In ein Meer von Schönheit getaucht

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Festspiele, Festivals, Festwochen - im Sommer hat die Kunst Hochkonjunktur. Warum das alles? Läuft es bloß ab? Für nicht wenige gehört ein Aufenthalt in Salzburg mit Besuch der Festspiele zum Bestandteil eines gepflegten Lebensstils.

Wenn von den Ausgaben für Kunst die Rede ist, wird immer wieder auf die positiven wirtschaftlichen Konsequenzen von kulturellen Veranstaltungen hingewiesen. Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Ein hinreichender Grund zum Musizieren ist das allerdings nicht.

Das Klangforum Wien sei eine "Veranstaltung zur Verbesserung der Welt“, schreibt Sven Hartberger, Intendant des Klangforums, in einem Text zur Präsentation dieser wunderbaren Vereinigung von Musikerinnen und Musikern. Die Verbesserung der Welt, das wäre freilich ein Grund zum Spielen und Musizieren. Aber was soll denn besser werden? Am Hunger in der Welt und an der Not vieler Menschen ändert die Kunst gar nichts.

Es gibt doch auch einen seelischen Hunger, ließe sich einwenden. Die Menschen hungern und dürsten nach Schönheit, nach Sinn, nach Fülle. In unserer Welt herrscht Mangel an all dem. Die Kunst hilft diesem Mangel ab. Wenn ich allerdings die Kunst damit begründe, dass sie einem Bedürfnis entspricht, dann bewege ich mich auf einem wenig tragfähigen Boden. Was ist, wenn die Kunst, wie oft im Zeitgenössischen, diesem Bedürfnis nicht entspricht, wenn sie anders ist als erwartet?

Die Kunst hilft keinem Mangel ab. Sie zeigt vielmehr, dass dieser Mangel gar nicht existiert. Sie öffnet die Sinne dafür, dass wir bereits jetzt in ein Meer von Schönheit eingetaucht sind. Sie verbessert die Welt, indem sie wahrnehmen lehrt. In den kleinsten Dingen ist das Wunder zu entdecken. Grund genug zu musizieren.

* Der Autor ist Kunsthistoriker und Rektor der Jesuitenkirche in Wien

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