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Die Frau des Jahres

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Das Hörfunk-Frauenmagazin VIVA stellt immer wieder vorbildhafte Frauen vor, die oft unbemerkt von der Öffentlichkeit Großes leisten - die durch ihr Vorbild anderen Mut machen können. Aus den gesendeten Portraits wählen dann die Hörer(innen) jene Frau, die besonders sympathisch und interessant wirkt. „Frau des Jahres 1995” wurde Erika Bogner, deren Geschichte eigentlich die ihrer Enkelin Shirin ist.

Das Kind wurde schon im Mutterleib mit dem AIDS-Virus infiziert. Ihre Eltern hatten sich bei einer Entziehungskur kennen- und liebengelernt. Voller Hoffnung wolltensie ein neues Leben beginnen, völlig „clean” und mit dem Baby Shirin. Beide sind inzwischen gestorben. Erika Bogner zieht seitdem ihre Enkelin alleine auf.

Für Erika Bogner ist Aids kein Tabu. „Ich fürchte eher die, die mir nahe kommen”, so Shirins Oma bei der Überreichung der „ Vibe”, der Statue einer keltischen Göttin, als symbolische Auszeichnung für die „Frau des Jahres”.

Erika Bogner hat gegen Behörden gekämpft und tut es noch immer, sie kämpft gegen die Ausgrenzung und Diskriminierung des aidskranken Mädchens. Einen Platz im Kindergarten hat man Shirin verweigert. In die Schule kann sie dank einer verständnisvollen Lehrerin und Direktorin gehen.

Die Krankheit ist bei Shirin inzwischen artsgebrochen und niemand kann sagen, wieviel Zeit ihr noch bleibt. Erika Bogner lebt dafür, ihr noch möglichst viele schöne Stunden zu bereiten. „Und was ich für Shirin tue, tue ich jetzt für die anderen an AIDS erkrankten Kinder auch.” Sie hat sich für die Gründung der ersten österreichischen Kinder-AIDS-Hilfe eingesetzt und wird sich auch später weiter um diese Kinder kümmern. Übrigens etwas ganz Selbstverständliches für Erika Bogner.

Shirin war inzwischen in einer Spe-zialklinik in Düsseldorf, wo man ihr eine Magensonde eingesetzt hat. So kann sie im Schlaf ernährt werden, die Apparatur ist aber nicht sichtbar und behindert das Kind nicht sehr -wieder eine Hoffnung mehr für Frau Bogner, das Mädchen ein paar Jahre länger am Leben zu erhalten.

Die beiden leben nach wir vor in ih -rer Heimat Aschach an der Donau. Und immer noch geht der Kampf um Anerkennung und Unterstützung von Erika Bogner weiter. Shirin muß jetzt gelegentlich im Rollstuhl sitzen -nicht, weil sie nicht mehr gehen könnte, im Gegenteil: sie soll nicht soviel herumspringen, weil sie bei zuviel Bewegung nicht zunehmen würde.

Am Tag der Auszeichnung ihrer Oma zur „VIVA - Frau des Jahres 1995” blieb es allerdings nicht beim Stillsitzen. Nachdem Shirin höflich Fragen beantwortet hatte, entfloh sie unbemerkt dem Rummel und erkundete den eleganten Rahmen, in dem ihre Großmutter geehrt wurde.

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