6785806-1970_13_03.jpg
Digital In Arbeit

Lauter verlorene Generationen?

19451960198020002020

Zu den jetzt in der öffentlichen Meinung am meisten hochgespielten Problemen gehört das „Generationsproblem unserer Zeit“. Nach der populären und vorherrschenden Erklärung handelt es sich dabei um einen Umsturz in den Beziehungen zwischen jung und alt, alt und neu. Die Revolution der Neuen Linken erstrebt eine Gesellschaft, die vaterlos, anti-autoritär und egalitär sein soll.

19451960198020002020

Zu den jetzt in der öffentlichen Meinung am meisten hochgespielten Problemen gehört das „Generationsproblem unserer Zeit“. Nach der populären und vorherrschenden Erklärung handelt es sich dabei um einen Umsturz in den Beziehungen zwischen jung und alt, alt und neu. Die Revolution der Neuen Linken erstrebt eine Gesellschaft, die vaterlos, anti-autoritär und egalitär sein soll.

Werbung
Werbung
Werbung

„Eine politisch in völlig anderen Kategorien denkende Großelterngeneration, eine politisch verständlicherweise frustrierte Elterngeneration Und eine vom Elternhaus beeinflußte und in der Schule politisch gebildete junge Generation vereinigen sich zu einem politisch sehr heterogenen Österreichbild.“

(Diskussionsbeitrag eines Studenten zum Bundesheervolksbegehren) „Wem die Jugend gehört, dem gehört auch die Zukunft!“

(Dr. Karl hueger im Jahre 1908)

Helmut Schelsky beschreibt in seiner 1957 erschienenen und jetzt schon ein wenig klassisch gewordenen Soziologie der deutschen Jugend die skeptische Generation der fünfziger Jahre. Von dieser Jugend im ersten Jahrzehnt nach 1945 unterscheidet er die Generation der politischen Jugend (in der Ära zwischen den beiden Weltkriegen) und die Generation der Jugendbewegung (in der Ära vor 1914). In Österreich, zumal in Wien, verlief die Aufeinanderfolge der Generationen nicht ganz genau innerhalb derselben Zeiträume, auch waren hier die Akzente zum Teil anders gesetzt; aber auch in Österreich begann, wie überall im Umkreis der Kultur des weißen Mannes, die Emanzipation der Jugend vom Elternhaus um die Jahrhundertwende. Nachher verstärkte sich immer mehr die Abkehr von „traditionellen“ Idealen und Vorstellungen, wuchs zuweilen die Neigung zur offenen Rebellion gegen die jeweüs „ältere Generation“. Ein solches Aufbegehren junger Menschen war an sich nichts Neues, denn derartiges geschieht seit Urzeiten. Was neuerdings die jeweüs ältere Generation erschreckt, ist die Aggressivität dieses Aufbegehrens. Oberflächliche Betrachter halten das einfach für den Verlust dessen, was man einmal „Benehmität“ nannte; Pessimisten beklagen die vermutete Tatsache, wonach die Jugend „keine Ideale“ mehr habe; optimistische Politiker hoffen, über das Ganze hinwegzukommen, wenn es gelänge, sich der Jugend zu bemächtigen und damit die Zukunft in den Griff zu bekommen. Gerade in letzterer Hinsicht sollten die während der drei letzten Generationen gemachten Erfahrungen eine Warnung sein: Die Wiener Schuljugend und die Zöglinge der Knabenhorte der Lue-gerzeit (1897 bis 1910) wurden in einem städtischen Pflichtschulwesen erzogen, für das die Gemeinde in den Kaiser Jubiläumsjahren 1898 und 1908 die damals modernsten Schulen baute. Diese Jugend wurde von Lehrern unterrichtet, von denen jeder bei Dienstantritt erklären mußte, weder Sozialdemokrat noch Liberaler zu sein. Aber von den 80.000 Schulkindern, an deren Spitze Lue-ger im Jahre 1908 dem Kaiser im Schönbrunner Schloßhof gratulierte, haben knapp zehn Jahre später zwei Drittel das „rote Wien“ gewählt. Auch das „rote Wien“, das sich in der Ära Otto Glöckel eine klassenkämpferisch orientierte Schulreform und eine bessere Verbindung von öffentlichem Unterricht und politischer Bildung angelegen sein ließ, mußte fürs erste schlechte Erfahrungen machen: Die Schuljugend der Ära 1919 bis 1934 stand inmitten der Massen, die am 15. März 1938 Adolf Hitler auf dem Wieher Heldenplatz huldigten.

