Ethisch, philosophisch, theologisch etc. reflektiert

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Klaus Müller, der Autor des nebenstehenden Essays ist auch -mit ähnlicher Stoßrichtung -als Beitragender im lesenswerten Sammelband "Designobjekt Mensch. Die Agenda des Transhumanismus auf dem Prüfstand" zu finden. In dem von den beiden philosophischen Theologen Benedikt Paul Göcke und Frank Meier-Hamidi herausgegebenen Kompendium beleuchten 20 Wissenschafterinnen und Wissenschafter interdisziplinär Fragen, die sich rund um den Transhumanismus ranken. Dabei geht es nicht um Probleme der Technik respektive der technischen Machbarkeit, sondern um anthropologische oder ethische Bewertungen, die sich daraus ergeben.

Schon die Einteilung in ideengeschichtliche Überlegungen, philosophisches und dann theologisches Nachdenken, um dann bei naturwissenschaftlichen Befunden und sozialwissenschaftlicher Empirie anzukommen, zeigt, welch breites Feld die Diskussion rund um den Transhumanismus bereits darstellt.

Aufschlussreich ist die Begriffsgeschichte des Transhumanismus, die Otto Hansmann im -nach der Einleitung -ersten Beitrag des Bandes vorlegt. Auch wenn man den Ansatz der Verbesserung des Menschen oft als Produkt der Aufklärung ansetzt -Hansmann nennt da die "Perfektibilität", also den Versuch der Vervollkommnung des Menschen, die er bei Jean-Jacques Rousseau anno 1755 identifiziert, weist er auf antike Vordenker, angefangen bei Platon zurück. Hansmann spannt dann den Bogen über Renaissance-Denker wie Petrarca und Nikolaus von Kueshin zu Nietzsche, dessen Rede vom "Übermenschen" sich quasi als Vorläufer transhumanistischer Konzepte anzubieten scheint: Hansmann zieht das in Zweifel, weil Nietzsche die Perfektibilität auch "in eine Metaphysik des Lebens" einzubinden suche. Klarer scheint für den emeritierten Bayreuther Pädagogik-Professor eine Verbindung zwischen dem Utilitarismus und dem Transhumanismus zu sein. Kurz geht er auch auf Julian Huxley, den "Erfinder" des Begriffs "Transhumanismus" in den 1950er-Jahren, ein (vgl. dazu auch Seite 6).

Weite der Auseinandersetzung

Schon ein kursorischer Durchgang durch die Thematiken des Bandes zeigt die Weite der nötigen Auseinandersetzung. Die technisch-religiösen Quellen des Transhumanismus werden ebenso thematisiert wie dessen Leugnung des Todes. Philosoph Stefan L. Sorgner fragt, was die Transhumanisten wollen, seine Kollegin Susan Schneider setzt sich mit der künstlichen Intelligenz und der Zukunft der Menschheit auseinander.

In den theologischen Reflexionen fragt -neben Klaus Müller -etwa die Ethikerin Katharina Klöckner den Transhumanismus ebenso kritisch an wie die Amerikanerin Jennifer Jeanine Thweatt unter dem Titel "Cyborg-Christus" sich dessen Verhältnis zur Heiligkeit des Körpers widmet.

Aus naturwissenschaftlicher Perspektive setzt sich der Neuroprothetiker Christian Klaes mit den Versprechungen des Transhumanismus auseinander, während sich im sozialwissenschaftlichen Teil des Bandes auch ein interessanter Vergleich von Reproduktionstechnologien zwischen Deutschland und der Türkei findet.

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