Tove Filmszene - © Polyfilm

Tove – Auf der Suche nach Freiheit und Liebe

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Das bin nicht ich“, sagt Tove Jansson (Alma Pöysti) an einer Stelle in Zaida Bergroths Film „Tove“ über ihre genialen Zeichnungen der „Mumins“ und deutet stattdessen auf ein Ölgemälde, das sie gut sichtbar in ihrem Wohnatelier positioniert hat: „Das bin ich.“

„Du bist drollig“, entgegnet ihr die verheiratete Theaterregisseurin Vivica Bandler (Krista Kosonen), mit der Tove seit einiger Zeit eine heimliche Affäre hat. Es ist die Schlüsselszene in diesem Biopic über die finnlandschwedische Zeichnerin, Illustratorin, Schriftstellerin, Comicautorin Jansson, die Mitte der 1940er begann, die ersten Bilder aus der Welt der Mumins zu zeichnen, diese aber lange selbst nicht für „hohe Kunst“ halten wollte, weil ihr die „Leitfiguren“ ringsum stets etwas anderes eingeredet hatten. In erster Linie ihr übermächtiger Vater, bereits zu Lebzeiten ein berühmter und geachteter Bildhauer und Liebling der Bourgeoisie. Tove ist geprägt von Selbstzweifeln, was ihre Kunst betrifft, gleichzeitig aber sehr selbstbestimmt und klar, was sowohl ihr Klassenbewusstsein als auch ihre sexuelle Verwirklichung angeht.

Parallel zu ihrer romantischen Beziehung mit dem verheirateten Autor und Politiker Atos Wirtanen beginnt sie das Verhältnis mit Vivica Bandler, auf das später die sehr viel längere Beziehung zwischen Jansson und der Grafikerin Tuulikki Pietilä folgte (im Film erst in den letzten Minuten zu sehen). Es ist nicht nur ihre vom patriarchalen System als „minderwertig“ eingestufte Kunst, sondern auch ihre Bisexualität, die Tove besonders in ihren Dreißigern und frühen Vierzigern permanent in Konflikt zwischen eigenem Empfinden und äußerer Erwartung ziehen. Ihr Selbstwerdungsprozess hin zur wichtigsten, nämlich der eigenen Anerkennung ihrer Kunst, ihre Fähigkeiten, ihres Talents, ihrer Wünsche, ist die eigentliche Geschichte des Films. Durch das hervorragende Spiel ihrer Darsteller(inne)n, allen voran Pöyisti, kann Bergroth viel davon stimmig umsetzen, auch wenn ihre Inszenierung über strikt konventionelle Maßstäbe nicht hinausreicht und ihr häufiger Wechsel zwischen Bewegung (viele Tanzszenen) und stillen Großaufnahmen kein schlüssiges Konzept darstellt.

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