Die Ruhe nach dem Sturm

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Da war ich bei Freunden im Waldviertel und - die Welt war für ein paar Stunden in Ordnung. Wie sagt Freund Appiano, der sich dorthin zurückgezogen hat: Hören Sie die Stille?

Manchmal ist es unerträglich still. Gibt es so etwas? Ich habe die paar Stunden im unteren Rosenauer Wald sehr genossen. Nicht nur wegen der Blunzn und der Nudeln mit Saft. Stille, Pause, Pause vor dem Sturm? Wo sind die Zeiten, als Kurt Nachmann im "Lieben Augustin" der Stella Kadmon das Gedichtchen rezitierte: Die Pausen sei's Theater sei's Papier. Wie steigt doch ihre Zahl ins Uferlose. Doch nur nach einer Pause bebt mein Herz voll Dir. Nach Deiner Pause zwischen Strumpf und Hose.

Huch, das war damals frivol und sehr gewagt. Pause. Pause vor dem Sturm - Stille! Oft fürchte ich, dass meine Schwarzseherei bestätigt wird. Werden die USA zuschlagen? Werden sie wieder versuchen, im Irak Ordnung zu machen? Welche Ordnung? Ihre?

Die Sache ist brandgefährlich und beängstigend. Statt Glutnester auszutreten, werden neue Brände gelegt. Ich habe Angst, Sorge und Wut. Wut, weil wir so ohnmächtig sind. Und ohnmächtig sein, das ist oft ärger als schwach zu sein.

Petersilieninsel? Eine kleine Dummheit, die ein großes Problem zudecken, oder zumindest verschleiern soll. Bin Laden, Palästina, Israel, Polisario - Scharping, Schröder und immer wieder Bush.

Wo ist der Anfang, wo das Ende, wie viele Köpfe hat die Hydra und das Rosenau und der Wald, das Schloss mit dem Museum, die Schönerer und die Schallenberg zuvor.

Viel Lärm und dann Stille. Diese Stille, die dröhnende, die mag ich, die Stille danach. Wie wenn zwei Menschen sich lösen, aus den Armen des anderen gleiten, Stille, Ruhe, Erfüllung, Mattigkeit.

Zeit zum Aufladen, zum Vorbereiten auf den nächsten Sturm. Vor dem es wieder ganz still ist. Ganz ruhig. Die Ruhe nach dem Sturm ist mir lieber, denn sie lässt mir Hoffnung.

Der Autor ist Schauspieler.

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