Grandioser Erfolg für Maria Bill

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Am Volkstheater ist in Michael Schottenbergs letzter Saison eine echte Sensation gelungen: Bertolt Brechts und Kurt Weills letzte Zusammenarbeit "Die sieben Todsünden" (1933) werden in der Interpretation von Maria Bill zu einem triumphalen Erfolg. Bill trifft nicht nur stimmlich die schwierigen Töne, sie ist in ihrer unprätentiösen, direkten und uneitlen Darstellung eine Frau, die versucht, den Ansprüchen einer kapitalistischen Gesellschaft gerecht zu werden und zugleich menschlichen Sehnsüchten folgt. Dass sich aus dieser Gleichzeitigkeit ein unlösbarer Konflikt ergibt, ist dramatisch reizvoll und nur von besonders wandlungsfähigen Schauspielerinnen glaubwürdig zu vermitteln.

Mit Maria Bill hat Schottenberg eine Idealbesetzung gefunden, die zeigt, wie beeindruckend hervorragende Schauspielkunst unabhängig von Lebensalter sein kann. Bill spielt ein junges Mädchen, das von ihrer Familie losgeschickt wird, um Geld einzubringen und die aufgrund ihres Anspruchs, zu funktionieren und zugleich moralisch korrekt sein zu wollen, innerlich in zwei Hälften zerfällt. Denn beides ist in einer rein an Profit orientierten Gesellschaft nicht möglich. So ist Anna 1 pragmatisch und verkauft ihren Körper, während Anna 2 ebendiese Unternehmungen durch ihr Empfinden und solidarisches Verhalten unterläuft. Brecht entlarvt die im Kapitalismus zu Tugenden pervertierten Todsünden.

Anspruchsvoll und berührend

Die den Ton angebende Familie singen Ivaylo Guberov, Martin Mairinger, Johannes Schwendinger und Wilhelm Spuller. Ins Groteske überhöht, könnten sie aus einer Robert-Wilson- Inszenierung stammen. Die totenbleich-exaltierte Maske, der trippelnde Gang: Sie sind fern gesteuerte Marionetten, die diktieren, was zu tun ist. Daneben ringt das Mädchen Anna um ein eigenes Leben, um Liebe und Erfolg. Zusammen mit dem Orchester der Vereinigten Bühnen Wien gelingt eine anspruchsvolle und berührende Produktion, für die weitere Lieder - darunter "Die Ballade von der sexuellen Hörigkeit" oder der "Barbara-Song" aus der "Dreigroschenoper" - den Auftakt machen.

Mit Tränen in den Augen nahm Maria Bill den langanhaltenden Applaus entgegen, der als Zustimmung und Dank für den Mut einer Frau verstanden werden kann, die sich immer wieder neu und bedingungslos für ihr Publikum öffnet.

Die sieben Todsünden

Volkstheater: 21., 25., 26. Oktober, 13., 20., 24. November

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