Und in den mit Nationalsozialismus durchtränkten Schulen des tausendjährigen Reiches wuchs schließlich jene ganz anders geartete Jugend heran, die Schelsky nach dem Krieg als die skeptische beschrieben hat.

Gesinnung nicht mehr verlangt

In derselben Epoche, in der sich die Emanzipation der Jugend vollzog, entwickelte sich das herrschende System des Pluralismus und dessen Ausgliederung in Gesellschaft und Staat. Die eine legitimierende Idee des patriarchalischen Zeitalters geht unter und wird zum Teil von einer Vielzahl von Ideen abgelöst. In den Schulstuben des patriarchalischen Zeitalters hing neben dem Kreuz das Bild des Landesvaters; dieselben Symbole hatte der Schüler im Elternhaus vor Augen; in den Amtslokalen und in den Gerichtssälen war es nicht anders; die Fahnenblätter der Feldzeichen der Armee trugen dieselben Symbole. Im Gegensatz zur Ära des Hitlerismus geschah das meistens mit Selbstverständlichkeit.

Zu Demokratie plus Pluralismus gehört heute eine politische Bildung im öffentlichen Unterricht, die der heranwachsenden Jugend nicht eine bestimmte legitimierende Idee des Staates einprägt, sondern lediglich Ursachen und Wirkungen im Politischen, Typen des politischen Handelns und der politischen Einrichtungen sowie Zusammenhänge zwischen Zielen, Methoden und Typen verständlich machen soll. Nach den Vorstellungen der Technokraten soll in den Schulen des Industriesystems die Technik und nicht die Ethik des Politischen tradiert werden. Dem Lehrer steht es frei, für sich das theoretisch und praktisch zu verneinen, was er im Unterricht als politische Bildung vorträgt. Ob der heranwachsende Mensch einmal marxistischer Revolutionär wird oder Wirtschaftsliberaler oder christlicher Demokrat, das hängt nicht mehr so sehr von der politischen Bildung in der Schule ab; er wird es (oder er wird es nicht) auf Grund von Traditionen werden, davon „es noch zu viele gibt“; auf Grund einer Mentalität, die er in einer eventuell erlebten außerschulischen Jugendgemeinschaft mitbekommt, oder auf Grund eigener Entscheidung. Von immer größerer Bedeutung werden aber die Visionen und Images, die von den Massenmedien, vor allem von Hörfunk und Fernsehen, verbreitet werden.

Vor 1914 waren alle studentischen Gemeinschaften in sich geschlossen und voneinander scharf unterschiedene Gesinnungsgemeinschaften. Gleiche Brüder — gleiche Kappen und: Farbe tragen, heißt Farbe bekennen, waren Maxime des Handelns.

