Silent Glow - © Foto: Anja-Krug-Metzinger-Filmproduktion

Bewusstseinskultur: Nach innen leuchten

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Im hektischen Prozess der Digitalisierung ist unser wertvollstes Gut in Gefahr: der menschliche Geist. Es braucht eine „Kultur des Bewusstseins“ – als Bollwerk, als Kompass, als Bereicherung. Ein Streifzug.

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Im hektischen Prozess der Digitalisierung ist unser wertvollstes Gut in Gefahr: der menschliche Geist. Es braucht eine „Kultur des Bewusstseins“ – als Bollwerk, als Kompass, als Bereicherung. Ein Streifzug.

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Die Burschen haben zweifellos Talent. Nicht umsonst haben sie es in den Nachwuchskader der französischen Fußball-Nationalteams geschafft. Man sieht, wie sie trainieren und ihre Dribbelkünste bei einem Probematch unter Beweis stellen. Dazwischen gibt es Pausen, in denen sie nicht nur verschnaufen. Mit geschlossenen Augen stehen sie in einer Reihe und lauschen nach innen – oder auf die Worte von Mark Milton, der sie eben dazu anleitet. Mit seinem UEFA-geförderten Projekt „Master of your Emotions“ will der Gründer der Schweizer Stiftung „Education 4 Peace“ bei jungen Menschen die Fähigkeit zur bewussten Selbstwahrnehmung fördern. Und der französische Fußballbund war weltweit der erste Sportverband, der „Bewusstheit“ und „Selbsterkenntnis“ als zentrale Aspekte in sein Ausbildungsprogramm für jugendliche Spieler aufgenommen hat. Schließlich ist Fußball ein aufreibendes Spiel, das nicht selten zur emotionalen Achterbahnfahrt wird.

Innere Aufrichtigkeit

Gefühle sind auch in einem Berliner Kindergarten das große Thema. Die Kleinkinder haben sich hier zu einem spielerischen Achtsamkeitstraining versammelt. Eine Schüssel mit Erdbeeren steht in der Mitte ihres Kreises. Von der Kindergartenpädagogin werden sie animiert, Worte für das zu finden, was in ihnen gerade vorgeht. Ein paar Kinder lachen; manche sind unruhig, zappelig. Der Geschmack der Erdbeeren soll bewusst wahrgenommen werden – und auch das Bewusstsein, was ein Gärtner alles machen muss, um Erdbeeren überhaupt ernten zu können, wird im „Happy Panda“-Projekt geweckt. Denn diese Initiative will nicht nur Körpergefühl, Konzentration und Impulskontrolle verbessern, sondern auch die soziale Intelligenz der Kleinen fördern.

Ähnliches steht in der „Living School“, einer privaten Grundschule in Paris, auf dem Programm: Die Volksschüler sollen lernen, mit sich selbst in Kontakt zu treten und dadurch innerlich zentriert zu werden – um auf dieser Basis authentische Beziehungen aufzubauen. Zuweilen werden sie schon außergewöhnlich empathisch, wie eine Lehrerin lächelnd berichtet: Sie spüren sofort, wenn ihren Eltern etwas im Magen liegt. „Mama, ich glaube dein Krokodil ist im Anmarsch“, hat eine Schülerin einmal gesagt. „Kannst du es bitte bändigen, es macht mir ein bisschen Angst“.

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