Die Bestellung von Wilton Gregory, 71, zum Erzbischof von Washington D. C., ist richtungsweisend. Nicht nur, weil er der erste Afroamerikaner auf diesem Bischofsstuhl ist. Sondern auch, weil nach dem Missbrauchs-Skandal um Theodore McCarrick, Leiter der Hauptstadtdiözese 2000-06, dem der Papst die Kardinalswürde aberkannte und im Februar gar aus dem Priesterstand entließ, sowie nach Vertuschungsvorwürfen an dessen Nachfolger, Kardinal Donald Wuerl, der im Oktober zurücktrat, nun ein kirchlicher Saubermann gefragt war. Ein solcher ist Gregory zweifellos: 2001-04 war er Vorsitzender der
Im hohen Norden Europas sind die Wälder nicht nur Wälder mit Reh lein, Elch und Fuchs, sondern auch Orte der Trolle, Kobolde und ähnlich düs teren Geschöpfen, die von den Menschen ringsum nicht erkannt werden. Jedenfalls nicht gleich. Was sich in den weißen Sommernächten und den finsteren Wintertagen abspielt, überschreitet Grenzen, auch der biederen Vorstellungskraft. Dem nimmt sich der iranisch-schwedische Regisseur Ali Abbasi in "Gräns", auf Neudeutsch "Border", an, das auf dem gleichnamigen Roman von John Ajvide Lindqvist beruht, der auch das Drehbuch mitverfasst hat.Zwischen dem
Der US-Bundesstaat Montana ist ein Ausbund an Eintönigkeit. Wer hierherzieht, flieht vor urbaner Hektik, aber auch vor beschaulichem Landleben, denn in der Kargheit der Rocky Mountains geht es allzu oft um pures Überleben. Etwa wenn die Waldbrände in den Bergen wüten und die Zivilisation bedrohen.Aber auch eine Familie kann hier an den Rand ihrer Existenz geraten, und in "Wildlife" passiert genau das: Die Brinsons sind anno 1960 nach Great Falls gezogen, Vater Jerry, Mutter Jeanette und der 14-jährige Joe. Jerry hat eine unstete Arbeitsbiografie, muss sich also immer um einen neuen Job
Manch Theologenhirn mag sich in den letzten Jahrzehnten mit der Frage gequält haben, ob denn das Grab Jesu, in das der am Kreuz Verstorbene gelegt worden war, nach der Auferstehung auch buchstäblich leer zurückblieb. Folgt man Johannes Fried in seinem neuen Buch, dann darf diesbezüglich Entwarnung gegeben werden: Natürlich war das Grab leer. Punkt.Traditionalisten, die sowieso überzeugt sind, dass die Bibel wörtlich zu verstehen ist, sollten sich dennoch nicht zu früh über die vermeintliche Autorisierung des Leere-Grab-Befundes durch den ausgewiesenen Mittelalterhistoriker freuen.
Familie Verneuil musste schon in Teil eins von "Monsieur Claude und seine Töchter" allerlei Multikulti-Unbill über sich ergehen lassen: Schwiegersohn Nummer Eins ist muslimischer Anwalt, Nummer zwei jüdischer Geschäftsideen-Haber, Nummer Drei dann chinesischer Kleinunternehmer -und mit Nummer Vier, dem Schwarzen Charles, kommt zwar ein konfessionell passender, weil katholischer Eidam ins Haus, aber dessen westafrikanische Sippschaft bringt Monsieur Claude Verneuil um den Verstand.Der Erfolg des Streifens brachte Regisseur Philipp de Chauveron dazu, ein Follow-Up zu machen. Atmosphärisch
Auch das jüngste Papstschreiben kommt am Missbrauchsthema nicht vorbei. Die Apostolische Exhortation "Christus vivit" (vgl. S. 14), die den Abschluss der Jugend-Bischofssynode vom Oktober darstellt, bietet da more of the same: Missbrauch in der Kirche wird klar und eindeutig verurteilt, aber gleichzeitig durchs Stellen in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang relativiert. Die Jungen, so der Duktus von Franziskus, sollen Verbündete im Kampf dagegen werden. Zu Konkreterem lässt sich der Papst nicht hinreißen, schon gar nicht, wenn es ans Eingemachte, also um kirchlichen Strukturwandel
Das Projekt klingt irrwitzig - aber das Ergebnis, die "Verfilmung" von Elfriede Jelineks Gespensterroman "Die Kinder der Toten", überzeugt -und stellt den anarchischsten Beitrag zum aktuellen Filmjahr dar. Bei der diesjährigen Berlinale wurde der Film von Kelly Copper und Pavol Liska in der Sektion Forum mit dem Preis der internationalen Filmkritik ausgezeichnet."Die Kinder der Toten" ist Jelineks umfangreichstes Werk, und schon von daher eigentlich unverfilmbar. Das New Yorker Performance-Theaterduo "Nature Theater of Oklahoma"(der Name ist eine Anlehnung an ein Kapitel in Franz Kafkas
Letzte Woche, am Fest Maria Verkündigung, unterzeichnete Franziskus sein jüngstes Apostolisches Schreiben. Am 2. April wurde das Dokument, das sich auf die Bischofssynode zum Thema Jugend bezieht, die im Oktober in Rom stattgefunden hatte, veröffentlicht. Eine Standortbestimmung des kirchlichen Lehramts in Bezug auf junge Menschen, die Bischöfe hatten sich mit den Fragen und Lebenswelten von jungen Erwachsenen auseinandergesetzt, stellt "Christus vivit -Christus lebt" dar.Vieles wird in dem Schreiben angerissen, die Kirche solle auf die jungen Menschen hören, meint der Papst. Aber
Es war mitten im Krieg, dem zweiten weltumspannenden, als Disney das Zeichentrick-Opus "Dumbo" in die Kinos brachte. Gerade eine Stunde lang flimmerte das Geschehen um den kleinen Elefanten, der ob seiner zu groß geratenen Ohren fliegen kann, über die Leinwand. Und immerhin heimste "Dumbo" 1942 den Oscar für die Beste Filmmusik ein.Tim Burton und Disney sei Dank, kommt anno 2019 neues Leben in die alte Geschichte: Der Star-Regisseur, der sich bekanntlich auch schon mit "Alice im Wunderland" (2010) eines Disney-Stoffes angenommen hat, verfilmt nun "Dumbo" mit realen Schauspielern und