Wahrscheinlich ist die österreichische Jugend vor 1914 (wenigstens die studentische) in der Tat revolutionärer gewesen als die von heute, die in der Bahn der längst im Gang befindlichen Emanzipation nur noch das Tempo beschleunigt. Die katholischen Studentenverbindungen und -vereine der Großväter waren durchwegs und unbedingt katholisch, österreichisch, konservativ und christlich-sozial ausgerichtet. Mit dieser Gesinnung blieben sie in der Minorität und gerieten sie in einen krassen Gegensatz zu der Haltung, die in den Professorenkollegien, in der staatlichen Verwaltung und im gesellschaftlichen Leben des „katholischen Österreich“ vorherrschend war: antiklerikal, das heißt religionslos, deutsch-liberal, das heißt skeptisch zu Österreich, antikonservativ in jeder Hinsicht und zugleich alles eher als sozial. Alle nur denkbaren Aggressionen hatten also bemerkenswerte Ziele. Man lebte ganz und gar nicht milieukonform. In andere Richtungen, aber um vieles schärfer, gingen die ideelle Emanzipation und der persönliche Antagonismus gegen das „Alte“ und „Bisherige“ in den nationalliberalen Kreisen der studierenden Jugend. Typisch ist dafür ein Ausbruch, der 1908 anläßlich des achtzigjährigen Regierungsjubiläums des Kaisers erfolgte: Der Grazer Student Josef Heidinger wurde wegen Majestätsbeleidigung zu zwei Monaten schweren Kerkers verurteilt. Er hatte seine Rede zu besagtem Anlaß so geschlossen: „Ich weiß nicht, auf was ich Hoch oder Heil rufen soll, deswegen rufe ich mit meinen Gesinnungsgenossen — Nieder!“ Zu den Standardformeln der heutivermutet. Die Angst der Alten wird als derart akut eingeschätzt, daß sie Anlaß zu sein scheint, die „junge Generation“-von der „eigentlichen politischen Willensbildung“ und von der „Teilnahme an der aktiven Erneuerung der Parteien“ auszuschließen. Dabei wird den Alten vorgeworfen, sie ließen sich von ihrer reaktionären Haltung trotz der „großen Erfolge des Nationalsozialismus“ nicht abhalten. Besonders irritiert zeigt sich diese junge Generation von 1932 über die von der Christlich-Sozialen Partei kurz vor ihrem Ende (1933) ausgegebene Parole: Zurück zu Lueger. Der Zorn der Jungen kehrt sich gegen den „in der Jugend unpopulären Minister Schmitz“ und die von ihm ins Leben gerufene „Lueger-Jungfront“. Weder diese „Jungfront“ gen Definition des Generationsproblems gehört eine, wonach die Jugend vor 1914 in einer „heilen Welt“ und über „festen Standpunkten“ aufgewachsen sein soll. Man wird diese Vorstellung vor allem in folgender Hinsicht revidieren müssen: Das geistige Klima der Ära Mahler und Schönberg, Kubin und Schiele, Trakl und Musil, Wagner und Leos provozierte nicht nur den Aufstand der Söhne gegen die Väter (das wäre nichts Neues gewesen), sondern entwickelte ein Pandämonium der Polemiken, mit denen die Menschen gewaltsam aus ihren bisherigen Befindlichkeiten und Kategorien gestoßen wurden. Es ist kein Zufall, daß die Revolutionäre von 1970 so viele Vorbilder ihres Stiles und ihrer Methoden aus der Mottenkiste“ ihrer Großeltern reproduziert haben.

Die unruhigen Väter

Unterschätzt oder mißversteht die Jugend von 1970 die Mobilität der Großväter und die darauf zurückgehende Ursprünglichkeit ihrer eigenen Unruhe, dann übersieht sie die Revolution, die ihre Väter „zu ihrer Zeit“ angestiftet haben, schlechthin. Vor mir liegt ein schmales, grau gebundenes Heft. Es enthält ein „Bekenntnis zu Österreich“, verfaßt im Jahre 1932 von jungen katholischen Akademikern und ihren Freunden. In Wirklichkeit ist es kein Bekenntnis, sondern ein Protest gegen die Alten und die Ankündigung eines Auszugs.

Im Sinne Schelskys ist es die Generation der politischen Jugend, die sich hier zu Wort meldet und sich als „jungkatholische Erneuerungsbewegung“ vorstellt. Ihr Programm reflektiert auf ein „Gefühl der Bedrohung“, das sie in den politischen Parteien bei der älteren Generation noch der vorher bestandene „Jugendbeirat“ der Partei schienen etwas zu tauigen. Das war „armselige Mimikry wahrer Jugendbewegung“. Derlei „taktische Schritte ohne wahres Entgegenkommen“ gegenüber den Jungen seien zwecklos angesichts der „im Grunde revolutionären Bewegung der Parteijugend“, die aus dem „Willen der jungen Generation“ kommt und deren „Lavastrom“ nicht in „schön ausgebaute, wohlbetonierte Becken“ geleitet werden kann.

