Transhumanismus - © Foto: Gerd Altman / pixabay

Die Propheten der Übersteigerung

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Ich glaube an Transhumanismus: Sobald es genügend Personen gibt, die das voller Überzeugung sagen, wird die Menschheit auf der Schwelle einer neuartigen Existenz stehen, die sich von der unseren ebenso sehr unterscheidet wie unsere von der des Pekingmenschen. Sie wird endlich ganz bewusst ihrer wahren Bestimmung nachgehen."

Als der Biologe Julian Huxley 1957 diese Zeilen schrieb, konnte er noch nicht ahnen, dass der Begriff des Transhumanismus ein paar Jahrzehnte später eine populäre Strömung bezeichnen sollte - von manchen euphorisch begrüßt, von anderen zunehmend gefürchtet. Vielleicht lag diese Art der Hellsichtigkeit ja in der Familie: Denn auch sein Bruder, der Schriftsteller Aldous Huxley, hatte mit utopischen Romanen wie "Schöne Neue Welt" (1932) und "Eiland" (1962) einen erstaunlichen Sinn für künftige Entwicklungen bewiesen.

Der Transhumanismus will den Menschen technologisch weiterentwickeln und verbessern. Seine Methode ist die technologische Transformation des Menschen zu einem posthumanen Wesen. Dieses "Posthumane" kennzeichnet die Zielvorstellung der menschlichen Entwicklung. Insofern kann man nicht sagen, dass der Transhumanismus den Menschen zu überwinden sucht, sondern er will durch den Menschen hindurch ("trans") zu einem Posthumanen gelangen. Die menschliche Evolution wird hier generell als unabgeschlossen verstanden. Die Technik spielt in diesem Denken die Rolle des Mediums und Mittels zum Zweck der menschlichen Optimierung, hin zu einem "Menschen x.0". Auf dem Weg dorthin durchlaufen die Menschen diverse Entwicklungsetappen: Transhumane emanzipieren sich graduell vom Menschen 1.0, indem nicht nur die kognitiven Kompetenzen, sondern auch das biotische Substrat verbessert wird. Was heißt das konkret?

Prothesen, Medikamente, Computer

Zu den wichtigsten Motiven gehören Bemühungen bezüglich einer radikalen Lebensverlängerung und Unsterblichkeit, die Kryonik sowie Methoden des "Human Enhancement". Solange Unsterblichkeit noch nicht erlangt ist, müssen sich diejenigen, die an der erhofften posthumanen Zukunft teilhaben wollen, mit Übergangsstrategien begnügen. Die wohl berühmteste unter diesen Methoden ist die Kryonik (von griech. "kryos": Eis oder Frost): die direkt nach dem festgestellten Tod vorgenommene Konservierung des menschlichen Körpers oder einzelner Organe durch Einfrieren in flüssigen Stickstoff bei -196 Grad Celsius. Bei garantierter Unsterblichkeit soll der Organismus dann wieder aufgewärmt bzw. "wiederbelebt" werden.

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