Euro-Operette in Wien

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Es ist kein Faschingsscherz, es ist Tatsache: Ich singe in der Wiener Staatsoper! Ich sing' zwar nur mit den anderen zusammen, aber ich singe. Natürlich spiele ich auch mein Theater, das des gesprochenen Wortes, aber unter lauter Kammer- und sonstigen Sängern. Njegus heißt die Figur - und der ist Kanzleichef der Pontevedrinischen Gesandtschaft in Paris.

Jetzt wissen Sie, wovon die Rede ist, Lehars "Lustige Witwe" in bunt-prominenter Besetzung. Der Regisseur Rumäne, der Dirigent Engländer, die Witwe Amerikanerin, und der Schlingel Danilo, der so gern ins Maxim geht, ist Däne.

Euro-Operette also in der Wiener Staatsoper. Daß da das Wienerische ein bißchen ins Hintertreffen gerät - aber das ist noch immer besser als die Talentproben der Operettenzertrümmerer aus dem Norden. Da wird mit nordischer List und Lust den Weanan gezeigt, was eine Harke ist.

Mein Baron Zeta ist Bayer, sein Gegenspieler Rosillon Amerikaner. Damit ist auch die NATO vertreten und wir "arbeiten in Sicherheit". Und wenn das wunderbare Wiener Staatsopernorchester Lehar zelebriert, dann gibt es keine Gegensätze.

Das Silber der zweiten großen Operettenzeit blinkt über dem Haus. Und ich Altspatz, der ich bin, freue mich wie ein christlicher Neger, wenn der oberste Hirte vorbeikommt.

Die Kollegen von der singenden Zunft sind lieb und nett, ohne Allüren, und das beeindruckt mich am meisten: halten fest zusammen. Ohne diese Einstellung könnte der heute weltweite Opernbetrieb gar nicht stattfinden. Ochs an der Met, Pogner in Wien, Kezal in Hamburg. So wandern die Stars heute von Haus zu Haus, sogar ich, der ich nur ein Außenseiter bin, wie der Lohner und der Schenk, sogar ich habe meine Njegusse und Frösche schon fast in ganz Europa über die Bühne torkeln lassen.

Und Freude macht's, riesige Freude. Bei mir noch mit dem Blick nach rückwärts, wo eine Schwarzkopf, ein Hotter, ein London, ein Dermota und meine Ljubuschka standen, glänzten und siegten, da darf ich ins Haus eineschaun.

Ein schöner Traum hat sich erfüllt. Danke, du geliebte Oper in Wien.

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