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Am Schauspielhaus Wien arrangiert Susanne Lietzow "(Wilde) Mann mit traurigen Augen" von Händl Klaus.

Die Geschichte ist so schlicht wie seltsam: Der Pulmologe Gunter (Stephan Lohse) entsteigt auf der Heimreise von Moldawien, wo er im Dienste von "Ärzte ohne Grenzen" Gutes getan hat, einem überfüllten Zug. Nun steht er da mit seinem fahlgelben Koffer, durstig, müde und zittrig, in der drückenden sommerlichen Hitze, irgendwo in der Provinz und wartet auf den nächsten Zug nach Bleibach, wo er eigentlich hin will, um seine (wie wir später erfahren) toten Eltern zu besuchen. In der fast menschenleeren Stadt begegnet der Reisende den Zwillingsbrüdern Hanno und Emil Flick (Vincent Glander, Steffen Höld).

Die unentwegt synchron sprechenden Brüder erinnern an das schwule Killerpärchen Mr. Kidd und Mr. Wint aus dem Bond-Film Diamonds Are Forever. Den nach außen netten, hilfsbereiten Jungs, genauer besehen aber gefährlichen Spitzbuben mit beträchtlichem Gewaltpotential, fällt es nicht schwer, dem schwitzenden Gutmenschen erst die Jacke und den Koffer zu stibitzen und ihn höflich aber bestimmt dazu zu überreden, sie als Gast nach Hause zu begleiten. Dort wird er der lungenkranken Hedy (Nicola Kirsch) blutig den Pneumothorax durchstechen, was die beiden aber nicht daran hindert, sich auch anders näher zu kommen. Dass die, reizenden' Buben unterwegs erst noch einen Tankwart zusammenschlagen und der sich später auch noch als der stumme Vater herausstellt, macht das rätselhafte Geschehen nicht unbedingt verständlicher.

Nach Auskünften des Autors handelt sein 2003 beim steirischen herbst uraufgeführtes Stück vom "weiträumigen Verschwinden". Dass das nicht jedermann auf Anhieb einleuchten will, liegt nicht nur an Händls ausgesprochenem Flair für Andeutungen, Verweisen, Ambivalenzen und allerhand Doppelbödigkeiten. Seine Methode ist die Verrätselung. Und es wäre an der Regie, das vieldeutige poetische Raunen mit den Mitteln des Theaters zum Sprechen zu bringen.

Aber leider scheut Susanne Lietzows Inszenierung jene notwendige Reibung mit dem Text, die erst eine Deutung sichtbar machen würde. Mit James Bonds Worten aus oben genanntem Film ziehen wir also die Bilanz: "That's quite a nice little nothing you're almost wearing."

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