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Das Schöne am Journalismus ist zweifellos, dass man auf gepflegte Weise seinen privaten Idiosynkrasien frönen und zugleich das große Ganze im Blick behalten kann. Hans Rauscher, Kolumnist des Standard, hatte sich eine Zeit lang ganz dem Anti-Antiamerikanismus verschrieben. Im Februar 2002 rügte er in einer Glosse den Kurier, der das US-Gefängnis auf Kuba "Gulag" genannt hatte: Die "Methoden in Guantánamo" seien zwar "sehr hart. Die Gefangenen dort sind allerdings sehr gefährlich." Er wollte diese Bedingungen zwar "überprüft" wissen, gegen die Haft an sich, die gegen die Menschenrechtskonvention verstößt, hatte der Verteidiger des Abendlandes aber nichts einzuwenden. Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich - außer sie sind "sehr gefährlich"?

Soeben hat man Hans Rauscher mit dem "Kurt-Vorhofer-Preis für Politikjournalismus" ausgezeichnet und das mit seinem "weiten Horizont" begründet. Den hat er in der Tat. Wenn sein geopolitisch geschärfter Blick nach Kuba schweift, kann es schon geschehen, dass er an einem Rossknödel in der Wiener Innenstadt hängenbleibt: Jüngst hat "rau" einen wesentlichen Grund für die Ablöse der Wiener Umweltstadträtin in ihrem Versagen bei der Lösung des Pferdemist-Problems ausgemacht. Die verordneten Windeln würden nicht appliziert, die Kehrwagen würden den Mist nur befeuchten und verteilen. Kleine Anregung: Wien wurde über Jahrhunderte mit viel mehr Pferdemist fertig und hatte keinen Umweltstadtrat. Heute geht's vielleicht doch eher um Staub, Ruß und (anorganische!) Abgase. Aber trotzdem, liebe MA 48: Rossäpfel trocken kehren! Pferdeharn wegspritzen - denn der stinkt wirklich! Und bitte ein bisschen Rücksicht auf einen reizbaren Herrn, der sich beim Spazierengehen seinen weiten Horizont bewahren möchte.

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin in Wien.

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