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Es darf gemutmaßt werden: Die Tochter erzählt über den Vater. Zumindest ein wenig. Sofia Coppola über ihren neuen Film "Somewhere".

S ofia Coppola zeigt in "Somewhere" die Schattenseiten des Hollywood-Glamour und die Lebenskrisen eines Filmstars. Erst seine kleine Tochter weckt ihn aus der Lethargie. Die Regisseurin, die als Tochter von Francis Ford Coppola in der Filmwelt aufwuchs, kennt das Metier, von dem sie erzählt, genau. Für "Somewhere" erhielt Coppola in Venedig den Goldenen Löwen.

Die Furche: Berühmter Vater - heranwachsende Tochter. Man denkt bei "Somewhere" natürlich sofort an Sie und Ihren Vater.

Sofia Coppola: Auch wenn ich ihn nie mit Stripperinnen im Zimmer gesehen habe, so wie die Figur in meinem Film. Aber es ist schon etwas dran, dass ich hier von mir und meiner Familie erzähle. Zumindest ein bisschen.

Die Furche: Warum haben Sie Stephen Dorff für die Rolle des Filmstars Johnny Marco ausgewählt?

Coppola: Ich hatte ihn gleich im Kopf. So wie Bill Murray für "Lost in Translation". Stephen Dorff ist ein Schauspieler, der Höhen und Tiefen erlebt hat. Er weiß genau, wovon ich da erzähle.

Die Furche: Marco nimmt seine Tochter an Plätze mit, die für Kinder eigentlich nicht gedacht sind.

Coppola: Das habe ich so ähnlich auch mit meinem Vater erlebt. Das meine ich ja gerade damit, dass ich am besten darüber berichten kann, was ich selbst erlebt habe. Mein Vater hat mich oft mitgenommen, wenn er an einem neuen Projekt gearbeitet hat. Da war ich dann schon mal in einem Kasino, in dem ein Kind nichts verloren hat.

Die Furche: Im Film quartieren Sie den Protagonisten im berühmten Hotel Chateau Marmont ein.

Coppola: Der Film spielt in Los Angeles, und dort gilt das Chateau Marmont als der Hort, wo sich die Größen aus Musik und Film gern zurückziehen. Ich kenne es schon seit Kindertagen. Es tummelten sich dort ziemlich viele Stars. Aber es war noch billig. Es lungerten nicht ständig Paparazzi herum. Tatsache ist, dass Hotels auf mich eine magische Wirkung haben.

Die Furche: Im Film geht es auch um Mythenbildung, und was wirklich hinter der Fassade passiert.

Coppola: Das Chateau ist sehr eng mit Hollywood und mit einer Karriere in der Traumfabrik verknüpft. Die Stars zeigen, dass sie am Boden geblieben sind, indem sie dort einchecken. Das Motto der Stars, die im Chateau wohnen, lautet: Hier beginnt mein Privatbereich? aber ich möchte trotzdem fotografiert werden. Bei "Somewhere" sollte der Zuschauer denken: Stimmt also doch, dass das Leben dieser Typen sehr glamourös verläuft. Das Hotel dient als Projektionsfläche. Menschen sehen darin Dinge, die es so nie gegeben hat. Besonders in den USA ist der Trend, das Leben von uns Menschen aus der Filmbranche schönzuschreiben, besonders groß.

Die Furche: Die Menschen träumen eben gern.

Coppola: Es geht um diese grenzenlosen Übertreibungen, dass wir ein Leben in Saus und Braus führten. Und das ist eben Unsinn! Ja, es gibt wilde Partys. Auch die Wichtigtuer laufen einem ständig über den Weg. Aber im Grunde genommen ist unser Leben ganz normal. Und das wollte ich in "Somewhere" zeigen.

Die Furche: Auch die Bilder von Los Angeles, die Sie zeigen, sind unglamourös und hässlich.

Coppola: Das ist kein Best Of der hässlichsten Seiten von Los Angeles. Diese Stadt ist nun einmal mal so.

Die Furche: Bei früheren Premieren Ihrer Filme war Ihr Vater fast immer an Ihrer Seite. Diesmal nicht.

Coppola: Er hatte keine Zeit. Aber in seiner typisch trockenen Art hatte er mir nur eines mit auf den Weg gegeben: "Liebes, sei so gut und bring den Goldenen Löwen mit nach Hause!"

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