Fortschritt für die Pressefreiheit

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Wenn Österreich an Bonität verliert, sorgt das für Schlagzeilen. Wenn Österreich an Pressefreiheit gewinnt, ist das eine Randnotiz. Der unterschiedliche öffentliche Umgang mit dem Verlust des finanzwirtschaftlichen Triple-A und dem Gewinn im demokratiepolitischen Press Freedom Index entlarvt die wahre Rangordnung unserer gesellschaftlichen Werte. Österreich rückt vor auf Rang 5 im weltweiten Ranking von Pressefreiheit. Nur Finnland, Norwegen, Niederlande und Estland stehen noch besser da. Ein blendender Imagefaktor im globalen Wettbewerb. Die geringe Medienpräsenz dieser Nachricht ist durch mangelnde Reflexionsfähigkeit gerade jener Branche zu erklären, die sie am meisten betrifft.

Oder es hat nicht zur aktuellen Agenda gepasst. Denn diese wurde beherrscht vom ORF und dem parteilichen Einfluss auf ihn. Also kündigten Österreichs Reporter ohne Grenzen - die Organisation hinter dem Press Freedom Index - schon an, dass die Affäre Niko sich in der 2012er-Auflage auswirken werde. Das klingt wie eine Drohung. Doch der Kaperversuch der Politik darf keine Herabstufung bedeuten, sondern dessen Abwehr durch den Journalismus muss eine Aufwertung bewirken. Denn letztlich hat es funktioniert.

Zweifel an der Einschätzung der Pressefreiheit in Österreich sind trotzdem so angebracht wie jene an der Bewertung seiner Bonität. Was sich Rating-Agenturen gefallen lassen müssen, gilt auch für Reporters sans frontières: Ihr Index lässt sich in einigen Kriterien hinterfragen. Österreichs Fortschritt ist dennoch greifbar. Er liegt im Medientransparenzgesetz. Ende 2011 beschlossen, Mitte 2012 in Kraft, entscheidet seine Umsetzung über den künftigen Rang in Sachen Pressefreiheit. Dazu braucht es ähnlichen öffentlichen Druck wie soeben zum ORF.

P.S.: Im ersten Press Freedom Index lag Österreich 2002 auf Rang 26 - noch hinter Ungarn.

* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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