Es gibt Alterswerke von Schauspiellegenden, die in die Filmgeschichte gehören. Henry Fondas letzter Film, ein Jahr vor seinem Tod 1982 ins Kino gekommen, "Am goldenen See", wo der Star an der Seite von Katherine Hepburn und Tochter Jane Fonda brillierte (Henry Fonda erhielt überdies noch einmal einen Oscar dafür), ist solch ein spätes Spiel, das nur von wenigen vergleichbaren erreicht wurde.Bei Robert Redford, der im August 84 wird, könnte man seine One-Man-Show in "All Is Lost -Überleben ist Alles"(2013) taxfrei als solches großes Alterswerk titulieren. Das Seenotdrama hatte es in
Die Schauspieler Antonio (Cristiano Caccamo) und Paolo (Salvatore Esposito) leben in Berlin -und wollen heiraten. Die beiden Turteltäubchen beschließen, nach Süditalien zu Antonios Familie zu fahren. Da die Gegend, aus der Antonio stammt, ebenso malerisch wie traditionell ist, liegt bei "My Big Crazy Italian Wedding" eine Culture-Clash-Komödie in Sachen LGBT-Toleranz auf der Hand. Roberto, Antonios Vater, ist als Bürgermeister des Kaffs zwar in Sachen Flüchtlingspolitik sehr liberal, aber dass sein Sohn einer vom anderen Ufer ist, mag er sich wirklich nicht vorstellen: Als die beiden mit
Wenn man nicht wüsste, dass es Nicole Kidman ist, die sich hinter der Maske der abgefuckten Polizistin Erin Bell verbirgt, hätte man nie und nimmer vermutet, dass der Hollywoodstar in Karyn Kusamas trashigem Film noir "Destroyer" die Hauptrolle spielt. Aber Kidman ordnet ihr Spiel und ihr Aussehen der Rolle unter, was sie zur herausragenden Erscheinung dieses Films macht, auch wenn die düstere Polizeiparabel sonst flach und letztlich erwartbar bleibt.Silas (Toby Kebbell), ein besonders brutaler Unterweltler, hat die Karriere von Bell ruiniert. Sie ist körperlich und geistig ein Wrack, ein
Der öffentliche Diskurs über den Islam ist zurzeit das heikelste politische Thema, nicht nur in Österreich. Hierzulande ist seit dem Antritt der gegenwärtigen Regierungskoalition das Meinungsklima im Land gegenüber den Muslimen besonders kritisch -die angedachten oder schon beschlossenen Kopftuchverbote in Kindergärten und Schulen sind ein Zeichen dafür.Auffällig dabei ist, dass die Religionsgemeinschaften im Land gerade in der Kopftuchfrage keineswegs der Regierungslinie das Wort reden und sich von den Spitzen der katholischen Kirche abwärts kritisch gegenüber den Kopftuchverboten
Man soll nicht beginnen, die Toten gegeneinander aufzurechnen. Die 50 muslimischen Toten des Massakers von Christchurch durch einen weißen Suprematisten sind eine ebensolche Tragödie wie die tagtäglich im Krieg in Syrien Gemordeten oder die Opfer von Boko Haram in Nigeria. Und dann die Toten des Attentats von Utrecht, über die längst unter dem Label "islamistischer Terror" diskutiert wird, obwohl bei Redaktionsschluss der FURCHE nicht klar war, welches Motiv den Attentäter in der Straßenbahn umgetrieben hat.Klar ist, dass religionspolitisch aufgeladene Konflikte, die Tote um Tote
Dass es sich bei der jüngsten Erscheinung am österreichischen Filmhimmel, "Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein", um die Verfilmung "nach Motiven der gleichnamigen Erzählung von André Heller" handelt, erschließt sich spätestens beim Vorspanns des Films von Rupert Henning. Neben dem Regisseur zeichnet Österreichs TV-Drehbuchautor Nummer Eins, Uli Brée also, fürs Drehbuch des autobiografischen Heller-Stoffes verantwortlich. Das stellt von Beginn an eine Schwierigkeit dar, denn wer möchte nicht an die Authentiziät des vom Universalkünstler Heller ausgebreiteten Stoffes
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Die katholische Kirche erlebt zurzeit, wie wahr dieser oft zur Binsenweisheit verkommene Satz werden kann: Mit der Verhaftung des australischen Kardinals George Pell nach seiner -erstinstanzlichen - Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs ist der katholische Super-GAU nicht mehr zu beschönigen. Es nützt dennoch nichts, in die Vorgänge viele Wenns und Abers einzustreuen: Pell beteuert nach wie vor seine Unschuld, das Verfahren geht in die Berufung und ist somit nicht abgeschlossen. Aber die Vorstellung, dass die ehemalige Nummer Drei der katholischen
Sein Satz aus 1964: "Der freiheitliche säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des Einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert." hat als "Böckenförde-Diktum" längst Einzug in die Lehrbücher der politischen Theorie gefunden - und darf in keiner Sonntagsrede eines christlichen Politikers oder
"Drei Gesichter": Jafar Panahi und Behnaz Jafari fahren von Teheran
aus in den Nordwest-Iran, um ein verschwundenes Mädchen, das
schauspielen will, zu finden.
Mit insgesamt acht Nominierungen, darunter als Bester Film und bei den Besten Nebendarsteller (inne) n, wird am kommenden Wochenende für "Vice -der zweite Mann" die eine oder andere Statue in Los Angeles drinnen sein. Adam McKay, der sich zuletzt 2015 in "The Big Short" am Casino-Kapitalismus u. a. mit Steve Carell und Christian Bale versucht hat, konnte auch jetzt auf diese "bewährten" und noch viel mehr Kräfte zurückgreifen. Und man muss neidlos konzedieren: Zeitgenössisches Kino mit aberwitzigem bis surrealem Stil ist McKaye da gelungen, keine Frage: eines der besten Lichtspiele der
Die katholische Kirche hat weiter ein großes Problem mit Macht und deren Missbrauch. Auch der römische Bischofsgipfel ab 21. Februar wird daran (noch) wenig ändern.
"Die Burg": Der österreichische Dokumentarfilmer Hans Andreas Guttner
setzt der ehrwürdigen Kulturinstitution Burgtheater ein heutiges
filmisches Denkmal.
