Die Meisterin der falschesten Töne

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Youtube sei Dank: Gibt man dort den Namen Florence Foster Jenkins ein, so findet man im Nu eine Plattenaufnahme aus den 1940er-Jahren von der Arie der Königin der Nacht, wo die Millionärin, die vermeinte, singen zu können, Mozart auf die denkbar falschseste und peinlichste Weise zum Besten gab. Nun hat Stephen Frears, der sich bekanntlich schon einmal filmisch mit einem Frauen-Biopic ("The Queen", 2007) Oscar-Lorbeeren verdiente, im Verein mit seiner Hauptdarstellerin Meryl Streep, die bekanntlich schon einmal als filmische Frauengestalt nicht nur bei den Oscars brillierte ("Die Eiserne Lady", 2012), erneut zugeschlagen: Das Leben der Florence Foster Jenkins, der New Yorker Emporgekommenen, die der Nachwelt als größte Falschsängerin aller Zeiten überliefert bleibt, wird in diesem Biopic ebenso schonungslos humorvoll wie menschlich anrührend dargestellt.

Allein das Leben der Protagonistin war ja reif für einen Film: Vom ersten Mann mit Syphilis angesteckt, deswegen mit Quecksilber und Arsen behandelt und darob alle Haare verloren. Dann die Verbindung mit dem britischen Schauspieler St. Clair Bayfield, die wegen der Ansteckungsgefahr eine Josefsehe blieb. Und schließlich die Obsession, zunächst die Damenkränzchen mit ein paar Liedlein zu beglücken und schließlich, 1944, die Carnegie Hall in New York zu mieten und mit den falschen Tönen zu entweihen - niemand, erst recht nicht Ehemann St. Clair, der seine Abende mit Mätresse Kathleen verbringt, schenken Florence Foster Jenkins reinen Wein über ihr musikalisches Antitalent ein. Nach dem Carnegie-Hall-Desaster ist die musikalische Selbstüberschätzung nicht mehr zu verbergen -und führt Jenkins in die größte persönliche Katastrophe.

Solch reales Leben hält jede Menge Stoff für Hollywood bereit, und Regisseur Frears tut sich daran gütlich - aber er verblödelt oder vernichtet seine Protagonistin ganz und gar nicht. Das ist die Größe dieses Films, der auch nuanciert die Nöte und Ambivalenzen der New Yorker Upper Class in den 1930er- und 1940er-Jahren gekonnt auf die Leinwand bringt. Großartig neben der Streep auch Hugh Grant als St. Clair Bayfield - schon lange sah man diesen Ausnahmeschauspieler nicht mehr so ausdruckstark. Und Simon Helberg, hierzulande aus der TV-Serie "The Big Bang Theory" bekannt, gibt Florence' Pianisten Cosmé McMoon eine ebenso linkische wie warmherzige Färbung.

Florence Foster Jenkins

GB 2016. Regie: Stephen Frears. Mit Meryl Streep, Hugh Grant, Simon Helberg. Constantin. 111 Min.

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