Grammys: Whitney Houston "fast“ live

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Musikindustrie feiert sich - und ihre Opfer: Wie der Tod von W. Houston in die Grammy-Verleihung zu integrieren war.

"D idn’t we almost have it all“, sang Whitney Houston vor 25 Jahren. Scheinbar war fast alles nicht genug. Dies beweist die Unterhaltungsindustrie jeden Tag. Die 54. Grammy-Verleihung sollte ein - verdienter - Triumph für Adele und ihr Album "21“ werden. Die Grammys sind heftig umstritten, da die Preise meist kommerzielle Erfolge und selten aufregende Kunst reflektieren. Die US-Musikindustrie feiert sich selbst und schafft es nur noch mit Mühe die Zusammenhänge der eigenen Mechanismen mit den vielen verbrannten Künstlern zu verschleiern. Heuer musste die Party zur Trauerfeier umfunktioniert werden. Dass die letzten Sommer verstorbene Amy Winehouse mit einem Grammy postum geehrt wurde, war ebenso vorauszusehen wie das Auftauchen ihres Vaters Mitch bei der Show. Papa Winehouse hat sich schon zu Lebzeiten seiner Tochter mehr um Amys Karriere als um ihren Gesundheitszustand gesorgt. Der Tod von Whitney Houston brachte die Organisatoren dann kurz außer Tritt. Ein ungemütlicher Zwischenfall der die zynischen Mühlen der Unterhaltungsindustrie entlarvte. Die Whitney-Gedenkfeier war schnell in die Grammys integriert. Es wurde öffentlich getrauert und geschluchzt, von denselben Leuten, die sich in den letzten Jahren keinen Deut um die schon lange gestrauchelte Houston scherten.

Der Verfall einer Cashcow

Seit zehn Jahren beobachtet die Welt den psychischen und physischen Verfall einer einst großen Künstlerin. Von 1984 bis 1994 war Houston neben Michael Jackson die Cashcow der Branche. Niemand hatte mehr Hits. Über 170 Millionen Alben verkaufte sie und machte viele in einer Industrie reich, die noch keine Sorgen über ein Ding namens Internet hatte. Danach kam für Whitney die Ehehölle, gefolgt von Drogen und musikalischen Flops. Die Branche ließ sie fallen, Kollegen gingen auf Distanz. Jetzt - nach ihrem Tod - ist sie wieder die Königin und wird von aller Welt geliebt. Auch bei ihrem Wien-Konzert 2010 wurde Whitney Houston verspottet. Heute kaufen die Spötter Whitneys "Greatest Hits“-CD beim Elektromarkt - und verdrücken dabei ein paar Tränen.

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