In der ersten Reihe heimischer Charakter-Mimen

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Er war eigentlich ein vernunftbegabter hochintelligenter Mensch, der zurückgezogen gelebt hat und allein im Stande war, so etwas zu schaffen wie die BBA. Dieses Konstrukt hat ihm geholfen, sich im großen Ganzen als Rädchen zu sehen und die Verantwortung für sein Handeln abzugeben." Der, von dem hier gesprochen wird, ist Franz Fuchs: Vor zehn Jahren, am 1. Oktober 1997, ging der Briefbombenattentäter der Gendarmerie von Gralla/Stmk. ins Netz und sprengte sich bei seiner Verhaftung beide Hände ab. Das Bild des Eigenbrötlers mit den bandagierten Arm-Stümpfen ist ebenso ins kollektive Gedächtnis Österreichs eingeschrieben - auch der journalistische Tiefpunkt, den die Krone-Schlagzeile vom 8. Oktober 1997 dazu - "Ein Bild wie ein Geständnis" - darstellte.

Oben zitierter Ausspruch stammt vom Wiener Schauspieler Karl Markovics, der den Briefbomber in Elisabeth Scharangs TV-Film Franz Fuchs - Ein Patriot verkörpert. ORF 2 strahlt den Film am 2. Oktober im Rahmen eines Themenabends zu den Briefbomben-Anschlägen, die 1993-97 das Land in Schrecken versetzten, aus (vgl. TV-Tipp, Seite 17).

"Es geht auch darum, ein umfangreiches Bild dieses Menschen zu bekommen", so Markovics, "den man nur Hasstiraden schreiend und sich inszenierend kannte, um dem Prozess zu entgehen". Eine Herausforderung für den Franz-Fuchs-Darsteller, der sich selber durch zahlreiche Medienberichte, Vernehmungsprotokolle und Archivmaterial durchgearbeitet hat. Wie kann man so einen Menschen überhaupt verkörpern? Markovics: "Man darf eigentlich nicht darüber nachdenken, sondern muss einfach nur spielen."

Franz Fuchs und seine Persönlichkeit waren für Karl Markovics eine weitere darstellerische Herausforderung, denn der 44-jährige Schauspieler ist längst in die allererste Riege heimischer Charaktermimen aufgestiegen. Mit Regisseurin Elisabeth Scharang hat er schon beim Fernsehfilm Mein Mörder (2005) zusammengearbeitet, wo er den an der Gestalt des notorischen Gerichtspsychiaters Heinrich Gross angelehnten Ex-NS-Arzt Dr. Mannhart verkörperte.

Zuletzt glänzte Markovics als jüdischer Geldfälscher Solomon Sorowitsch in Stefan Ruzowitzkys Spielfilm Die Fälscher: Auch da konnte er in einer filmischen Charakterstudie reüssieren: Den jüdische Kriminellen, der von den Nazis dazu missbraucht wird, feindliches Geld zu fälschen, um mehr Devisen zu haben, gab er facettenreich abgründig und doch menschlich nahe.

Das Massenpublikum lernte Markovics als Stockinger, den Assistenten von Polizeikommissar Moser in der TV-Serie Kommissar Rex, kennen. 1996 wurde er Titelheld des Spinoffs Stockinger, bei dem Markovics seine Kollegen bei Kommissar Rex auch darstellerisch weit hinter sich ließ.

In vielen österreichischen TV- und Filmproduktionen ist Markovics präsent, und auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, ist er hierzulande immer wieder zu sehen. Die Tante Jolesch hätte Markovics kaum in die Kategorie "A schener Mann" eingereiht. Aber gerade sein markantes Gesicht, dem er die Mimik eines Unschuldslamm ebenso zu entlocken weiß wie die Hinterfotzigkeit eines kleinen oder großen Gauners, prädestiniert Markovics für darstellerische Charakterstudien fast jed-weder Provenienz. Man darf gespannt sein, welche Nuancen der Persönlichkeit von Franz Fuchs er zum Vorschein bringen wird. ofri

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