Ein unbeirrbarer Störenfried

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Der erste Kunstpreis der Klocker-Stiftung geht an Lois Weinberger. Mit seinem Preisgeld von 20.000 Euro ist dies die höchstdotierte Auszeichnung seiner Art in Österreich.

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Der erste Kunstpreis der Klocker-Stiftung geht an Lois Weinberger. Mit seinem Preisgeld von 20.000 Euro ist dies die höchstdotierte Auszeichnung seiner Art in Österreich.

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Emmy Klockers ganz großer Wunsch, ihre rund 1200 Objekte umfassende Sammlung zeitgenössischer - hauptsächlich österreichischer - Kunst in einem eigenen Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, geht zwar nicht in Erfüllung, dafür ihr zweitgrößter Wunsch. Nämlich ein Kunstpreis, der mit 20.000 Euro der höchstdotierte in Österreich ist und mit Lois Weinberger einen würdigen ersten Preisträger gefunden hat. Der "zufällig auch noch Tiroler ist", wie Edelbert Köb im Rahmen seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Preises am 10. Oktober in der Arzler Villa Klocker bemerkte. In deren rund 3500 Quadratmeter großem Garten steht auch Weinbergers Skulptur "Laubreise", die zusätzlich zum Preis von der "Komm.Rat Dr. Hans Klocker und Dr. Wolfgang Klocker-Stiftung" angekauft worden ist.

Stiftung und Kunstpreis

Die potente Kunstsammlerin Emmy Klocker hat vor ihrem Tod vor acht Jahren ihre Sammlung genauso wie die Villa, in der sie gelebt hat, in eine Stiftung eingebracht. Gemanagt von einem Verwaltungsrat, dem Anton Klocker, der Großneffe von Hans Klocker, dem schon vor vielen Jahren verstorbenen Mann von Emmy Klocker, vorsteht. An ihn genauso wie an ihren Sohn Wolfgang sollen Stiftung wie Kunstpreis erinnern, der - alternierend mit einem Förderpreis - alle zwei Jahre vergeben werden soll.

Ausgewählt von einer Jury, der neben dem Ausstellungsmacher Edelbert Köb die Künstlerin Eva Schlegel, die Kuratorin Elsy Lahner und der Kulturbeamte des Landes Tirol und Verwaltungsrat der Klocker-Stiftung, Benedikt Erhard, angehören. Sie sind auch für die Ankäufe der Stiftung zuständig, für die jährlich - je nach Stiftungsertrag rund 50.000 bis 150.000 Euro zur Verfügung stehen sollen. Der neben der Weinberger-Skulptur erste Ankauf, ein großformatiges Bild der Wiener Malerin Martha Jungwirth, hängt im Wohnzimmer der Villa Klocker. Neben zwei Bildern von Max Weiler, die schon zu Lebzeiten der Stifterin hier hingen.

Klocker'scher Skulpturengarten

Wie generell das in den späten 1950er-Jahren gebaute Haus in den vergangenen Monaten liebevoll und aufwändig ganz im Zeitstil ihres Entstehens bzw. im Geist ihrer Bewohner renoviert worden ist. Inklusive des ganz in Rosa gefliesten Bades von Emmy Klocker. Heute ist die Villa der Sitz der Verwaltung der Stiftung und hier sollen künftig jährlich zwei Stipendiaten leben und arbeiten, um sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Klocker-Sammlung bzw. Fragen der zeitgenössischen Kunst in Österreich und Tirol zu widmen. Rund 20 der mehr als 30 Skulpturen, die Emmy Klocker seit den 1990er-Jahren angekauft hat, stehen im prächtigen Garten verteilt. Eine Arbeit von Fritz Wotruba und Oswald Oberhuber genauso wie solche von Siegfried Anzinger, Rudi Wach, Lois Anvidalfarei und Elmar Trenkwalder. Arbeiten, die das Faible der Sammlerin für Skurriles und Surreales deutlich machen, weshalb zu bezweifeln ist, dass der Ankauf der so ganz anderen Prinzipien von Kunst folgenden Skulpturen von Heinz Gappmayr und Lois Weinberger durch die Jury ganz im Sinn von Emmy Klocker ist. Was aber als Signal zu lesen ist, in welche Richtung sich die aus reiner Liebhaberei entstandene, qualitativ höchst heterogene Sammlung zukünftig entwickeln soll.

Die Zukunft der Klocker-Sammlung

Anspielend auf das, was im Klocker'schen Skulpturengarten alles herumsteht, konnte es sich Lois Weinberger in seiner kurzen Dankesrede im Rahmen der Preisverleihung auch nicht verkneifen, zu bemerken, dass es ihn freue, dass seine "Laubreise" - die eigentlich eine Kompostieranlage ist - "hier irgendwie stört". Was die Juroren wiederum ganz und gar nicht stört, haben sie mit Weinberger doch ganz bewusst einen "Unbeirrbaren" ausgewählt, dessen eigensinniges Werk sich allein aus seiner inneren Logik entwickle, so Edelbert Köb. Verbunden mit dem Preis bzw. Ankauf ist auch eine bibliophil gemachte Publikation (Verlag Hatje Cantz).

Ein Konzept, wie es mit der Klocker-Sammlung weitergehen soll, wird von den Juroren gemeinsam mit dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum erarbeitet. Fest steht, dass durch gezielte Ankäufe bestehende Lücken in beiden Sammlungen geschlossen werden sollen. Für die Präsentation der Sammlung bzw. von Teilen von ihr im Museum gibt es einen Vorvertrag, wann und in welcher Form dieser erfüllt wird, steht allerdings angesichts des ins Haus stehenden Umbaus des Ferdinandeums noch in den Sternen.

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