Die Zukunft der Mobiltelefone und ihre Nebenwirkung

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Touchscreens, Tastaturen und Programme – die Handys der Zukunft bieten immer mehr Funktionen. Doch die Infrastruktur von heute ist diesen Ansprüchen nicht gewachsen.

Mobiles Internet auf dem Handy wird immer beliebter – und braucht viel Bandbreite. Ein einziges Video auf dem Mobiltelefon zu sehen kommt dem Datenverbrauch von 500.000 SMS gleich. Dabei sind Kurznachrichten und Sprachübertragung längst nicht mehr das, woran die Netzbetreiber verdienen. Anwendungen für das Mobiltelefon, sogenannte „Apps“, haben sie als Haupteinnahmequelle endgültig abgelöst. Diese Applikationen kosten ein paar Euro und sind für ihre Zwecke optimiert, so gehen neue Nachrichten aus Politik und Wirtschaft im Minutentakt ein, Tore beim Fußball sind als hochauflösendes Video anschaubar und der aktuelle Standort von Freunden ist auf einer interaktiven Stadtkarte zu sehen. Allein im zweiten Quartal 2010 gingen weltweit 60 Millionen internetfähige Handys über den Ladentisch, Tendenz steigend.

Vereinfachte Darstellungsformen, größerer Speicher und schnellere Verbindungen machen die sogenannten „Smartphones“ für Nutzer und Entwickler interessant. Mit den Applikationen für Mobiltelefone erschließt sich ein neuer Markt mit einfachen Vertriebsmöglichkeiten. Die Apps Marke Eigenbau lassen sich nämlich mobil erwerben und sofort einsetzen.

Verzehnfachung der Datenmenge bis 2015

Diese neue Art der Mediennutzung zeigt ihre Folgen: In nur einem Jahr hat sich der mobile Datenverkehr verdreifacht. Allein mobil gesehene Videos machen heuer mehr aus als der gesamte Datenverkehr von 2005. Grund für diese explosionsartige Vermehrung ist, dass immer mehr Handys standardmäßig Zugang zum Internet haben – Apples iPhone und Googles Android-Handy sei dank. Diese lösten einen Trend aus, dem viele Hersteller folgten und kein Anbieter gewachsen ist. Die Telekommunikations-Branche kommt momentan mit dem Aufrüsten ihrer Infrastruktur kaum mehr nach. Zwar ist der Ausbau an Sendemasten und Servern voll im Gange, doch steigt die Nachfrage für mobiles Internet zu steil. Trifft die Prognose ein, waren die letzten Jahre erst ein Vorgeschmack für das zukünftige Wachstum.

Bis 2015 wird eine weitere Verzehnfachung der Datenmenge erwartet, dann sollen jährlich über 24 Milliarden Gigabyte an Informationen, Videos und Dateien übertragen werden. Ein Handynetz, das einer solchen Nutzung gewachsen ist, braucht unzählige Server-Zentren, die auch gewartet und gekühlt werden müssen. Energieverbrauch und Personal werden einen massiven Kostenfaktor für die Mobilfunk-Branche darstellen. Zahlen sollen die Endnutzer, wenn es sein muss, auch für jedes einzelne heruntergeladene Megabyte. Netzbetreiber reagieren nun, um dem zukünftigen Daten-Engpass zu umgehen: Das Ende der Günstig-Tarife ist gekommen. Freiminuten und Gratis-SMS könnten schon bald ein Relikt der Vergangenheit sein. AT&T, einer der größten Netzbetreiber der USA, hat bereits gehandelt. Dort werden Tarife, bei denen es keine Volumenbeschränkung für das Herunterladen gibt, immer seltener. Was für Wenigtelefonierer verlockend klingt, ist der Alptraum aller Vielnutzer: das Ende der Flatrates. Stattdessen wird für jeden genutzten Dienst einzeln gezahlt – bis zu einem gewissen Punkt günstig, danach sehr teuer.

So soll der enorme Datenhunger der Kundschaft gezügelt werden, um die Qualität des Funknetzes zu gewährleisten. Doch nicht nur an Kunden, auch an die Hersteller der Telefone wird appelliert. Gut ein Drittel der gesendeten und empfangenen Daten dient nur der Informations-Abgleichung zwischen mobilem Gerät und Basisstationen. Statt auf Übertragungsgeschwindigkeit soll auf Minimierung der Datenmengen gesetzt werden, fordern die Netzbetreiber.

Viele Anbieter werden ihre Tarife mit dem Ende des Jahres kommenden Mobilfunk-Standard LTE umstellen. Dieser verspricht schnellere Leitungen, was zu noch mehr Datenverbrauch führen dürfte.

Die Unternehmen stehen nun vor der Entscheidung: Springen sie auf den kostspieligen Trend auf und investieren in den Ausbau der Netzwerke oder ziehen sie die Daten-Notbremse?

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