Die Überwindung des Muttermythos

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Es sind große Tabus, die Gaby Gschwend in ihrem Buch anspricht: Mütter, die ihre Kinder ablehnen, instrumentalisieren und misshandeln. Es gibt viele Gründe, wie es dazu kommen kann. Indem sie diese Schattenseiten der Mutterschaft ausleuchtet, will die Psychologin den mächtigen Muttermythos durchbrechen. Denn ein idealisiertes Mutterbild verhindert, dass offener über diese extremen Schattenseiten gesprochen wird. Aber auch, dass über alltäglichere Belastungen aufgrund des Mythos gesprochen wird, wie etwa über Gefühle von Wut und Desinteresse gegenüber dem Kind. Gschwend plädiert für ein realistischeres Bild, das beinhaltet, dass Mütter in einem sozialen Netz ihre Kinder großziehen können. Noch allzu oft verhindert der Mythos das Helfen und Helfen-Lassen. Ein Dilemma mit vielen Verlierern: die Frauen selbst, die Kinder, die Väter und die Gesellschaft.

Das Buch von Gaby Gschwend ist ein wertvoller und lesenswerter Beitrag, um zu verstehen, warum sich traditionelle Rollenbilder so halten und viele Frauen immer noch nicht aus diesem Dilemma ausbrechen konnten: Immer noch kämpfen Frauen gegen schlechtes Gewissen an, wenn sie Betreuung abgeben. Es bleibt nur zu hoffen, dass das Buch nicht etwa von Männer-Organisationen instrumentalisiert wird – denn das hieße, das Plädoyer Gschwends grundlegend missverstanden zu haben. (bog)

Mütter ohne Liebe

Von Gaby Gschwend, Verlag Hans Huber 2009, 120 S., brosch., h 14,95

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