In "Der verlorene Sohn" ("Boy Erased") legt Hollywoods Jungstar Lucas
Hedges eine weitere Probe seines Könnens ab -diesmal als schwuler
Sohn eines Baptistenpredigers in den USA.
Andreas Batlogg, Jesuit und Publizist, hat ein Buch über sein Leben
nach der Diagnose Krebs geschrieben. Schonungslos offen, aber auch
mutmachend -nicht nur für alle, die ähnliches Schicksal erleiden
müssen.
"Frühes Versprechen": Eric Barbiers Biopic bringt das Leben und die
Mutterbeziehung des Schriftstellers und Abenteurers Romain Gary ins
Kino. Charlotte Gainsbourg brilliert.
In "Die Frau des Nobelpreisträgers" spielt Glenn Close die Angetraute
eines Literaten, die sich spät, aber doch radikaler Wahrhaftigkeit
stellen muss. Sie ist dafür für den Oscar nominiert.
Adonis ist Thomas Stipsits alias Georgy Hillmaier keiner. Aber die
reifere Weiblichkeit reißt sich in "Love Machine" doch um den
arbeitslosen und eigentlich lebensuntüchtigen Musiker.
Auch im Abwerten der Menschenrechte handelt Herbert Kickl rational:
Er verfolgt seine neurechte Agenda konsequent. Effektiver Widerstand
ist weit und breit nicht in Sicht.
Natürlich ist Bildungsminister Heinz Faßmann dafür zu loben, dass er nach 20 Jahren fruchtloser Diskussion nun einen verpflichtenden Ethikunterricht für diejenigen, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, etablieren will. Man setzt hinzu: Besser heute als morgen sollte dieser auf das gesamte Schulsystem ausgedehnt werden - und nicht bloß in der Oberstufe der höheren Schulen stattfinden.Natürlich könnte man jetzt ein Jahrzehnt weiter darüber debattieren, ob nicht ein konfessionsübergreifender Religionen-Unterricht das noch bessere Modell wäre. Aber man könnte den
Nun kommt auch der zweite jugendliche Charakterdarsteller Hollywoods, Timothée Chalamet, mit einem Kampf-gegen-Drogensucht-Film in die Kinos. Nach "Ben is Back", wo Lucas Hedges grandios einen Süchtigen auf dem Weg gen Leben mimt (vgl. FURCHE 2/2019), versucht sich dessen Konkurrent um Oscar-Nomierungen in "Beautiful Boy" an Nämlichem. Auch die Plots der beiden Filme ähneln einander - durfte in dem einen Julia Roberts als verzweifelte Mutter um den Sohn kämpfen, kann nun Steve Carell zeigen, was er als Filmvater drauf hat."Beautiful Boy" ist die Adaption der Autobiografien von
Man sollte nicht vergessen, es war Michael Moore, der gegen alle Prognosen 2016 den Wahlsieg Donald Trumps antizipiert hat. Auch wenn man gegenüber dem Brachialstil, mit dem Moore in seinen Filmen agitiert, so seine Reserven hat: Den Kern vieler Probleme hat Moore schon meist getroffen. So auch in seinem jüngsten Rundumschlag "Fahrenheit 11/9", in dem er sich mit dem Aufstieg und dem Agieren von Donald Trump auseinandersetzt. Wie immer sollte man Moores Thesen auch cum grano salis nehmen, etwa seine Behauptung, Trumps Kandidatur kam aus gekränkter Eitelkeit, weil NBC der Sängerin Gwen
Seit Dezember gibt es auf Radio Klassik Stephansdom ein neues Medienmagazin. Das von "Inspiris Film" und dem "Verein zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien"(VsUM) entwickelte Format geht jeden dritten Samstag im Monat von 17.00 bis 18.00 Uhr on air. Content -Das Medienmagazin kann dann auch als Podcast von Radio Klassik Stephansdom nachgehört sowie in einem Videostream gesehen werden. Auch die FURCHE kooperiert mit Content und dokumentiert pointierte Aussagen aus den einzelnen Sendungen.Golli Marboe vom VsUM diskutiert in jeder Content-Ausgabe mit drei Journalist(inn)en zu
Die Kirchen Österreichs begehen am 17. Jänner den Tag des Judentums.
Einmal mehr ein Anlass, über die Lebensmöglichkeiten und deren
Behinderungen für Juden in Europa und Österreich nachzudenken.
"Loro -Die Verführten": Paolo Sorrentinos opulente Abrechnung mit der
Ära Berlusconi erweist sich auch als aktuelle Zeitdiagnose -nicht nur
der italienischen Verhältnisse.
Julia Roberts und -vor allem -Lucas Hedges brillieren in Peter
Hedges' Familiendrama "Ben is Back" über den verzweifelten Kampf
wider die Drogensucht eines 19-Jährigen.
