Entstellte "Weiber"

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Innsbruck: Höhen und Tiefen mit Shakespeare-Opern.

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Innsbruck: Höhen und Tiefen mit Shakespeare-Opern.

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Nach dem grandiosen "Lear" von Aribert Reimann, mit dem Musikdirektor Georg Schmöhe, Regisseur Andreas Baumann und Ausstatter Ralf Winkler dem Tiroler Landestheater und seinem Shakespearezyklus - vor allem dank Adalbert Wallner in der Titelrolle - einen einsamen künstlerischen Höhepunkt geschenkt hatten, kühlte das Regieabenteuer des Herrn Roman Hovenbitzer, der mit Hilfe von Bühnenbildnerin Bettina Munzer Otto von Nicolais "Lustige Weiber von Windsor" zur Unkenntlichkeit entstellte, die Sympathien für Innsbrucks Oper wieder ab.

Weder lustig noch Windsor ist das Sanatorium, in dem kollektives Zähneputzen, Gurgeln und Karottenkauen der in Bademänteln herumlaufenden Akteure und ihre vom Regisseur neu eingerichteten Banal-Dialoge der "komisch-phantastischen" Oper ihren naiven Zauber, aber auch ihre für 1849 bemerkenswerte gesellschaftspolitische Botschaft gründlich austreiben.

Zwischen Liegestühlen, Sauna und Swimmingpool macht da ein beleibter Schürzenjäger, den man anachronistisch "Ritter" nennt, Jagd auf hübsche Frauen und schürt die Eifersucht der Ehemänner, bis er kollektiv verprügelt wird. Kein Platz für Romantik ...

Wenn der Abend nicht ganz durchfiel, so dank seiner musikalischen Qualitäten: Sänger wie Lars Woldt als prächtiger Sir John, die temperamentvoll-brillanten Damen Brigitte Christensen und Marie-Claude Chappuis, die markanten Herren Kurt Schober, Robert Merwald und das junge Pärchen Anja Scholz und Marwan Shamiyeh, nicht zuletzt auch die Buffotypen Dale Albright und Yongfan Chen-Hauser waren wie das Innsbrucker Symphonieorchester unter Patrick Furrer spritzig und melodiös am Werk.

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