"Hochverehrte Katzenmajestät!"

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Das StifterHaus Linz erinnert mit einer Ausstellung an Enrica von Handel-Mazzetti.

Die Galerie im StifterHaus widmet der am 10. Jänner 1871 in Wien geborenen und seit 1911 in Linz lebenden Autorin Enrica von Handel-Mazzetti, die sich selbst stets als katholische Schriftstellerin empfunden hat, eine umfangreiche Darstellung ihres Lebens und Schaffens, da sich ihr Nachlass im Literaturarchiv des Hauses befindet, wo er wissenschaftlich bearbeitet und verwaltet wird. Handel-Mazzetti wurde einmal sogar Adalbert Stifter gleichgestellt und 1931 vom Katholischen Schriftstellerverband Österreichs für den Nobelpreis vorgeschlagen. Sie starb am Karfreitag des Jahres 1955 und wurde in einem Ehrengrab der Stadt Linz bestattet.

Die 50. Wiederkehr ihres Todestages im Vorjahr bot sich als Anlass an, eine Auswahl aus dem reichhaltigen Materialfundus der Öffentlichkeit zu präsentieren. Naturgemäß werden dabei Fragen zu Zeit-und Emanzipationsgeschichte, zu Mentalitäts-, Sozial-und Kulturgeschichte berührt, denen man an Hand der zur Schau gestellten Objekte nachspüren kann.

Das Konzept der Ausstellung, das von Klaus Hagenauer und Viktoria Schlögl gut strukturiert und ästhetisch ansprechend umgesetzt wurde, stammt von Petra-Maria Dallinger, seit dem Vorjahr Leiterin des StifterHauses. Da sich Handel-Mazzetti gegen außen hin abkapselte - zu den einschneidenden Neuerungen und Veränderungen ihrer Zeit fand sie so gut wie keinen Zugang, auch nicht zu ihrem sozialen Umfeld -, nahm sie die Welt, aber auch sich selbst, in zunehmendem Maße "im Gott-begnadeten Schreiben wahr". So gibt die Ausstellung Einblick in den Entwurf eines Künstlermythos zwischen Selbststilisierung und-archivierung, denn Freundschaft und Nähe lebte sie fast ausschließlich in ihren Korrespondenzen mit über tausend, zum Teil prominenten Briefpartnerinnen und-partnern aus, deren wichtigste im Kontext von Biografie und Werk dargestellt werden.

An dieser Stelle sei nun der möglicherweise irreführende Ausstellungstitel erklärt: Es handelt sich um eine Abschiedsformulierung in einem Schreiben der Schweizer Freundin Marguerite Anklin an Enrica von Handel-Mazzetti. Mit "Busipfötchen" sind weiche Katzenpfötchen gemeint. Ihre Anrede formuliert Anklin in einem anderen Brief so: "Hochverehrte Katzenmajestät ...!"

Eine so genannte "Zeitschiene" weist auf die Gleichzeitigkeit von biografischen, geschichtlichen und kulturellen Ereignissen hin. Ein außen und innen rundum begehbares Oval, das man als "Lebensinsel" ansehen könnte, bietet eine nach Themen gegliederte Fülle von Zeugnissen aus ihrem Leben und Schaffen in Wort und Bild. Mit ihren Romanen "Jesse und Maria", "Die arme Margret" oder "Stephana Schwertner" hatte sie einst Kultstatus erreicht, ab den 1920er Jahren aber war sie immer mehr in Vergessenheit geraten.

Wie immer man zur Autorin Enrica von Handel-Mazzetti stehen mag, ihr Werk, ihre Persönlichkeit und ihre Zeit(genossen) sollten - wozu die Ausstellung anregt - durchaus von weiterem Interesse für Publikum und Forschung sein.

"und küsse ihre Busipfötchen"

Enrica von Handel-Mazzetti 1871-1966. Ein Leben in Briefen

Galerie im StifterHaus,

Adalbert-Stifter-Platz 1, 4020 Linz

www.stifter-haus.at

Tel. 0732/7720/11294

Bis 23. März Di-So 10-15 Uhr

Katalog hg. von Petra-Maria Dallinger, 224 Seiten, geb. mit zahlr., z. T. farbigen Abbildungen, e 18,-

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