Österreichs katholische Kirche startet ins Jahr 2019 alles andere als turbulenzenfrei. Jedenfalls haben die Vorgänge in Kärnten nicht nur dort den Weihnachtsfrieden konterkariert: Auch Kardinal Christoph Schönborn ist höchstpersönlich ins Kreuzfeuer der Kärntner Kritik geraten - und er versuchte sich kurz vor Jahresende im Ö1-Mittagsjournal mit dem Hinweis aus der Schusslinie zu nehmen, nun sei Rom am Zug, das den Salzburger Erzbischof Franz Lackner mit einer Visitation der Diözese Gurk-Klagenfurt beauftragt hat.Man muss als Kommentator aus der Ferne weiter nach unabhängiger
Bei den Europäischen Filmpreisen, wo "Girl" für den Hauptpreis nominiert war, gab es eine Auszeichnung in der Kategorie "European Discovery" für Regisseur Lukas Dhont. Zuvor aber gewann der Film in Cannes mit dem Preis "Un Certain Regard" den wichtigsten Nebenpreis. Dabei muss man der belgischen Produktion die grandiose Umsetzung einer heiklen Thematik und auch dem 16-jährigen Hauptdarsteller Victor Polster große Filmkunst konzedieren. Auf seine Weise kann "Girl" als einer der besten Film des gerade abgelaufenen Jahres gelten.Lara ist 15 und will Balletttänzerin werden. Kein leichter
Der Titel ist irreführend: "Eine bessere Welt -ohne Religion?" heißt der von der Grazer Religionswissenschafterin Theresia Heimerl und dem Bamberger Neutestamentler Joachim Kügler herausgegebene Sammelband. Aber schon der Beitrag von Heimerl konterkariert den Titel auf produktive Weise, weist doch die Autorin darin nach, dass die Welt der Popkultur ohne Religion "langweilig" wäre. Analog stellen die 22 Autor(inn)en auf ihre je eigene Weise Zugänge zur Religionskritik von der religiösen Seite her dar.Religionskritik von religiöser SeiteAnlass für die Publikation war der 60. Geburtstag
Das erste, was Bischof Alois Schwarz, dem Protagonisten der aktuellen kirchlichen Causa prima, bescheinigt werden muss, ist verheerende Krisenkommunikation. Und zwar nicht nur in den letzten Tagen, als er, nachdem Rom die Veröffentlichung des Prüfberichts der Kärntner Diözesanleitung über die Schwarz'sche Amtszeit verhindert hat, aus ebendiesem Bericht zitierte und sich als mehr oder weniger reingewaschen gerierte. Nachdem das Klagenfurter Domkapitel diesen Bericht nun doch veröffentlicht hat, ist klar: Das stimmt nicht. Im Gegenteil finden sich auf den sechs Seiten wirtschaftliche
"Die Lage im Irak bessert sich, Mitglieder der Regierung sowie der Sprecher des Parlaments sind Christen gegenüber offen." Diese durchaus hoffnungsvolle Einschätzung äußerte Kardinal Louis Sako, chaldäisch-katholischer Patriarch von Bagdad, bei einer Begegnung mit Journalisten in Wien. Sako war gemeinsam mit zwei anderen Würdenträgern der ostsyrischen Kirchenfamilie nach Wien gekommen, um Kardinal Christoph Schönborn und Bundeskanzler Sebastian Kurz über die Lage der Christen in ihren Ländern zu berichten.Neben Sako gehörten der in Damaskus residierende Patriarch der
Wer der katholischen Kirche am Zeug flicken will, wirft ihr die Austrittsstatistik, den dramatischen Priestermangel oder die Missbrauchskrise um die Ohren. Insbesondere bei letzterer (aber nicht nur dort) gelobt die Institution -vom Papst abwärts -seit Jahr und Tag Besserung durch Offenheit und Transparenz. Die Vorgänge rund um die Diözese Gurk-Klagenfurt und deren früheren Hirten Alois Schwarz zeigen leider, dass dies, wenn's drauf ankommt, eine Sonntagsrede bleibt. Da poppen, anlässlich des Wechsels von Schwarz nach St. Pölten, Vorwürfe von Missmanagement und schweren Fehlern in der
Leningrad, Anfang der 1980er Jahre: Zwischen dem Ende der Breschnew-Ära und Glasnost etablierte sich in der Ostsee-Metropole eine Untergrund-Rockszene. Die Gruppe "Zoopark" rund um Majk Naumenko (Roma Swer) hat schon ihr Standing, um den von Parteizensoren und Ordnern brav bewachten Konzertsälen ein wenig einzuheizen. Majk hilft dem jungen Wiktor Zoi (Teo Yoo), musikalisch auf die Füße zu kommen. Der unbändige Zoi wurde das Rockidol der Gorbatschow-Jahre, bis er 1990 bei einem Autounfall ums Leben kam -65 Jugendliche sollen sich in der Sowjetunion aus Gram über diesen Tod selbst das
Seit Anfang September ist Maria Katharina Moser die Direktorin der Diakonie Österreich, der Sozialorganisation der evangelischen Kirchen. Im FURCHE-Gespräch versucht sie eine Einschätzung der Menschenrechtssituation in Österreich.DIE FURCHE: Die Internierung minderjähriger Flüchtlinge hinter Stacheldraht in Drasenhofen sorgte vor einigen Tagen für Aufregung. Ein klarer Fall von Menschenrechtsverletzung?Maria Katharina Moser: Die Kinder-und Jugendanwaltschaft hat eindeutig festgestellt, dass die Situation in Drasenhofen den Kinderrechten grob widersprochen hat und das Kindeswohl akut
Längst hat Netflix auch das Filmgeschäft aufgemischt. Mittlerweile ist der Streaming-Gigant aber drauf und dran, die hehre Cineastik zu untergraben, sprich: Das Unternehmen produziert auch künstlerisch hochstehende Filme, lässt sich damit in Kinosälen aber nicht blicken.Jene im Filmbusiness, die die reine Lehre bewahren, mögen standhaft bleiben; sie könnten dennoch das Nachsehen haben. Jedenfalls konnte Alfonso Cuarón mit seinem persönlichsten Werk "Roma" nicht nach Cannes kommen, denn dort dürfen nur Filme laufen, die auch ins Kino kommen. Also ging Netflix nach Venedig, wo man
Die einen wollen das Kopftuch weg aus der Öffentlichkeit. Und weil das in einer Debatte ums Kindeswohl jedenfalls im schulischen Bereich durchzusetzen ist -zumindest glauben das die diesbezüglichen Verfechter/innen -, geht es zurzeit diesbezüglich Schlag auf Schlag (vgl. dazu Seite 3 bis 7 dieser FURCHE). Wohin derartige Reise aber auch geht, zeigt dann der Vorschlag von NEOS, überhaupt jedes religiöse Bekleidungsstück in Schulen für Kinder und Jugendliche unter 14 zu verbieten.Hier ist die Katze aus dem Sack: Religion ist in dieser Weltanschauung nicht bloß "Privatsache", sondern hat
Es ist, seit es Literatur und/oder Theater gibt, das Motiv: die Liebe eines Paares, die unbändige zumal, die ob der persönlichen, realen, politischen oder sonstigen Verhältnisse nicht sein darf, die sich ihren Weg durch Existenzen hindurch bricht und dann an den Klippen jeweiler Leben zerschellt. Nicht nur Shakespeare hat bekanntlich eine seiner größten Tragödien an Derartigem entlang entwickelt, es scheinen bis heute der Variabilität des Themas keine Grenzen gesetzt zu sein. Und es ist erstaunlich, wie neu die uralte Menschheitskonstellation sich jeweils erzählen lässt. Auch in "Cold
