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Die Zeit des „Paten“ ist lang vorbei. Nun versucht sich Francis Ford Coppola mit „Tetro“ an einer Familiengeschichte zwischen USA und Buenos Aires .

Regielegende Francis Ford Coppolas Film „Tetro“ handelt von den persönlichen Dramen einer Künstlerfamilie. Coppola erzählt im FURCHE-Gespräch, warum Familien so spannend sind – und was die Mafia von der Musikerfamilie unterscheidet.

Die Furche: Sie nennen „Tetro“ einen Independentfilm.

Francis Ford Coppola: „Tetro“ ist nicht dazu geschaffen, ein kommerzieller Film zu sein, sondern er ist ein persönliches Statement von mir. Ich habe den Film auch selbst finanziert, mit einem bescheidenen Budget, aber wir waren dadurch frei, alles genau so zu tun, wie wir wollten. Wir haben in Schwarzweiß gedreht, was sich heute kaum mehr verkaufen lässt. Schwarzweiß ist nicht nur die Abwesenheit von Farbe, das ist eine ganz andere Kunstform. Der Film ist also in jedem Sinne unabhängig.

Die Furche: Es sind aber doch fast alle Ihrer Filme auf irgendeine Weise unabhängig.

Coppola: Ja, das stimmt schon. Ich mochte es noch nie, mich nach dem zu richten, was die anderen sagen. Ich finde, es ist die Aufgabe von Filmemachern und Regisseuren, neue Dinge auszuprobieren und neue Welten zu erobern, damit wir und auch das Publikum lernen, was überhaupt möglich ist. Die Leute sind bequem geworden und fühlen sich zu wohl dabei, immer wieder und wieder dieselbe Art Film zu sehen. Sie sollten – wie im Theater oder in der Literatur – mit mehr unterschiedlichen Ansätzen konfrontiert werden.

Die Furche: Wie haben Sie und Klaus Maria Brandauer für „Tetro“ zueinandergefunden?

Coppola: Ich bewundere seine Arbeit schon seit Langem. Der erste Film, den ich damals mit ihm gesehen habe, war „Mephisto“. Ich finde, er ist ein wunderbarer Mensch und Schauspieler. Er kam bei meinem Film, siegte und ging wieder. Seine wundervolle Frau reiste immer mit ihm mit, sie ist auch vom Theater wie er.

Die Furche: In vielen Ihrer Filme geht es um Familien, und jetzt, in „Tetro“, sogar um eine sehr künstlerische Familie wie Ihre eigene.

Coppola: Alle Menschen werden doch geformt von ihren eigenen Erlebnissen und von ihrer Familie. Als Säugetiere haben wir eine Mutter, die uns hält und nährt, und aus dieser Erfahrung lernen wir die Liebe. Das Männerbild eines jungen Mädchens wird von ihrem Vater geprägt, und wenn sie eine gute Beziehung zu ihrem Vater hat, kann sie später auch gute und gesunde Beziehungen zu Männern haben. Alles was wir fühlen und denken, ist aus unseren jungen Jahren in der Familie entstanden. Wenn mich also jemand fragt, warum ich mich so für Familiengeschichten interessiere, hängt das damit zusammen– und ich glaube, jeder interessiert sich dafür, denn es hat doch jeder Familie.

Die Furche: Apropos Väter und Töchter: Wie ist denn die Beziehung zu Ihrer Tochter Sophia, die als Regisseurin von Filmen wie „Lost in Translation“ ja längst etabliert ist?

Coppola: Sie ist selbst eine wichtige Regisseurin, und ich half ihr am Anfang, als sie begonnen hat, sich für Film zu interessieren. Mittlerweile ist sie erfolgreich und anerkannt, und ich bin sehr stolz auf sie. Sie macht sehr persönliche Filme, bei denen man sofort erkennt, dass sie nur von Sophia stammen können. Das finde ich sehr wichtig. Ich habe ihre ersten drei Filme produziert, aber dazu braucht sie mich nicht mehr.

Die Furche: In „Tetro“ geht es um einen Familienpatriarchen und beim Mafiaklassiker „Der Pate“ damals auch – wie hat sich Ihre Sichtweise auf das Thema verändert?

Coppola: Als ich den „Paten“ drehte, wusste ich nichts über Gangster, ich habe bis heute keinen getroffen. Ich wusste nur, dass sie italienische Amerikaner waren. Also hab ich sie wie meine eigene Familie dargestellt: Wie sie sich mit dem Alter verändern und mit ihrem italienischen Erbe umgehen. Ich habe mich also an das gehalten, was ich in meiner Familie erlebt habe, mit meinem Vater und meinen Onkeln, obwohl die Musiker waren. Bei „Tetro“ ist es ein wenig anders: Meine Familie ist nicht italienisch-argentinisch, obwohl es in Argentinien sehr viele Italiener gibt, die auch die Kultur sehr beeinflussen. Ich dachte mir, es wäre interessant, meine Familie nach Argentinien zu verpflanzen und sie mir aus dieser Perspektive anzuschauen.

Die Furche: In einem Satz – wo liegt der Unterschied zwischen dem „Paten“ und „Tetro“?

Coppola: In einem Satz: Vier Erstochene, zwei Erwürgte, zwanzig Erschossene, drei, die mit ihrem Auto in die Luft fliegen, und einer, der mit der Maschinenpistole durchsiebt wird.

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