Ein Märchen in Moll

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Piazzollas "Maria de Buenos Aires" im Theater an der Wien.

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Piazzollas "Maria de Buenos Aires" im Theater an der Wien.

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Mein Gott, ist das schön, ein klassisches Instrumentalensemble so fröhlich und entspannt musizieren zu sehen und zu hören wie die Kremerata Musica unter ihrem Gründer Gidon Kremer! Der Tango, Argentiniens sentimentale, meist in Moll gehaltene Musik, ist die große Leidenschaft des Violinvirtuosen und das spürt man in jeder Sekunde von Astor Piazzollas Tango-Oper "Maria der Buenos Aires", die Kremer für den Wiener "Klangbogen" im Theater an der Wien zu Gehör brachte (zuvor war die Produktion schon bei den Bregenzer Festspielen zu sehen).

"Maria de Buenos Aires" ist ein poetisches Märchen, die phantastische Geschichte von Maria (Julia Zenko), die vom Bandoneon - einer Art Ziehharmonika, dem Tango-Instrument schlechthin - verzaubert wird, stirbt und schließlich als Schatten durch die Stadt streift. Piazzolla hat die traditionelle argentinische Tanzmusik durch verschiedenste Einflüsse wie etwa Klassik oder Jazz zur Kunstform erhoben, die in jenem 1968 uraufgeführten Werk gipfelt.

Andrea Uhmanns surrealistische Kostüme lassen die zwanziger und dreißiger Jahre wiederaufleben, jene Zeit, in der der ursprüngliche Tango in höchster Blüte stand. Enttäuschend ist nur Phillipe Arlauds Inszenierung. Obwohl er sich wie immer als Magier des Lichts und der Farben erweist und Buenos Aires im Schein hunderter Glühbirnen erstehen lässt, kommt der getanzte Tango viel zu kurz. Außer, seltsamerweise, zwei hohen Geistlichen vollführt niemand jenen höchst erotischen Tanz, der kaum etwas mit unserem steifen Tanzschul-Tango (Eins, zwei, Kopf herumreißen, der Dame das Rückgrat brechen, eins zwei, drei) zu tun hat.

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