Drei Romane hat der 2004 verstorbene Stieg Larsson hinterlassen; die "Millennium"-Trilogie war auch auf der Leinwand ein Erfolg. Nun kommt mit "Verschwörung" der erste Film nach der Vorlage von David Lagercrantz, der die "Millennium"-Reihe fortsetzte, ins Kino: "Verschwörung" ist ein solider Action-Thriller, der die Spannung gut durchhält und insbesondere an Rasanz kaum überbietbar ist.Vor allem Claire Foy kann in der Rolle der Hauptheldin und Hackerin Lisbeth Salander überzeugen, während Sverrir Gudnason, der hier unter der Regie von Fede Alvarez den Investigativjournalisten Mikhail
Anfang Dezember wählt die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ihre Organe neu - und Ibrahim Olgun wird dann nicht mehr Präsident der österreichischen Muslime sein. Damit wird der erste in Österreich Geborene an der Spitze der IGGÖ sowie auch der jüngste Präsident (Olgun war bei seiner Kür vor zwei Jahren 28 Jahre alt) Geschichte sein. Der Ankündigung der IGGÖ, sich personell, aber auch strukturell neu aufstellen zu wollen, waren lange interne Querelen vorangegangen. Schon jetzt kann man konstatieren, dass Olguns Präsidentschaft unter keinem guten Stern stand, was
Hanna ist eine österreichische Transsexuelle in den Fünfzigern. Nach 20 Jahren Ehe und als kräftiger Mann hatte sie ihr Coming Out erst vor elf Jahren. Sie nennt ihre Brüste Gusti und Lilo und parliert über Philosophie und Brahms. Hanna ist eine der Protagonistinnen in Adina Pintilies Film -Essay "Touch Me Not", der auf der diesjährigen Berlinale den Goldenen Bären erhielt -eine kontrovers aufgenommene Auszeichung.Es geht in diesem exzeptionellen Opus der rumänischen Regisseurin um Körperlichkeit und Sexualität, um Explizites in Bild -und vor allem: im Wort. Kei ne leichte Kost, aber
Politik hat mit Sprache zu tun. Öffentlicher Diskurs naturgemäß auch. Das klingt nach Binsenweisheit, muss aber dennoch aufs Neue ausgesprochen werden. Auch die Wunderwuzzis der politischen Kommunikation versuchen, mittels Sprachsteuerung, auf Neudeutsch "Wording", politische Botschaften zu kanalisieren.Dazu gehört auch, einst harmlosen Zuschreibungen negative Konnotationen zu verpassen. Wer heute von "Flüchtlingen" oder "Asylwerbern" spricht, kann mit immer neuen Restriktionsforderungen oder Gesetzesverschärfungen reüssieren. Positiv ist an diesen Worten zurzeit kaum etwas. Das macht
Als "Mohr von Wien" ist der 1796 verstorbene Angelo Soliman ins volkstümliche Gedächtnis eingegangen. Über den zehn Jahre nach seinem Tod als Ausgestopfter ausgestellten Kammerdiener und Prinzen erzieher hat Markus Schleinzer ("Michael" 2011) seinen zweiten Spielfilm "Angelo" gestaltet -ein Mensch, den er nicht als "Kuriosität" des josephinischen Wien zeigt.DIE FURCHE: Ihr Film "Angelo" ist bereits auf internationalen Festivals gelaufen. Wie wurde er da rezipiert?Markus Schleinzer: Was ich am Ausland so geschätzt habe, war, dass man dort der Geschichte so "neu" begegnet. In Österreich
Zuerst wollte Charles Chaput, streitbarer Erzbischof von Philadelphia und konservativer Widersacher von Franziskus, dass der Papst die Jugend-Bischofssynode kurzfristig absagt: Angesichts der Missbrauchsskandale gebe niemand der Kirche die Kompetenz, etwas zur Jugend zu sagen. Dann kritisierte er das Arbeitspapier -und insbesonders, dass dort das Wort "LGBT" zu lesen war. Unfassbar für ein kirchliches Dokument, schäumte Exzellenz.Bei letzterem Thema fand Chaput Verbündete aus dem Süden: Das katholische Unwort kommt in der Botschaft der Synode nicht mehr vor. Beim Missbrauchsthema hingegen
Nach dem Krieg konnte Helga Feldner-Busztin studieren. Sie wurde Ärztin und arbeitete bis zu ihrer Pensionierung 1989 als Internistin. Sie war mit ihrer Mutter im KZ Theresienstadt -ihre unmittelbare Familie überlebte die Schoa. Heute geht Feldner-Busztin in die Schulen und erzählt über ihr (Über-)Leben. Die FURCHE traf die 89-Jährige in ihrem Haus in Döbling.DIE FURCHE: Sie gehen als Zeitzeugin in Schulen: Was erleben Sie da?Helga Feldner-Busztin: Ich erlebe da die verschiedensten Sachen. Die Größeren sind sehr aufmerksam. Die Kleineren spielen da halt manchmal mit dem Handy: diese
Aus Cannes konnte Alicia Rohrwacher heuer den Preis für das Beste Drehbuch mit nach Hause nehmen. Und die Viennale adelte "Glücklich wie Lazzaro", indem sie das zeitgenössische Märchen zum Eröffnungsfilm erkor. Eine mehr als plausible Wahl, enthält das jüngste Opus der italienischen Regisseurin doch eine große Zahl an Erzählebenen und eröffnet viele Interpretationsmöglichkeiten. Und es ist, auf seine Weise, durch und durch politisch in politisch so dürrer Zeit.Philosophische, religiöse und historische Motive zuhauf - und das alles in ein fantastisches Setting eingebettet. Auch mit
Zurzeit kann ein Westkirchler nur staunend bis grimmig beobachten, was sich nach dem Bruch zwischen Moskau und Konstantinopel bei den Ostkirchen abspielt. Eine ökumenische Katastrophe sind die Vorgänge allemal, ein Zerfall des kirchlichen Ostens kann auch den (schon lang zerfallenen) kirchlichen Westen nicht kalt lassen.Befremdlich scheint da einmal die Tatsache, dass in den derzeitigen Konflikten jurisdiktionelle Probleme und Glaubensfragen völlig vermischt erscheinen bzw. die Tatsache, dass die Jurisdiktion jedenfalls aus Moskauer Sicht eine zentrale Glaubensfrage darstellt. Es gibt
Er zählt zu den Dokumentarfilmern. Und verlangt von seinem Publikum Sitzfleisch. Das ist auch bei Frederick Wisemans Dokumentarfilm-Epos "Ex Libris. The New York Public Library" so: 197 Minten mutet er einem zu, um in die Welt und Philosophie einer der größten Bibliotheksinstitutionen der Welt einzutauchen. Der "Tag der Bibliotheken" am 24. Oktober markiert auch hierzulande den Kinostart des Mammut-Opus.Und man kann einmal mehr feststellen: Wiseman gelingt es auch in diesem Film, sein Publikum so zu fesseln, dass die Zeit, die er benötigt, um seine Geschichte zu erzählen, wie im Flug
