Eine Familienaufstellung der exzeptionellen Art

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Was kann einer der ganz Großen Hollywoods – nach dem „Paten“ 1, 2, 3 oder „Apocalypse Now“ noch erreichen? Zum Beispiel 30 Jahre nach diesen Werken den Film „Tetro“ zu machen, der in gewisser Weise die berühmten Opera des Meisters verblassen lässt. Eine Familienaufstellung liefert Francis Ford Coppola hier ab, die es in sich hat. Im Verein mit drei Schauspielern – dem grandiosen Vincent Gallo, dem jugendlichen Feuerwerk Alden Ehrenreich und dem abgründigen Klaus Maria Brandauer – gelingt es Coppola, ein exzeptionelles Beziehungsgeflecht in Szene zu setzen.

Tetro, eigentlich Angelo Tetrocelli (Gallo), ist ein in Buenos Aires gestrandeter Sohn des italo-amerikanischen Stardirigenten Carlo Tetrocelli (Brandauer). Tetro hat Vater und Familie verlassen, weil der alte Egomane ihm die Frau ausgespannt hat; er lebt nun als kauziger Bohemien in der Tango-Stadt und hält sich nicht zuletzt durch seine Lebensgefährtin Miranda (kongenial Maribel Verdú) über Wasser.

Komplizierte Bruderschaft

Da taucht sein 17-jähriger Bruder Bennie (Ehrenreich) auf, der gleichfalls unter dem Vater leidet. Zwischen den Brüdern entspinnt sich eine komplizierte Beziehung: Der Jüngere heischt um die Zuneigung des Älteren, aber der lässt ihn kaum an sich heran, zu vieles erinnert Tetro an die überwunden geglaubte, geheimnisbelastete Vergangenheit.

In Schwarzweiß hat Coppola dieses fragile und immer wieder bedrohte brüderliche Abtasten verfilmt. Wenn – in Rückblenden – die Wunden der Erinnerung an den Übervater aufbrechen, dann hält der Film auch mit den Farben nicht hinterm Berg. Ganz selten kann man das Adjektiv „liebevoll“ für eines Filmemachers Umgang mit seinen Charakteren verwenden – bei „Tetro“ gibt es keinen besseren Ausdruck, außer, dass in der Genauigkeit der Beobachtung und in der Raffinesse der Geschichte Coppola hier allerletzte Meisterschaft erreicht. Der Zuseher wird – zum Drüberstreuen – auch noch mit einer hinreißenden Nebenrolle für Carmen Maura, die Grande Dame des spanischen Kinos, belohnt: „Tetro“ ist ein in jeder Hinsicht erfülltes Film-Erlebnis. (Otto Friedrich)

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