Formeln des geistigen Lebens

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Naturwissenschaften und Mathematik kennen Formeln und Gesetze. Sie sind äußerst präzise Beschreibungen von Verhältnissen und ermöglichen Vorhersagen. Niemand wird das bestreiten. Alle verlassen sich darauf. Niemand wird das Betreten eines Flugzeugs mit der Begründung verweigern, auf die Gesetze der Aerodynamik sei ja doch kein Verlass.

Auch im Geistigen gibt es Formeln und Gesetze. Sie geben präzise die Konsequenzen von Beachtung und Nicht-Beachtung an. Drei von ihnen will ich in Erinnerung rufen.

"Denn jeder bedenke, dass er in allen geistlichen Dingen soviel Nutzen haben wird, als er aus seiner Eigenliebe, seinem Eigenwillen und seinem Eigeninteresse herausgeht“ (Ignatius von Loyola, Exerzitienbuch, Nr. 89b). Diese Formel ist klar wie ein Kristall. Die Frage ist nur: Wie ist das Herausgehen möglich?

Der unsichtbare Teilnehmer

Die zweite Formel stammt von dem Fußballtrainer Helenio Herrera. Er hat sie seinen Spielern mitgegeben: "Macht euch die Formel zu eigen: ‚DER UNSICHTBARE TEILNEHMER‘ - sie wird euch ein großes Gewicht von den Schultern nehmen. Der Allgegenwärtige Geist kennt euren Beruf besser als ihr und seine Hilfe wird eure Aufgaben erleichtern.“ Herrera war kein Christ. Doch seine Formel macht deutlich, dass ich mich auf etwas, auf jemanden verlassen kann, der mit mir geht. Mehr noch: Jemand oder etwas, der eine gute Gemeinschaft stiftet, zeigt mir, wie ich dazu beitragen kann - wenn ich aufmerksam bin und vertraue.

Die dritte Formel schließlich ist meine eigene: "Ich will nicht ohne Dich leben.“ Konsequent angewendet führt sie aus einem Leben, das auf Besitz ausgerichtet ist, in ein Leben der Verantwortung für andere.

Die drei Formeln gehören zusammen. Sie geben an, was dem Leben möglich ist. Sie sind präzise und erlauben verlässliche Vorhersagen.

* Der Autor ist Kunsthistoriker und Rektor der Jesuitenkirche in Wien

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