Allein in Deutschland wurden die "Wildhexe"-Bücher der däni schen Kinderbuchautorin Lene Kaaber bøl mehr als 300.000 Mal verkauft. Nun kommt mit "Wildhexe" die erste Verfilmung dazu ins Kino. Dem dänischen Regisseur Kaspar Munk gelingt es hervorragend, die unheimlich-heimelige Geschichte der zwölfjährigen Clara, die mit Tieren sprechen kann und sich zur Wildhexe ausbilden lässt, filmisch zu erzählen. Auch wer durch die Harry-Potter-Filme in Sachen Kinder-Fantasy längst gestählt ist, wird bei "Wildhexe" entdecken, dass man vergleichbare Dichte auch mit viel weniger Aufwand und
"In der Demokratie kann man das Denken nicht delegieren und den Experten, Performern oder Demagogen überlassen." So lautet einer der zentralen Sätze, der am vergangenen Sonntag in der Frankfurter Paulskirche fiel. Was dort Aleida und Jan Assmann, die diesjährigen Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, zu Gehör brachten, kann Satz für Satz unterschrieben werden. Und markiert - in Zeiten geistiger wie intellektueller Dürre eine Sternstunde der Zeitdiagnostik (www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/1244997/).Wo Polarisation und Polemik, gepaart mit Halbwissen (z. B. rund um
Wenn dem Sprichwort "Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht" die Lebensweisheit innewohnt, dass das fatale Ende unausweichlich ist, dann findet die Sentenz in Matteo Garrones "Dogman" eine filmische Entsprechung. Denn wie sich der schmächtige Hundefriseur Marcello (Marcello Fonte) auch müht, den gewalttätigen Simone (Eldorado Pesce), der das ärmliche Küstendorf terrorisiert, in die Schranken zu weisen: die Starken -oder jedenfalls die, die sich physisch und mit ihrem Organ als solche gebärden -behalten die Oberhand wider die braven Schwachen. Kein Film für zartbesaitete
Es beginnt wie es sonstwo auf der Welt beginnen könnte: Toni Hanna, der eine kleine Autowerkstatt betreibt und mit seiner hochschwangeren Frau Shirine nebenan in einer kleinen Wohnung mitten in der Stadt lebt, gießt seine Balkonpflanzen. Unter dem Balkon arbeitet ein Bauarbeitertrupp, und Yasser Salameh, der Polier, kriegt eine Ladung Wasser ab, weil Toni einen ungenehmigten Abfluss installiert hat. Als Yasser zu Tonis Wohnung hinaufsteigt und sich darüber beschwert, reagiert Letzterer äußerst gereizt. Aber Yasser kommt später, als Toni nicht da ist, wieder, repariert den Abfluss und
Tommaso (Marco Giallini) ist ein ebenso berühmter Herzchirurg wie ein überständiger 68er: liberal in seinen Ansichten, ungläubig bis zum Gehtnichtmehr, aber ein Macho-Ekel, wie es gerade im Bobo-Milieu nicht so selten ist. Als Tommasos Sohn Andrea (Enrico Oetiker), der natürlich wie Papa Arzt werden soll, der verblüfften Familie eröffnet, er sei Jesus begegnet und wolle nun Priester werden, ist es um die Contenance des Promi-Doktors geschehen: Also macht sich Tommaso auf, um Don Pietro (Alessandro Gassmann), den charismatischen Priester, dessen Zeugnis Andrea auf den Gottes-Weg bugsiert
Unter den fünf Seligen, die Papst Franziskus am 14. Oktober heiligsprechen wird, findet sich auch einer seiner Vorgänger, der 1978 verstorbene Paul VI. Damit sind bereits vier Päpste des 20. Jahrhunderts zur Ehre der Altäre erhoben. Das ist problematisch: Ein römischer Pontifex erklärt zum einen hier seine Vorgänger zu Heiligen. Allein aus der Perspektive der Institution wirkt es befremdlich, wenn der Chef die früheren Chefs buchstäblich "in den Himmel lobt". Dazu kommt, dass in all diese Heiligsprechungen jede Menge Kirchenpolitik einfließt. Das mag generell ein Problem der Praxis
Ruth Beckermann gehört zu den herausragenden Zeitzeuginnen heimischen Filmschaffens. Sie leistete nicht zuletzt als jüdische Erinnerin des verschwundenen jüdischen Erbes des Landes auch in ihren Filmen Wesentliches für die Nachgeborenen. Aufsehen erregend zwar zuletzt ihre Videoinstallation "The Missing Image" (2015), die sie aus der kurz zuvor aufgetauchten, fünf Sekunden langen Filmsequenz, bei der eine feixende Menge einen mit (Zahn-)Bürsten die Straße reinigenden Juden im März 1938 (eine so genannte "Reibpartie") begafft, zu einer Endlosschleife aufblies, die mehrere Monate bei
Und das mitten in einem Zentrum der freien Welt, sprich der Bundespressekonferenz in Berlin, wo Recep Tayyip Erdo gan gemeinsam mit Angela Merkel eine Pressekonferenz gab: Der frühere Chefredakteur der regierungskritischen Cumhuriyet, Can Dündar, konnte daran nicht teilnehmen, weil Erdogan gedroht hatte, den Termin abzusagen, wenn der in der Türkei verurteilte Dündar erscheine. Dündar hatte u. a. über Waffenlieferungen der Türkei an den IS berichtet, was ihn zum "Verbrecher"(so beschimpfte ihn Erdogan in Berlin) machte. Ein anderer Journalist, der auf der Pressekonferenz ein T-Shirt mit
Anfang Oktober jähren sich zwei die katholische Kirche Österreichs betreffende Ereignisse zum 80. Mal: Am 7. Oktober 1938, nach dem Lavieren der Bischöfe des Landes rund um den "Anschluss", fand im Wiener Stephansdom jene Jugendvesper statt, bei der Kardinal Theodor Innitzer vor tausenden Jugendlichen mit der Zuspitzung "Christus ist unser Führer" predigte. Tags darauf stürmte eine Hundertschaft der Hitlerjugend das Erzbischöfliche Palais und verwüstete es, der Domkurat Johannes Krawarik wurde aus dem Fenster geworfen und schwer verletzt. Am 13. Oktober 1938 organisierte der Wiener
Und wieder erweist sich Papst Franziskus in den Augen der Hardliner-Fraktion als Verräter an Glauben und den - diesfalls: chinesischen -Christen. Am Abkommen zwischen Peking und Rom über Bischofsernennungen, das vor kurzem unterzeichnet wurde, lassen die Papstgegner kein gutes Haar. Dass Kardinal Zen, Emeritus von Hongkong, das Abkommen einen "Pakt mit dem Teufel" nannte, passt gut zur Einteilung der Kirchenwelt in Gut und Böse.Doch -und das ist den vermeintlich Unbeugsamen, die hier ohne Wenn und Aber das Richtige zu wissen vorgeben -entgegenzuhalten: Die kirchliche Lage im Reich der Mitte
Von 3. bis 28. Oktober kommen Bischöfe, aber auch Expert/inn/en und
Jugendliche zur Bischofssynode zum Thema "Jugend, Glaube und
Berufungsunterscheidung" zusammen. Die Missbrauchskrise überschattet
die Versammlung längst über das Vorfeld hinaus.
