.

Regisseur Achim Freyer macht im Theater an der Wien aus der dramatischen Not eine Tugend und inszeniert die Geschichte der heiligen Genoveva als statische Geometrie der Gefühle. Die Protagonisten sind dreidimensionale geometrische Figuren, die hin und wieder mittels Aufklappen ihr Inneres preisgeben (Die Kostüme stammen von Freyers Tochter Amanda). Die vielschichtigste Figur der Unoper ist der Ritter Golo, der aus Rache über seine abgewiesene Liebe die Gräfin Genoveva als vermeintliche Ehebrecherin ans Messer liefern will: Deon van der Walt ist mit seinem hellen, innigen Tenor auch der gesangliche Angelpunkt der Aufführung.

Für Dirigent Gabriele Ferro macht sich Werktreue nicht bezahlt. Weil er das Leipziger Gewandhausorchester - durchaus im Schumannschen Sinn - zu fast keinem Höhepunkt kommen lässt, wurde er mit grimmig höflichem Applaus und einigen Buhs bedacht. Die Missfallenskundgebungen kann er getrost an den Komponisten weitergeben, auch wenn dieser Robert Schumann heißt.

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