Die Verfassung einer Gesellschaft

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Anno 2016 wurde das deutsche Sexualstrafrecht reformiert. Das zugrunde liegende Prinzip "Nein heißt Nein" stärkt aber nicht automatisch den Willen, einen Vergewaltiger auch anzuzeigen. Das gibt Eva Trobisch mit ihrem preisgekrönten Debüt zu bedenken. Ihre Protagonistin Janne sucht nämlich, ihre Vergewaltigung zu vergessen, will nicht Opfer sein. "Alles ist gut" macht deutlich, wie vielschichtig die Idee der Selbstbestimmung gedacht werden muss. Dafür hat Trobisch eine streckenweise geradezu lähmende Handlung konstruiert. Zwar glaubt ihre Figur, lebensecht verkörpert von der Burgschauspielerin Aenne Schwarz, sie handle autonom, aber tatsächlich ist sie schon zu Beginn aufgrund einiger persönlicher Nackenschläge psychisch nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte, was sich narrativ in großen Ellipsen abbildet. So gerät Janne nach der Tat mehr und mehr in eine Art Erstarrung. Es spiegelt sich darin zugleich die Verfassung einer Gesellschaft, die sich mit manchen Problemen lieber nicht auseinandersetzen will.

Alles ist gut D 2018. Regie: Eva Trobisch. Mit Aenne Schwarz. Polyfilm. 93 Min.

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