Forschungen über Jugend und Religion sind das eine. Wie aber erleben
Praktiker kirchliche Jugendarbeit heute? Die FURCHE bat zwei Aktive,
junge Erwachsene aus der Pfarre Wien-Breitenfeld, zum Gespräch.
Analog zur politischen Wetterlage hat auch die Ökumene zwischen Ost und West schon viel bessere Zeichen gesehen. Da ist das innerorthodoxe Zerwürfnis zwischen Konstantinopel und Moskau um die Ukraine (vgl. Seite 14), das von Moskau auch als Ausdruck des Ost-West-Konflikts apostrophiert wird, und das die Weltorthodoxie in ihre größte Krise zu stürzen droht. Aber auch Berichte aus Zypern beunruhigen, wo zur Orthodoxie übergetretene Katholiken einer Wiedertaufe unterzogen wurden - was in den letzten Jahrzehnten undenkbar war, gilt doch die Taufe jedenfalls zwischen Rom und der Orthodoxie
Klaus Müller, der Autor des nebenstehenden Essays ist auch -mit ähnlicher Stoßrichtung -als Beitragender im lesenswerten Sammelband "Designobjekt Mensch. Die Agenda des Transhumanismus auf dem Prüfstand" zu finden. In dem von den beiden philosophischen Theologen Benedikt Paul Göcke und Frank Meier-Hamidi herausgegebenen Kompendium beleuchten 20 Wissenschafterinnen und Wissenschafter interdisziplinär Fragen, die sich rund um den Transhumanismus ranken. Dabei geht es nicht um Probleme der Technik respektive der technischen Machbarkeit, sondern um anthropologische oder ethische Bewertungen,
Wenn die Besetzung stimmt, dann kann die gute alte Konversationskomödie in ihrer filmischen Spielart für Froh-und Blödelsinn sorgen. Genau das ist Bill Holdermans erster Regiearbeit "Book Club -Das Beste kommt noch" zu attestieren. Immerhin war es ihm möglich, so viele Altvordere zu versammeln, dass allein das eine Freud ist: Die Damen Jane Fonda, Diane Keaton, Candice Bergen und Mary Steenburgen geben ein Frauenquartett in den besten Jahren, die die Männer und/oder den Sex bestenfalls ein wenig aus den Augen verloren haben -und die sich allmonatlich beim "Book Club" treffen, um einander,
Martin M. Lintner ist Ordensmann - er gehört dem Servitenorden an
-und Moraltheologe. Ob beim Einsatz für eine menschengerechte
Sexualmoral, für eine tiergerechte Ethik oder für die Nöte der
Menschen: Er mischt sich in aktuelle gesellschaftspolitische Debatten
ein.
"Nach dem Urteil": Xavier Legrands Langfilmdebüt ist ebenso
beklemmendes wie grandios erzähltes Kino über eine zerbrochene
Familie, die einer lebensbedrohlichen Gewaltspirale zu entkommen
sucht.
Vor Jahresfrist bezichtigten sie ihn mit einer "kindlichen Maßregelung" der Häresie. Nun haben die konservativen Papstkritiker das Missbrauchsthema entdeckt, das sie wider den ungeliebten Pontifex instrumentalisieren: Just während der diesbezüglich heiklen Irlandreise des Papstes hat der ehemalige Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, ein mehrseitiges "Zeugnis" verbreitet, das in der Behauptung gipfelt, Franziskus habe seit Jahren von den sexuellen Verfehlungen des Washingtoner Alterzbischofs Theodore McCarrick, den der Papst soeben aus dem Kardinalsstand entlassen hat,
Wieder holt der Missbrauchsskandal die katholische Kirche ein. Papst
Franziskus hat dazu einen "Brandbrief" ans "Volk Gottes" geschrieben.
Dieser wird nicht genügen.
In einem einzigartigen Schreiben nimmt Papst Franziskus zu den
kirchlichen Missbrauchsskandalen, die zuletzt durch den Bericht der
Grand Jury von Pennsylvania in den Fokus der Öffentlichkeit gekommen
sind, Stellung. Klare Worte, aber keine Handlungsverpflichtungen.
Mit "Don't Worry, weglaufen geht nicht" gelingt Gus Van Sant einmal
mehr eine exzeptionelle Filmbiografie: des querschnittgelähmten
Zeichners John Callahan.
