Gefälliger Horror von Auschwitz

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Nicholas Maws Oper "Sophie's Choice" an der Wiener Volksoper

Nach dem vom Klangbogen übernommenen "Graf von Luxemburg" feierte die Volksoper mit einer ebenfalls schon andernorts erprobten Einstudierung einen weiteren Erfolg: "Sophie's Choice" von Nicholas Maw, 2002 in London uraufgeführt, ist zur Zeit als Österreichische Erstaufführung in einer Koproduktion mit der Deutschen Oper Berlin und der Washington National Opera zu erleben.

Im Mittelpunkt der Werks nach einem mit Meryl Streep verfilmten Roman von William Styron steht die katholische Polin Sophie, die im New York des Jahres 1947 ein neues Leben beginnen will, immer wieder aber - in Rückblenden - von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, in der sie vom Opfer des Nationalsozialismus zur Komplizin wurde. Grausamer Höhepunkt: in Auschwitz wird Sophie gezwungen, das Leben eines ihrer Kinder zu opfern. Doch bis zu dieser Szene braucht man als Zuschauer sehr viel Geduld, sie kommt erst gegen Ende der weit über drei Stunden dauernden Aufführung - zu spät, um wirklich berühren zu können, denn musikalisch wurde man bis dahin mit einer gefällig untermalenden Musik gelangweilt. Maws Oper leidet unter dramaturgischen Schwächen und mangelnder musikalischer Stringenz: expressive Kraft und zupackende Dringlichkeit fehlen fast vollkommen.

Eine große Bürde für die Aufführung, die durch hohe Qualität besticht: von Seiten des exzellenten Orchesters unter Leopold Hager und der klar präzisen Regie von Markus Bothe ebenso wie durch die bis in die kleinen Rollen gute Besetzung (Ausnahme: der ausgeleiert stemmende Kurt Schreibmayer als Rudolf Höß) mit dem impulsiven Morten Frank Larsen als Nathan, dem angenehm tönenden Matthias Klink als Stingo, dem präsenten Lenus Carlson als Erzähler und Angelika Kirchschlager, der Uraufführungs-Sophie, in ihrer derzeit besten Rolle.

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