Kein Zweifel: das war die Ansage einer Revolution, kein Engagement für eine Reform. Auf die kämpferische junge Generation von 1932 machten die Traditionen der „heroischen Minorität der Väter von Anno 1908“ keinen Eindruck. Die Söhne sahen, wie eine radikale neue Rechte, die NSDAP, alle traditionellen Formationen rechts überholte und überrollte, und wurde unruhig. Noch verhielten sich die Eliten dieser Jugend eine Zeitlang abwartend; dann aber brachen auch sie nach vorne aus, um schließlich das Überholmanöver auf dem rechten Flügel mitzumachen. Sechs Jahre später, 1938, wird man die Arrivierten der „jungkatholischen Erneuerungsbewegung“ und nicht wenige ihrer Mentoren mit an der Spitze des Umbruchsregimes Seyß-Inquart sehen. Zurück bleiben die „simplen, bierehrlichen Seelen“, die auch damals den „Geist der Zeit nicht erfassen konnten“, und die anderen, die „zu müde oder zu träge waren“, um ihre „geistigen Rastplätze“ aufzugeben. Diese „anderen“ waren dann im Marschblock derer, die in Richtung Entlassung, Haft, KZ und Flucht von der Bühne des Geschehens abtraten. Die Geschichte wiederholt sich nicht. Aber es gleichen sich die Typen und Methoden der verschiedenen Zeitwenden. Deswegen hat für viele das heutige Überholmanöver, das auf der äußersten Linken stattfindet, Ähnlichkeit mit dem, was vor einer Generation auf der äußersten Rechten geschah. Da stehen wieder die deklassierten „ewig Gestrigen“, und wieder geschieht der vom scheinbaren Erfolg überstrahlte Fortschritt der „Progressiven“; da kämpfen die einen noch in der alten Stellung, und dort machen die „anderen“ mit den Gegnern von gestern schon gemeinsame Sache gegen ihre Brüder von ehedem. Nach vielem Unheil bedarf es in unserer Epoche zuweilen eines heilsamen Vergessens; aber es gäbe auch ein tödliches Vergessen, das die Schuld der Väter wäre, die nicht die Courage haben, ihre Jugend und die Erfahrung daraus zu vertreten; zum Vorteil derer, die nachher kommen.

Der dritte Versuch der Enkel

1970 ist der legendäre „Weiße Turm“ des CV leer. Türen und Fenster sind offen, die Insassen ziehen weit draußen im Gelände umher. Die Fundamente des Weißen Turms: Katholizismus, Österreich, Wissenschaft, Freundschaft stehen zur Diskussion. Das beständige Infrage-stellen der Fundamente gestattet keine Standpunkte; man balanciert mit dem, was denkbar ist. Inzwischen geht vieles, was nicht mehr Ladegut zu sein scheint, als „Ballast“ über Bord. Neues, bisher Feindliches, wird übernommen. So entsteht der gewisse Zustand, in dem sich eine Mischung darzubieten scheint, in der „noch alles drin ist“ an Ris-ken und Chancen, während in Wirklichkeit das Wesen bereits zugrunde gegangen ist.

In dem weitgespannten Bogen des Denkbaren und Möglichen steht das Neue, das sich im Umkreis der Neuen Linken verbreitet, gegen Versuche, Standpunkte zu bewahren oder zu gewinnen, die von eben dieser Neuen Linken scharf angegriffen werden. Einige Gemeinschaften katholischer Hochschüler sind in ihrer inneren Verfassung über diese Phase schon hinausgediehen. Weit voraus sind Avantgarden, die sich im Sinne Mao Tse-tungs auf einem „langen Marsch“ befindlich wähnen; ihre Ziele sind noch nicht erfaßt; es geht zunächst und jedenfalls darum, möglichst weit von dem abzukommen, was bisher Tradition gewesen ist. Das Rutschterrain ist erreicht: Von Katholizismus zum Christentum im Zeitalter der Ökumene, und zur Religion ohne Kirche; von Österreich zu Kosmopolitentum, und bis an den Rand des Nihilismus; von der Theologie zum Positivismus und zu uferlosem Relativismus; von der Freundschaft zur Konfrontation und zum Gespräch der Klubbesucher. Die Gesinnungsgemeinschaft ist aufgebrochen und nach links, und nur nach links, geöffnet. Neben dem Bekenntnis zu „gewaltlosem Widerstand“ und zur Absage an die Gewalt an sich steht im Sinne von Ernst Bloch die Bereitschaft zum Kampf. Trotz bereits erfolgter Gewaltanwendung in anderen Ländern glaubt sich da und dort eine Generation neuerdings verloren.