Der Grundplot scheint bekannt: Spätestens seit dem 1997er-Erfolg "Ganz oder gar nicht", wo sich die ganz und gar nicht ebenmäßigen Körper der Arbeitslosen der nordenglischen Stadt Sheffield als Stripper betätigen, ist die Idee, dass man zur Rettung der Welt/der Gemeinschaft oder ganz banal: des Überlebens Hüllen fallen lässt, eine filmreife Sache.Nun spielt der französische Regisseur Philippe Le Guay ein derartiges Szenario in einem Kaff in der Normandie durch: Auch im beschaulichen Mêle-sur-Sarthe bedrohen die großen wirtschaftlichen Entwicklungen das Dorf und die wackeren
In der fünften Verfilmung eines Rita-Falk-Krimis rund um den bayerischen Provinzpolizisten Franz Eberhofer dürfen Sebastian Bezzel und Simon Schwarz (Eberhofers seltsamer Spezi Rudi) wieder in ihrem Element sein. "Sauerkrautkoma" heißt das Ganze, was weniger an die Handlung des Films als an dessen gleichfalls kulinarisch assoziierte Vorgänger (vom "Dampfnudelblues" bis zur "Grießnockerlaffäre") gemahnt. Eberhofer wird diesmal nach München "befördert", was er allerdings als Strafversetzung empfindet. Doch als er in seines kiffenden Vaters Opel Admiral eine Mädchenleiche entdeckt,
Mit seiner Entscheidung, die Todesstrafe für "unzulässig" zu
erklären, schlägt Papst Franziskus Pflöcke ein. Diese längst fällige
Lehr-Entscheidung kommt zur rechten Zeit.
Flächendeckend herrscht große Ratlosigkeit, wie der
gesellschaftlichen Polarisierung beizukommen ist. Das Nachdenken über
eine "Entgiftung" des Diskurses tut not.
Louis de Funès, gewiss kein Vorreiter des subtilen Humors, hatte vor 45 Jahren als Rabbi Jacob tiefsinnigere Pointen auf Lager. Und auch "Monsieur Claude und seine Töchter", die klischeereiche Mulitkulti-Komödie, die 2014 nicht nur in Frankreich Kinokassen klingen ließ, blieb vergleichsweise auf erträglichem Niveau. Fabrice Éboués "Ein Lied in Gottes Ohr" hält da nicht einmal bei solch niedrigen Anforderungen mit. Eine Komödie ist dieser seichte Sommerfilm zweifelsohne, aber eine, die weder Geschmacksgrenzen respektiert noch um unpassende Pointen einen Bogen macht. Musikproduzent
Er werde schweigen und beten - so lässt sich Benedikts XVI. Aussage nach dem Rücktritt Anfang 2013 zusammenfassen. Wenn er sich daran hielte, bliebe der katholischen Kirche einiges an Unklarheit erspart. Denn in den Polarisierungen ob der derzeitigen Leitung der katholischen Kirche glaubt der (erz)konservative Kirchenflügel Benedikt, den Emeritus, auf seiner Seite. Wer sich auf den einschlägigen Internetseiten umtut, wird schnell eine Sicht bemerken, die Franziskus als dahergelaufenen, menschlich unmöglichen, chaotischen, theologisch ahnungslosen Papst charakterisiert. Der "echte" Papst
"Angst ums Abendland?" lautet Thomas Arnolds Vorlesungsreihe bei den
Salzburger Hochschulwochen. Der Theologe erläutert die Unterschiede
der Entwicklungen im Osten und Westen Deutschlands.
Am 14. Juli wäre Ingmar Bergman 100 Jahre alt geworden. Der schwedische Ausnahmeregisseur hat wie kein zweiter den Aufstieg des europäischen Autorenkinos verkörpert, seine Filme erwiesen sich als stilbildend, innovativ und wegweisend - bis zuletzt. Wenig bekannt ist etwa, dass Bergmann mit "Sarabande" als 85-Jähriger seinen ersten digital gefilmten Film drehte und es ihm in dieser losen Fortsetzung seines Meisterwerks "Szenen einer Ehe" (1973) gelang, seine cineastische Meisterschaft auch ins neue Filmzeitalter zu retten.Elf Jahre ist es her, dass Bergman auf seinem Alterssitz, der
Ob nun im katholischen Deutschland Sommerfriede einkehrt oder der Papst den eben zum Kardinal kreierten Glaubenskongregations-Präfekten Luis Ladaria desavouiert hat? Ob nun Kardinal Reinhard Marx wieder der Gewinner ist, wo doch Kardinal Rainer Maria Woelki zuletzt Oberwasser hatte?Auch für an römische Volten gewohnte Beobachter fällt es nicht leicht, im deutschen Bischofsstreit in Sachen Kommunion für nichtkatholische Partner den Überblick zu behalten. Kurzversion der jüngsten Fakten: Letzte Woche präsentierte Kardinal Marx eine Note an Papst Franziskus, die vom Pontifex
Wenn ein filmisches Coming Out aus Hollywood kommt, kann man sicher sein, dass in punkto sexueller Explizität kaum etwas zu finden sein wird -prüdes Amerika sei Dank. Ja, selbst für einen Kuss scheint es sich in der romantischen Teenie-Komödie "Love, Simon" nicht auszugehen. Andererseits sorgen Drehbuch und sonstige Mache des Films, dass das Ergebnis flott, lustig und jedenfalls nicht verklemmt daherkommt. Gleichzeitig wird auch der Kitsch-Verdacht erfüllt, sodass - wenn man schon beim Klischee bleibt - eher das weibliche Youngster-Publikum als Zielgruppe im Visier war, auch wenn der
Denn der King ist eigentlich nur das Vehikel, um eine Bestandsaufnahme in God's own Country zu machen.'Elvis-Hommage' ist eine formidable Untertreibung für das Roadmovie, das der amerikanische Dokumentarfilmer Eugene Jarecki vorlegt.Am 16. August 2017 jährte sich der Todestag des King zum 40. Mal. Keine Frage, dass dies Anlass für eine filmische Hommage an Elvis Presley sein kann. Und Eugene Jareckis "The King -Mit Elvis durch Amerika" kommt nur scheinbar hierzulande ein Jahr zu spät ins Kino. Tatsächlich ist es nämlich zur rechten Zeit. Außerdem ist "Elvis-Hommage" eine formidable
Der denkende Zeitgenosse mag ob der Verrohung des gesellschaftlichen Diskurses zurzeit verzweifeln. Dabei wäre er so froh, wenn abseits des Getöses öffentlicher Diffamierumgen ein engagierter Diskurs etwa zwischen Vertretern liberaler und konservativer Positionen stattfände. Denn ehrlich gesinnte Konservative sollten für den demokratischen Diskurs ebenso offen sein wie in diesem Sinn gesprächsfähige Liberale. Es ist evident, dass dieser Diskurs nicht -oder nicht mehr - stattfindet.Allein aus diesem Grund ist Liane Bednarz' Buch "Die Angstprediger" Balsam für die Wunden der an der