Es ist jetzt aus, oder?

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"Waikiki Beach" von Marlene Streeruwitz am Volkstheater.

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"Waikiki Beach" von Marlene Streeruwitz am Volkstheater.

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Vereinzelt Applaus, der wieder verebbt, Stille, Lachen, ein neuer Klatsch-Anlauf, wieder Stille. Dann endlich: der Schlussapplaus. Mit diesem peinlichen Spektakel endete die jüngste Premiere am Wiener Volkstheater. Dass das Publikum das Ende nicht als solches erkannte, lag nicht an Marlene Streeruwitzens Stück "Waikiki Beach" - das lieferte einen echten Schlusspunkt - sondern an der Regie Michael Kreihsls, die einige Defizite aufzuweisen hat.

Streeruwitz erzählt eine in vielen Punkten brisante, an sich realistische Geschichte über Abwertung von Frauen, Verlust von Gefühlen, Verflechtung von Politik und Medien und faschistische Umtriebe - mit einigen surrealen Einsprengseln und Rückblenden. Ein Chefredakteur (Alexander Goebel) und die Bürgermeistergattin (Birgit Doll) haben sich zum Stelldichein in einem Abbruchhaus eingefunden, statt zur erotischen Begegnung kommt es jedoch zur emotionalen Auseinandersetzung. Überdies sind sie sind nicht allein: eine Obdachlose (Johanna Mertinz) hat sich dort eingerichtet, schließlich fällt noch eine Horde Skinheads unter der Führung des Neonazis Mick (Wolfram Rupperti) ein.

Kreihsl jedoch überlagert das Ganze mit einem Haufen von Zitaten aus Hoch- und Populärkultur und vergisst, der Geschichte Rhythmus und Struktur zu geben. Zugpferd Alexander Goebel würde zwar über das notwendige schauspielerische Handwerkszeug verfügen, um aus seiner Rolle eine stringente Figur zu machen, doch wird er leider vom Regisseur im Stich gelassen. Die bühnen-erfahrenere Birgit Doll kommt mit dieser Situation weit besser zurecht.

Ein zwiespältiger Abend mit manchen starken Momenten, aber auch großen inszenatorischen Schwächen.

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