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Maiglöckchenduft nur aus Germany

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Lohnendes Exportgeschäft für Grofjgärtnereien + Millionen Keime aus Deutschland gehen in alle Welt

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Lohnendes Exportgeschäft für Grofjgärtnereien + Millionen Keime aus Deutschland gehen in alle Welt

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West- und Norddeutschlands Großgärtnereien rüsten für die kommenden Wochen für ein nicht alltägliches Exportgeschäft: Millionen von Maiglöckchen-Keimen gehen hinaus in alle Welt. In den Vereinigten Staaten, in Kanada, in den skandinavischen Ländern und sogar im Fernen Osten, in Japan, hat sich diese Frühlingsblume einen stattlichen Kreis von Liebhabern geschaffen. Das kam nicht von ungefähr und die Geschichte dieses Exportgeschäftes ist recht interessant.

Als lange vor dem Krieg die aus Deutschland eingeführten Maiglöckchen sich im Nu die amerikanischen Blumenmärkte eroberten, fanden sich rasch geschäftstüchtige Leute, die aus dieser Tatsache ein Millionengeschäft zu machen hofften. Mit erheblichem Geldaufwand bauten amerikanische Geldleute Riesenflächen mit Maiglöckchen an. Die smarten Yankees rechneten mit einem Bombengeschäft. Stattdessen wurde es ein Reinfall ersten Ranges. Die aus Deutschland eingeführten Maiglöckchen-Stauden, die man in den USA vermehrte, zeigten zwar ein prächtiges Grün, aber sie dachten nicht ans Blühen. Trotz aller Versuche ließ sich daran nichts ändern. Die duftenden Blumen mußte man nach wie vor aus Deutschland beziehen.

Da kamen einige deutsche Großgärtnereien auf den Gedanken, den

Leuten in den USA Maiglöckchen- Keime anzubieten. Was niemand für möglich gehalten hätte, glückte: Die aus den Keimen entwickelten Stauden blühten! Blüte und Geruch unterscheidet sich in nichts von den deutschen Artgenossen. Seitdem sind die Vereinigten Staaten Großabnehmer der deutschen Maiglöckchen- Keime und Großgärtnereien haben daraus ein lohnendes Exportgeschäft gemacht.

Der Schwerpunkt der deutschen Maiglöckchenzucht lag vor dem Krieg in Frankfurt Oder und bei Wittenberge. Jetzt haben das Rheinland, Mittelholstein und die Lübecker Gegend die Nachfolge angetreten. Aus dem Kölner Raum und dem rheinischen Vorgebirge treten alljährlich Millionen von Maiglöckchen-Keimen die Reise in alle Welt an. Seit die Maiglöckchen dort — wie in den Vereinigten Staaten — das Blühen verweigern, ist man auch in den skandinavischen Ländern, in Kanada, Japan und vielen anderen Ländern auf die Keime der duftenden Blume aus Deutschland angewiesen.

Der Name „Maiglöckchen“ stimmt schon lange nicht mehr. Seit die Gärtner der Natur ein bißchen ins Handwerk pfuschten und die sogenannten „Frühblüher“ entwickelten, ist die duftende Blume — gegen entsprechende Bezahlung — fast das ganze Jahr über zu haben.

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