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Eingesargt in irakischer Wüste

Stockdunkel ist es auch eine Minute lang, nachdem "Buried" begonnen hat. Plötzlich wacht Paul Conroy (Ryan Reynolds) auf, in einem Sarg. Es ist eine Urangst, die sich Regisseur Rodrigo Cortés hier zunutze macht und das Experiment wagt, den Film zur Gänze in diesem engen Raum spielen zu lassen. Paul findet ein Handy, und durch seine Anrufe an den Notruf, das Pentagon, das Büro seines Arbeitgebers und den Anrufbeantworter seiner Frau lernen wir: Paul ist Lastwagenfahrer, der in der irakischen Wüste gekidnappt wurde. Später findet er weitere nutzlose Utensilien, der durchlässige Sarg wird zur realen Sanduhr, dazwischen melden sich die Entführer und stellen brutale Forderungen. Aktuelles YouTube-Geschehen und eine gesellschaftliche Paranoia, von Autoritäten missbraucht zu werden, lässt Cortés geschickt einfließen. Doch trotz der ins Extrem gesteigerten Sicht auf einen Eingesperrten mit diffusem Gegner und der Fixierung auf steile Kamerawinkel und Close-Ups, bleibt "Buried" geradlinig und vorhersehbar. (Alexandra Zawia)

Buried. Lebendig begraben (Buried)

USA 2010. Regie: Rodrigo Cortés. Mit

Ryan Reynolds. Verl.: Lunafilm. 93 Min.

Durch und durch erwartbar

"Tu's nicht! Tu's nicht!" - Mit diesen Worten hält Marnie (Kristen Bell) ihre ehemalige High-School-Erzfeindin Joanna nicht etwa vom Sprung aus dem Fenster ab, sondern vor mitternächtlichem Essen aus dem Kühlschrank. Es sind eben wie immer gefährliche Schönheitsideale und "echte" Probleme, die Disney-"Komödien" gerne transportieren, und Regisseur Andy Fickman hält sich in "Du schon wieder" streng daran: Marnie, die ihre Schulzeit als "hässliches" Entlein (Zahnspange, Pickelgesicht, pummelig) verbringen musste und von Cheerleading-Königin Joanna gemobbt wurde, ist mittlerweile zur erfolgreichen PR-Agentin (ohne Zahnspange, geschminkt, dünn) aufgestiegen. Aber ihre Vergangenheit holt sie ein, als ihr Bruder ausgerechnet Joanna heiraten will. Jamie Lee Curtis und Sigourney Weaver als jeweilige Mütter sind sehenswert. Der Rest nicht. (Alexandra Zawia)

Du schon wieder (You again)

USA 2010 Regie: Andy Fickman. Mit Kristen Bell, Jamie Lee Curtis, Sigour-

ney Weaver. Verleih: Disney. 106 Min.

Die Poesie des Sterbens

Ein mysteriöses Wesen schleicht durch den Dschungel. Seine leuchtend roten Augen blitzen aus dem Dickicht hervor. "Uncle Boonmee Who Can Recall his Past Lives" des thailändischen Regisseurs Apichatpong Weerasethakul zählt zu den außergewöhnlichsten Kinoarbeiten der letzten Jahre, vor allem, weil der Regisseur sich konsequent einer filmischen Konvention verweigert. Im Mai erhielt er dafür die Goldene Palme in Cannes.

In "Uncle Boonmee" versucht ein todkranker Mann, sein zurückliegendes Leben zu reflektieren, indem er mit seiner verstorbenen Frau in Kontakt tritt, aber auch mit seinem verschollenen Sohn, der nun als Menschenaffe mit roten Augen durch den Urwald wandelt. Weerasethakuls Arbeit visuelle Ideen sind provokativ und zeigen im Verlaufe des Films gar eine Frau beim Sex mit einem Fisch(!). Jedoch sind die plakativen Settings mehr als bloße Provokation: Weerasethakul zeigt eine intelligent erdachte Zwischenwelt zwischen Leben und Tod. Mit fast kindlicher Unschuld fantasiert er über das Dasein und die Vergänglichkeit und lässt dem Zuschauer dabei viel Raum zur Interpretation. Weerasethakuls Bilder verleihen seiner wunderlichen Weltsicht Einzigartigkeit, und auch wenn (oder weil) es in "Uncle Boonmee" ums Sterben geht, sind diese Bilder von großer Poesie. (Matthias Greuling)

Uncle Boonmee Who Can Recall his Past Lives

THA 2010. Regie: Apichatpong Weerasethakul. Mit Thanapat Saisaymar.

Verleih: Stadtkino. 114 Min.

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