Ein Leben wie ein Toupet

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Bei den Golden Globe räumte "American Hustle“ bereits ab. Und mit zehn Nominierungen liegt der Film auch bei den Oscar-Nominierungen vorne. Und unabhängig, wieviele sich davon tatsächlich in eine Preisregen ummünzen lassen werden, so sollte David O. Russels (zuletzt: "Silver Linings“) 1970er-Jahre-Drama zu einem Besuch verführen. Denn großes Kino ist der Film allemal.

Der Grundplot, dass kleine Gauner die großen ums Haxl hauen zu suchen (oder das tun müssen), ist natürlich nicht neu. Aber auch wenn man in dieser Hinsicht durchaus an "Der Clou“, der in der Prohibitionszeit angesiedelt war, denken kann, so leistet sich "American Hustle“ demgegenüber ein viel komplexeres Handlungsgeflecht. Und in den 1970er-Jahren waren Gut und Böse auch nicht mehr so einfach auszumachen wie 40 Jahre zuvor: Zumindest ist das eine Erkenntnis, der "American Hustle“ nachhängt.

Haare oder nicht Haare

Ein politisches Sittenbild der US-Ostküste bietet der Streifen gleichfalls: Man liegt nicht ganz fehl, wenn man da auch einen Spiegel für das heutige Geflecht zwischen Politik, Wirtschaft und Kriminalität vermutet.

Haare oder nicht Haare sind der Ausgangspunkt der Filmerzählung: Irving Rosenfeld, der - offiziell - in New York ein paar Putzereien betreibt, müht sich redlich, seine geschwundene Pracht mittels Toupet scheinbar neu sprießen zu lassen. FBI-Mann Richie DiMaso hat diesbezüglich weniger Probleme, kann er doch seine Mähne wirklich mit Lockenwicklern zähmen.

Das bedeutet aber längst nicht, dass DiMaso im Leben an sich glücklicher agiert als Rosenfeld. Zwar ist letzterer mit seiner Geliebten Sydney Prosser per Trickbetrug und Kunstfälschung finanziell einigermaßen gutgestellt, aber DiMaso hat nicht nur ein Auge auf Sydney geworfen, sondern macht dem Betrügerpärchen die Hölle heiß, weil er ihnen auf die Schliche gekommen ist. Rosenfeld sucht nun seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, indem er den Lockvogel spielt, um den populären Bürgermeister von Camden, New Jersey, Carmine Polito, der Korruption zu überführen.

Leider spielt das Leben auch hier seine Stückchen, und vor allem Rosenfelds Ehefrau Rosalyn, die weder eine Nebenbuhlerin noch ein halbseidenes Dasein ertragen will, ist eine solche unguided missile, dass DiMasos genialer Plan (und Rosenfelds Deal mit dem FBI) permanent auf der Kippe steht - nicht zuletzt durch das Engagement eines mexikanischen Kollegen, der als arabischer Scheich den Geldgeber mimen soll, dessen fehlende Arabischkenntnisse aber dem Mafiaboss, der aus Florida angereist kommt, und der sich ungebeten dazumischt, allzu schnell auffällt. Dass also der Mob sich ins Geschehen involviert, macht Rosenfelds und DiMasos Unternehmen keineswegs leichter.

Großer Spaß mit Hintergrund

Das alles ergibt einen ebenso stimmigen wie köstlichen Plot, der von dem Darstellerensemble bravourös bewältigt wird. Christian Bale gelingt der vordergründig linkische Rosenfeld perfekt, Bradley Cooper steht ihm als FBI-ler DiMaso um nichts nach. Auch das Schauspiel Amy Adams’ als Sydney Prosser, Jennifer Lawrence’ als Rosalyn Rosenfeld sowie Jeremy Renners als korrupter, aber netter Polito fügt sich kongenial dazu.

Dass zum Drüberstreuen ein Kurzauftritt von Schauspiellegende Robert DeNiro als Mafiaboss Victor Tellegio, mit im Angebot des Films ist, macht "American Hustle“ zu einem großem Hollywood-Spaß mit ebensolchem Hintergrund.

American Hustle

USA 2013. Regie: David O. Russell. Mit Christian Bale, Bradley Cooper, Amy Adams, Jennifer Lawrence, Robert DeNiro. Tobis. 138 Min.

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