Die Wiederentdeckung eines barocken Opernjuwels

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„Platée“: ein Augen- und Ohrenschmaus auf der Linzer Landesbühne. Jean-Philippe Rameaus „chef-d’œuvre“ wurde kongenial inszeniert.

Als der Vorhang den Blick in den riesigen Guckkasten freigab, ging ein überraschtes Raunen durch den Theaterraum: Dem merklich erfreuten Premierenpublikum zeigte sich das fantastische Bühnenbild von Tatjana Ivschina, dem ihre aufwendig kreierten Kostüme nicht nachstehen. Also eingestimmt, sollte sich die Freude über die Wiederentdeckung dieses barocken Opernjuwels – in französischer Sprache mit Übertiteln – zum Entzücken steigern.

1745 hingegen, nach der Uraufführung anlässlich der Vermählung des Dauphins Ludwig Ferdinand, Sohn Königs Ludwig XV., mit der spanischen Infantin Maria Teresa in Versailles, herrschte große Verstimmung bei Hofe. Nicht die Musik, es war die Handlung, die dem Anlass nicht angemessen gewesen sei, hieß es, geht es in dieser doch um eine hässliche, froschgesichtige Sumpfnymphe – eben Platée. Wahrlich nicht der rechte Hochzeitsstoff! Erst die Aufführung 1754 in Paris hatte großen Erfolg. Dennoch geriet die Oper wieder in Vergessenheit. Um im späteren 20. Jahrhundert neuerlich entdeckt zu werden, denn was diese Oper von Rameau (1683–1764), das „Ballet bouffon“„Platée“, so besonders auszeichnet, ist neben der verfeinerten Musiksprache das Zusammenwirken der Komponenten Gesang, Tanz und Szene.

Ein funkelndes Bruckner Orchester Linz

Das Ballett brillierte mit possenhaftem Tanz und fügte sich in die Choreografie von Guido Markowitz perfekt ein. Hinzu kommt auch ein, man könnte sagen, menschenverachtendes Spiel, das die Götter getreu dem gnadenlosen Libretto von Adrien-Joseph Le Valois d’Orville nach dem gleichnamigen Schauspiel von Jacques Autreau mit Platée treiben. In ihrer Eitelkeit und Überheblichkeit glaubt die ungestalte Sumpfnymphe, dass Jupiter sie wirklich liebe und zur Braut erkoren habe. In Wahrheit jedoch will er nur seine Gemahlin Junon von ihrer Eifersucht, die dramaturgisch allerdings vernachlässigt wird, kurieren.

Martin Braun, vertraut mit alter Musik, brachte mit seinem Dirigat das Bruckner Orchester Linz zum Funkeln. Eine Klasse für sich in Stimme und Spiel: William Saetre, der als Gast für die sehr hohe Tenorpartie der Platée engagiert ist. Hervorgehoben seien noch Florian Spiess als Jupiter und Katrin Adel als Junon.

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