Ehehölle ohne Erlösung?

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In Telfs kann einem schier das Gruseln kommen. Da streckt im Lindacher Glashaus ein grausiges Gespenst seine verweste Hand aus nach der Rosa, aus seinem fauligen Mund pfeifen grässliche Töne. Die Frau aber kennt das Ungeheuer nur zu gut. Ihr toter Mann ist's, der Zach, der stockbesoffene Tunichtgut, der Weib und Kinder verprügelt hat und Gott sei Dank eines Tages auf der Kuchlbank mit der Zigarette im Maul verbrannt ist. Sie hat ihn brennen lassen, den Zach, damit endlich Frieden ist im Haus. Krepiert ist der Peiniger, aber fortgegangen ist er nicht. Niemals.

Felix Mitterer hat mit seinem anspruchsvollen Volksstück "Mein Ungeheuer", das bei den Telfser Volksschauspielen uraufgeführt wurde, das erste Mal, wie er sagt, autobiografische Hintergründe im dreckigen Erdboden das Glashauses vergraben und mit seinem Regisseur Elmar Drexel den Eheterror zweier bäuerlicher Menschen zum erschütternden Drama erhoben. Die hochrangigen Schauspieler Julia Gschnitzer und Peter Mitterrutzner, erdige Kreaturen von makabrer Faszination, scheinen dazu verdammt, ihre Hassliebe im Zwischenreich von Hölle und irdischem Sein in aller Endlosigkeit auszutragen - ganz wie im wirklichen Leben. So wie damals, als alles angefangen hat mit der hitzigen Lieb' unterm Tanzboden, wie's weitergegangen ist mit Wutausbrüchen und Schlägen, wie das tote Kindl in der Schuhschachtel am Armenfriedhof neben den Selbstmördern begraben worden ist...

Fünfzehn Jahr' lang hat sie kein Wort mehr mit dem Saufbold geredet. Aber jetzt - wo er tot sein sollt' - kommt er aus der Höll' gekrochen. Hart und brutal, poetisch und ergreifend, tragisch und komisch, dass man sich fast das Lachen verbeißen muss: Mitterrutzner, ein großartiger Zach, den nur Verzeihung erlösen kann.

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