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Cornelia Crombholz inszenierte Federico García Lorcas "Bluthochzeit" am Grazer Schauspielhaus.

Deine Tränen sind bloß Tränen der Augen, die meinen steigen mir, wenn ich allein bin, aus den Fußsohlen hoch ..." Federico García Lorcas Frauen zelebrieren ihr Schicksal mit heiliger Wollust, so selbstverständlich, als würden sie das kurze Glück ihres Lebens und die ewige Bitternis, die ihm folgt, aus dem Besteckkasten holen. Die "Bluthochzeit" ist eine lyrische Tragödie, in der die Schuld eine Nebenrolle spielt. Schwer wiegen Tradition und Ehre, Frauen welken wie Schnittblumen und das Blut der ermordeten Männer tränkt den unfruchtbaren Boden.

Cornelia Crombholz' Grazer Inszenierung lebt von starken und stillen Momenten. Dann vor allem, wenn die hervorragende Therese Affolter ihren Mutter-Part zwischen flirrender Klage und raubtierhafter Hetzlust beklemmend balanciert: eine Sphinx des Leidens und der Rachsucht, die den Bräutigam, ihren willensschwachen Sohn (Dominik Warta), ins Verderben treibt. Doch ausgeliefert sind hier alle, sich selbst, dem Nachbarn, der Landschaft, den Disteln. Sie alle drehen ihre Runden in einer aus hellen Holzlatten gezimmerten Stierarena (Bühnenbild: Florian Barth); rotierendes Geschrei zu balkanischer (warum eigentlich nicht zu spanischer?) Live-Musik und Gartenstühle, die wie Hörner empor gestoßen werden, jagen Leonardo (Sebastian Reiß), der sich seine große Liebe (grandios Martina Stilp als Braut) am Tag ihrer Hochzeit zurückholt.

Lorcas Verse stehen wie die Hitze Spaniens über dem tragischen Treiben. Für kurze Abkühlung sorgt ein Wasserbecken an der Rückwand der Arena. Manchmal wird darin geplanscht und geblödelt. Wirklich Spaß haben sie nur dort. Leider versickert jegliche inszenierte Spannung, wenn der Mond - ein Dickerchen in Hot-Pants, der Tod - eine alternde Prima Ballerina und drei "Der Speck muss weg"-Gestalten die enigmatische Seele des Stücks durch Lächerlichkeit bloßstellen. Am Ende tauchen aus dem Becken die Fliehenden, Leonardo und die Braut, auf. Auf der Seite des Todes reden sie noch einmal von der ewigen Liebe, unter deren blutigem Laken die Frauen der Toten wenig später Leonardos und des Bräutigams Tod beklagen.

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