Geschichte mit Verantwortung

Werbung
Werbung
Werbung

Sempach, Königgrätz, Sarajevo, Moskau, Stalingrad: Orte wie diese haben den Verlauf der österreichischen Geschichte nachhaltig geprägt. Im zweiten Band seiner "Schicksalsorte Österreichs" setzt sich Johannes Sachslehner intensiv mit diesen "Knotenpunkten" auseinander.

Wie sehr Österreichs Geschichte auch außerhalb der heutigen Staatsgrenzen geprägt wurde, zeigt Johannes Sachslehners neuestes Buch "Schicksalsorte Österreichs, Band 2". Auf spannende Art und Weise begibt sich Sachslehner diesmal auf die Reise zu Orten wie Eger, Koniggrätz, Sarajevo oder Stalingrad und zeigt, inwiefern diese Städte, Dörfer und Landstriche zu Knotenpunkten wurden.

Dabei legt Sachslehner mit seinem neuesten Werk bewusst den Schwerpunkt auf die negativen, die unschönen Seiten unserer Geschichte. Wie der Buchtitel bereits verrät: Es handelt sich um Schicksalsorte - hier hat sich nicht alles zum Besseren gewendet, hier nahm die Historie einen unangenehmen Lauf, dem es sich zu stellen gilt. "Historisches Erinnern zielt letztlich auf die Erkenntnis, dass wir so etwas wie Verantwortung haben und dass es Schuld gibt. Schuld, die nicht weggelogen oder unter den Tisch gekehrt werden kann - und das gilt nicht nur für die Zeit des Nationalsozialismus und des Stalinismus. Habsburgs Vergeltungsschlag für die 'Rebellen' 1621 in Prag mag ein Beispiel dafür sein", schreibt Sachslehner im Vorwort seines Buches.

Unterprivilegierte und Ausgestoßene

Daher legt der Autor in seinem Werk auch den Blick auf das "Schicksal der Unterprivilegierten und Ausgestoßenen, der Andersgläubigen und Verfolgten, jener, die diffamiert und denunziert werden".

Jedem Schicksalsort widmet Sachslehner in seinem Buch mehrere Seiten, die durch interessante Bilder - teils Fotografien, teils zeitgenössische Malereien - ergänzt werden. Dabei gelingt es dem 1957 in Scheibbs geborenen Germanisten und Historiker, Geschichte lebendig zu machen. Die Kombination aus Detailwissen in Form von Jahreszahlen oder Truppenstärken einerseits und der Erzählung der Geschehnisse andererseits macht den Reiz dieses Buchs aus. Die einzelnen Kapitel sind spannend und geben einen neuen, weniger bekannten Einblick in die Geschichte Österreichs. Durch den anderen Fokus wird dem Lesern auch bereits bekanntes Wissen interessant aufbereitet.

Dazu kommt, dass das Buch viele unterschiedliche Epochen der österreichischen Geschichte abdeckt und so einen hervorragenden Überblick gibt über die Geschehnisse der vergangenen Jahrhunderte, beginnend im Schweizerischen Sempach, wo Leopold III. von Habsburg am 9. Juli 1386 in der Schlacht gegen die Eidgenossen fiel, über Sarajevo, wo am 28. Juni 1914 Thronfolger Franz Ferdinand erschossen wurde, bis zu Stalingrad, wo zwischen 19. November 1942 und 1. Februar 1943 der Zweite Weltkrieg seine entscheidende Wende nahm.

"Ich würde mir wünschen, dass diese Geschichten, so wenig sie auch alle Aspekte eines Ereignisses berücksichtigen können, die Kraft in sich tragen, aufzurütteln und neugierig zu machen, Anstoß zu geben, wieder einmal selbst genauer nachzulesen, was sich hinter dem Mythos, hinter den Legenden und Halbwahrheiten über so manchen österreichischen Schicksalsort verbirgt", hofft Johannes Sachslehner. Dieses Buch hat jedenfalls einen großen Anteil daran, dass zukünftig ein nüchterner, sachlicher und ehrlicher Blick auf die Geschichte Österreichs geworfen werden kann.

Schicksalsorte Österreichs, Band 2

von Johannes Sachslehner

Styria Premium Verlag

290 Seiten, geb., e 29,95

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung