Flüchtigkeit des Verschwindens

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Der Kärntner Videokünstler Fabio Zolly verweist auf Dinge, die sich der Wahrnehmung entziehen.

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Der Kärntner Videokünstler Fabio Zolly verweist auf Dinge, die sich der Wahrnehmung entziehen.

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Im medialen Schatten von Mike Kelley und Paul McCarthy, die in den vergangenen Tagen ihre Zelte in der Wiener Secession aufgeschlagen haben, präsentiert Fabio Zolly ebendort, im Ver Sacrum-Zimmer, seine neueste Videoarbeit: Während an die eine Wand eine anonyme, auf einer New Yorker Rolltreppe hinauf- und hinunterfahrende Menschenmasse projiziert wird, zeigt die gegenüberliegende Wand - in extrem kleinem Format - die Bewegung in einem Stiegenhaus, das in Krakau aufgenommen wurde.

Fabio Zolly, 1955 in Spittal/Drau geboren, studierte Bühnen- und Filmgestaltung an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit steht die Auseinandersetzung mit urbanen Räumen und der Mobilität unserer Gesellschaft. Das Material dazu bezieht Zolly aus den eigenen Reisen.

Einiges Aufsehen erregte er mit den Frottagen, die er von Kanaldeckeln verschiedenster Städte herstellte: "Ich bin Wegen nachgegangen, die für mich eine bestimmte Geschichte beinhalten oder historische Relevanz haben", erklärt er. Zollys bislang unerfüllter Wunsch wäre es, auf diese Art den Ho Chi Minh-Pfad nachzuzeichnen.

Die schwarz-weißen Frottagen, die ursprünglich auf großen Leinwandrollen entstanden sind (und erst dann zu einzelnen Tafelbildern verarbeitet wurden), spiegeln Zolly's grundsätzlich filmisches Denken wieder. Seine Videoarbeiten, die er mit Titeln wie "Subways" oder "Sulla Strada" versieht, haben den Charakter von Dokumentarfilmen: "Ich verwende das Material ziemlich roh, schneide es kaum und filme so ziemlich alles aus der Hand. Manchmal verfremde ich Videos, indem ich sie vom Bildschirm runterfilme. Dadurch löst sich das Bild auf. Eigentlich macht der Computer ja nichts anderes, aber ich komme eben aus einer anderen Generation."

Zolly's Arbeiten verweisen auf Dinge, die sich unserer Wahrnehmung gemeinhin entziehen. Ob er nun die Schatten von Flugzeugen filmisch festhält oder Aussagen über die Innenwelt von Häftlingen mit der Öffentlichkeit konfrontiert (in Form von Leuchtreklamen an urbanen Verkehrsknotenpunkten) - es geht um das Verschwinden. Zolly spricht in diesem Zusammenhang von "mainstream", "vom Sog der Systeme": Als Symbol dafür steht etwa auch die penetrante Lautsprecherstimme, die den New Yorker Rolltreppenbenutzer anweist, was er zu tun beziehungsweise zu unterlassen hat.

Vordergründig hat für Zolly Urbanität mit Bewegung und der Flüchtigkeit der Wahrnehmung zu tun. So fragt er sich, ob man überhaupt einen bestimmten Platz zum Wohnen oder Arbeiten braucht. "An sich fährt man ja dauernd herum, mit irgendwelchen Verkehrsmitteln, holt irgendetwas, bringt wo was hin ..."

Er selbst wohnt seit einigen Jahren hauptsächlich in Dreistetten (NÖ), kann aber nur in Wien seiner künstlerischer Arbeit nachgehen, "weil es draußen, in Dreistetten, schwierig ist, so ruhig, so idyllisch."

Bis 8. November in der Secession Weitere Arbeiten von Fabio Zolly zeigt vom 7. bis 29. Oktober - im Rahmen von "Schwerpunkt Zeichnung" - die Galerie MAERZ in Linz.

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