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Es waren arbeitsreiche, aber wunderbare Tage! Vom 11. Oktober dieses Jahres an hat es mich bis zum 17. "herumgerissen" wie kaum je zuvor. Benefiz-Lesung für die Hebräische Universität in Jerusalem in "meinem" Burgtheater. Endlich wieder auf dieser herrlichen Bühne. Am 12. im Stephansdom, Lesung der Novelle von Joseph Roth "Die Legende vom heiligen Trinker". Ergreifend, in dieser Kirche vor 400 Leuten zu sprechen. Am 13. "Josefstadt". Europäischer Kulturpreis 2001, nach der Vorstellung "Besuch bei Mr. Green". 15. Oktober Literarischer Vortrag in Knittelfeld, 16.: Konstituierung der Hörer- und Sehervertretung im ORF. Und schließlich noch Laudatio bei der Ordensverleihung im Rathaus an Heinz Reincke und Elfriede Ott. Also, bis zum Stephansdom ist alles glatt gegangen, nach dem "Mr. Green" aber hat's zu rumpeln begonnen.

Am 15. war die Such- und Findungskommission für einen neuen Josefstadt-Direktor zusammengetreten, hat von 14 bis 22 Uhr gekreißt und hat dann 3:2 ein Beilchen geboren. Hermann Beil, Alter Ego des Ex-Burgherrn Peyman, soll von Berlin nach Wien übersiedeln und die "Josefstadt" übernehmen. Da schau her! Cläuschen durch die Hintertür! Wieso auch nicht? Hat doch der "Sanfte" seit Jahrzehnten seinem Herrl den Rücken gestrafft und nie - bei allem, was jener aufführte -ein Protestlein hören lassen. Ich fürchte eine Entösterreicherung der "Josefstadt" wie sie an der "Burg" stattgefunden hat. Der Herr Kandidat ist in Wien geboren? Na und? Gerd Voss ist in Shanghai zur Welt gekommen. Ist er deshalb ein Chinese und geeignet, die Peking-Oper zu leiten?

Ich kann dieses Gequatsche: "von vorn anfangen, ganz neu, mit neugierigen Schauspielern und einem neugierigen Publikum" nicht mehr hören! Aber was geht's mich an, werde ich gefragt, Sie geh'n eh mit dem Lohner weg. Stimmt! Ich höre auf zu spielen. Aber ich habe mir (mit Recht, wie sich erwiesen hat) um die "Burg" Sorgen gemacht. Und jetzt mach' ich mir Sorgen um meine "Josefstadt", das typischste, österreichischste Wiener Theater. Mag der Herr Sichrovsky mich weiter einen Partisanenhäuptling nennen. Das freut mich sogar! Partisanen kämpfen für ihr Land und werden von den Bewohnern dieses Landes als Freiheitskämpfer bezeichnet. Wie sagt Dr. Ostbahn? So schaut's aus.

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