Epilog

Die Österreicher haben seit 1848 etwas von dem an sich erlebt, was den Franzosen seit der Revolution von 1789 beschert ist: Sie sind schon zu vieles gewesen, um mit dem oftmaligen und meistens raschen Wechsel der legitimierenden Staatsideen und dem Experimentieren mit der Macht viel neuen Glauben zu erwecken. In den Einstürzen von 1918, 1934, 1938, 1945, 1970 und an den zahlreichen kleineren Bruchstellen hat sich immer wieder eine intellektuelle Spekulation des „Neuen“ gebrochen. Jetzt, angesichts der da und dort in der Welt geprobten neuen Revolutionen, wird aber auch sichtbar, daß sich in den letzten drei Generationen die eigentlichen Krisen unseres Daseins in so „verborgenen Seelenschichten“ abgespielt haben, daß die oft sehr dramatisch anmutenden Ereignisse an der Oberfläche zu diesen Schichten (zumeist) gar nicht vordringen konnten. Der Mensch stößt sich am Rand des planetarischen Zeitalters nicht vom Steinzeitalter ab, wie Teilhard de Chardin annimmt; er wird noch einmal in die äußerste Primitivität seiner Selbstbehauptung zurückgeworfen.

Die Amerikaner des planetarischen Zeitalters haben, wie sie ihren Meinungsforschern beichten, in erster Linie Angst vor ihren Mitmenschen, die rauben und morden; vor diesen wollen sie geschützt sein. Sie erkennen die tödlichen Gefahren, die aus der Verschmutzung der Luft und des Wassers drohen und sie flüchten vor dem unausstehlichen Lärm der industriellen Welt. Mehr als die Bolschewiken jenseits des Eisernen Vorhangs furchten sie die organisierten Verbrecherbanden. Sie wollen eher Schulen als Marsraketen; anständigere Wohnungen statt der Massen-slums. Die maßlose Eskalation aller Verhältnisse und Beziehungen treibt sie nicht an; sie quält und beunruhigt sie.

Andere Völker anderer Industrieländer haben ähnliche Sorgen. Das Idol des Superman ist unter dem Eindruck des Unmenschlichen, das in jeder Perfektion des Hyperphysischen steckt, zerflossen. Die Amerikaner, die Franzosen, die Engländer, die Deutschen und auch wir Österreicher hatten in der Geschichte der letzten Generationen immer wieder eine „verlorene Generation“, eine Generation, der „die Heuschrecken ihre Zeit gefressen haben“, eine Generation, „die im Feuerofen verbrannt ist“, eine „Generation der Frustrierten“. Wenn wir nicht aus dem Teufelskreis der „permanenten Revolution“, der unablässig wiederholten „Erneuerungen“, der „Vorbereitung auf das Morgen“, des „re-commencer ä zero“, der „Umstürze, Umbrüche und Rückbrüche“ aussteigen, werden wir weder die „Vergangenheit bewältigen“ noch die „Gegenwart meistern“, wohl aber vielleicht die Zukunft verspielen, ehe sie noch begonnen hat Die „vaterlose Gesellschaft“ ist nur eine der verkehrten Vorstellungen, eine jener Perversionen, die von der „sexuellen Revolution“ lanciert wurden. Wenn die Älteren keine Väter mehr sein wollen und die Jungen keine Väter haben wollen (besser: es sich einreden lassen, daß sie ihre Väter abschaffen wollen), dann könnte der Triumph des Nihilismus Wirklichkeit werden. Nur in der Folge, in der geordneten Ablösung der Generationen, wird die jeweils nächste zu sich selbst finden, anstatt ihrerseits verlorenzugehen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung