"Immer richtig - immer wichtig"

Wer in der Straßenbahn einen künftigen Autofahrer für die Führerschein-Prüfung büffeln sieht, erkennt in Wien meist das Bändchen der "Perlen-Reihe", in dem alle Prüfungsfragen beantwortet sind.

Wer Bridge oder Tarock lernen will, einen Namen für das erwartete Baby (samt dessen Bedeutung) sucht, wer Rat braucht für den Umgang mit Katze, Hund, Schildkröte oder Meerschweinchen, greift zur "Perlen-Reihe". Wer den Weg zum Aufstieg beschreiten will ("Wirksam reden", "Der gute Ton für meinen Sohn"): Perlen-Reihe. Mit den allgegenwärtigen Büchelchen hat man Zaubern gelernt, Handlesen, einfache Spiele für Kinder, Reime für den Hausgebrauch gefunden.

Albert Pechan hieß der Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft, der 1948 (etwa zu der Zeit, als Rowohlt seine Rotations-Romane erfand) die billigen Bändchen in Umlauf brachte - allen voran die "österreichischen Fußballregeln". Er starb 1960 an Überarbeitung, nachdem er ein Netz von Autoren und Vertreibern aufgebaut hatte. Neue Verleger machten mehr oder weniger ihr Glück, ohne Wesentliches am äußeren Kleid wie am Inhalt ändern zu müssen. "Perlen-Reihe Immer richtig - immer wichtig" stand oben auf dem Umschlag. Und das Bändchen mit "Patiencen" zog immer wieder "Neue Patiencen" für den Single-Umgang mit Spielkarten nach sich.

Die Reihe ist jetzt, durch kaufmännische Schwierigkeiten, im zum Bundesverlag gehörenden Deuticke-Verlag gelandet, hat sich aber ihren Charme und Wagemut der unmittelbaren Nachkriegszeit bewahrt, als man in jeder Hinsicht wieder klein anfangen mußte. Sie lebt heute auch ein wenig auch vom nostalgischen Reiz der fünfziger Jahre, der in Ausstellungen und Publikationen wieder beschworen wird. Die ersten bei Deuticke neu aufgelegten Bändchen zeigen eine behutsam erneuerte Ausstattung: "Was bedeutet mein Vorname?" (Band 303), "Die schönsten Weihnachtsgedichte" (304) und "Tarock - Die schönsten Varianten" (640).

Perlen-Reihe, Verlag Deuticke, Wien. Jedes Bändchen: 96 Seiten, kt., öS 148.